Motorola Moto 360 im Test Diese Smartwatch ist rund, schön und manchmal dumm
Das hätte ich nicht gedacht: So klobig Motorolas Moto 360 auf den ersten Blick wirkt, so angenehm ist die Smartwatch zu tragen. Obwohl sie satte elf Millimeter dick ist, stört sie überhaupt nicht. Sie wiegt ja auch nur 49 Gramm, analoge Zeitmesser hängen oft wesentlich schwerer am Arm. Vor allem aber sieht sie einfach gut aus.
Während Samsung, LG und Sony ihre Smartwatches bisher noch um eckige Bildschirme herum konstruierten, ist die Moto 360 kreisrund. In Kombination mt dem schlichten Gehäuse wirkt sie wie eine edle Armbanduhr und nicht wie ein Armbandcomputer. Einzig die G Watch R von LG könnte ähnlich schick werden. Doch die Moto 360 kommt eine Woche früher in die Läden und ist mit 249 Euro billiger als die LG. Außerdem bietet sie sogar eine drahtlose Ladefunktion (siehe Bilderstrecke)
Den besonderen Charme der Uhr macht das runde Display aus, das mit seiner ungewohnten Form fasziniert und auch qualitativ überzeugt. Selbst schräg von der Seite lässt es sich gut ablesen. Bei Bedarf strahlt es so hell, dass es auch bei Sonne zu gebrauchen ist.
Immer genug Licht
Ein Sensor regelt die Helligkeit passend zum Umgebungslicht, sodass man immer den besten Kompromiss aus Ablesbarkeit und Stromverbrauch hat. Außerdem schaltet sich der Bildschirm nach einigen Sekunden Untätigkeit ab, um Energie zu sparen. Das ist einerseits nervig, weil die Uhr gefühlt viel zu oft und viel zu schnell abschaltet. Anderseits ist das dringend nötig. Im Test hielt mein Gerät, ein Vorserienmodell, mit einer Akkuladung selten länger als acht bis zehn Stunden durch.

Motorola Designstück: Die Smartwatch Moto 360 im Test
Auf den ansonsten makellosen Bildschirm fällt nur ein kleiner Schatten: Am unteren Rand bleibt ein mehrere Millimeter breiter Bereich stets schwarz und unbenutzbar. Das sei technisch nicht anders machbar, erklärte mir ein Motorola-Mitarbeiter. Offenbar stecken dort Teile der Touchscreen-Elektronik.
Ohne Smartphone nur ein teurer Schrittzähler
Ohnehin ist der untere Bereich der Uhr oft nicht zum Ablesen der Uhrzeit zu gebrauchen, weil dort immer jene aktuelle Mitteilung eingeblendet wird, die die Uhr als besonders relevant einstuft. Mal ist das der Hinweis auf einen anstehenden Termin, mal eine neue E-Mail, mal aber auch nur das aktuelle Wetter.
Was die Uhr tatsächlich alles anzeigen und tun kann, hängt davon ab, welche Apps man auf ihr beziehungsweise auf dem Smartphone installiert, mit dem man sie per Bluetooth koppelt. Auf sich allein gestellt ist die Moto 360 nur ein teurer Schrittzähler mit Pulsmesser und Kalenderfunktion.
Das Eckige passt nicht ins Runde
Bei meinen Selbstversuchen funktionierten allerdings nicht alle Apps wie versprochen oder erhofft. Der Webbrowser "WIB" zum Beispiel müht sich beim Versuch ab, Webseiten im üblichen rechteckigen Format anzuzeigen, was auf dem runden Bildschirm nicht so recht klappen kann. Rund ist zwar schön, aber nicht immer praktisch.
Nervig war auch, dass die Uhr meine Spracheingaben oft falsch interpretierte oder die gewünschte Aktion nicht ausführte. Der Versuch, die Fitness-App Runtastic per Sprachbefehl zu aktivieren, wurde lediglich mit einer Web-Suche zu diesem Begriff quittiert. Auch manuell klappte der App-Start nicht immer, sodass ich die Software letztlich doch manuell auf dem Smartphone startete. Auf diese Weise aktiviert, zeigte Runtastic auf dem Bildschirm der Uhr Zwischenzeiten und die zurückgelegte Distanz an. Im Grunde ist das gut, nur der Weg dahin ist mir zu umständlich.
Fazit
Das Betriebssystem Andrioid Wear gibt es vor: Viel kann die Moto 360 nicht. Doch im Zusammenspiel mit einem Smartphone hat sie zumindest einen begrenzten Zusatznutzen: etwa, wenn man eine SMS diktiert oder sich per Google Maps durch eine fremde Stadt führen lässt. Wie die meisten Smartwatches ist sie nur ein zweiter Bildschirm fürs Mobiltelefon - allerdings ein wunderschöner. Eine schmerzliche Einschränkung ist aber die Akkulaufzeit, die ich als zu kurz empfand. Doch das lässt sich sicher per Software-Update verbessern.