Razr 5G im Test Motorolas teurer Faltenwurf

Mit 5G-Mobilfunk und einem neuen Prozessor soll die zweite Auflage von Motorolas Klapp-Smartphone der Konkurrenz Paroli bieten. Im Test klappte das noch nicht überzeugend.
Sieht hübsch aus, aber in dieser Position lässt sich das Razr 5G nur mit einem gewissen Kraftaufwand halten

Sieht hübsch aus, aber in dieser Position lässt sich das Razr 5G nur mit einem gewissen Kraftaufwand halten

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Nachdem gerade erst Samsung mit dem Galaxy Z Fold2 5G eine neue Generation seiner Falt-Smartphones auf den Markt gebracht hat, legt nun Motorola nach. Mit dem Razr 5G legt der Konzern die zweite Version seines Klapp-Smartphones vor. Dessen Design ist an das des klassischen Klapphandys Razr V3 angelehnt, mit dem das Unternehmen kurz nach der Jahrtausendwende und kurz bevor der Begriff Smartphone geprägt wurde, gewaltige Erfolge feierte.

Genau wie das Original lässt sich auch das neue 5G-Modell um eine horizontale Achse aufklappen. Im direkten Vergleich mit meinem rund 16 Jahre allen Razr V3 fällt allerdings gleich auf, dass das bei der Neuauflage nicht so lässig einhändig geht wie damals. Denn während das V3 sich auf eine leichte Bewegung des Daumens hin fast von selbst aufklappt und nach sanftem Druck mit dem Zeigefinger wieder einklappt, ist beim Razr 5G mehr Arbeit nötig.

Cool klappt das nicht

Der Grund dürfte in der robusten Konstruktion des dicken Scharniers liegen, das nicht nur dafür sorgt, dass sich das Gerät öffnet und sein 6,2 Zoll großes Display auffaltet, sondern das beim Zusammenklappen auch ein paar Millimeter dieses Displays in den unteren Teil des Gehäuses schiebt, damit der keine Falten wirft. Während die Mechanik dahinter sicher beeindruckend ist, lautet die praktische Konsequenz: Einhändig kann ich das nicht mehr aufklappen, schon gar nicht lässig.

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Motorola Razr 5G

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Immerhin: Wenn der Bildschirm dann mal aufgeklappt ist, macht er einen guten Eindruck, auch wenn er nicht so hell und brillant ist wie der im Galaxy Z Fold2 5G. Dafür hat er auch keine Mittelfalz, wie sie beim Samsung-Modell zu sehen ist. Stattdessen erkennt man eine kleine Welle, wenn man ihn seitlich betrachtet. Der Grund hierfür sind zwei quer verlaufende Streben, die den Plastikbildschirm stützen sollen. Ohnehin klappt der Bildschirm nicht vollkommen gerade auf. Legt man etwa ein Geodreieck darüber, zeigt sich, dass in der Mitte immer ein Spalt frei bleibt. Statt auf volle 180 Grad entfaltet sich das Display eher auf geschätzt 178 oder 179. Schlimm ist das nicht, aber man sieht es eben.

Mit dem starren Außen-Display kann das nicht passieren. Den 2,7 Zoll kleinen Bildschirm nutzt Motorola, um Mitteilungen und E-Mails anzuzeigen, oder als XL-Sucher für die 20-Megapixel-Selfie-Kamera. Grundsätzlich soll man darauf aber auch andere Apps bis hin zu Spielen nutzen können. In der Praxis ist das bei einer Taschenrechner-App zwar noch sinnvoll, aber wer würde sich beispielsweise YouTube-Videos auf dem Winz-Bildschirm anschauen, wenn ein viel größerer nur ein Aufklappen erfordert?

Die Kamera kann was, aber nicht alles

Bei den Kameras hat Motorola gegenüber dem Razr von 2019 ordentlich nachgelegt und baut jetzt einen 48-Megapixel-Sensor in die Rückkamera ein. Indem der jeweils vier Sensorpixel zu einem Bildpixel zusammenrechnet, produziert er zumindest bei Tageslicht recht gute Aufnahmen. Im Nachtmodus hingegen greift Motorolas Fotosoftware etwas zu beherzt ein, sodass die Bilder manchmal etwas gemalt wirken und Kompressionsartefakte zeigen.

Vergleich des Nachtmodus: Links mit dem Motorola Razr 5G aufgenommen, rechts mit einem iPhone 11 Pro Max
Vergleich des Nachtmodus: Links mit dem Motorola Razr 5G aufgenommen, rechts mit einem iPhone 11 Pro Max

Vergleich des Nachtmodus: Links mit dem Motorola Razr 5G aufgenommen, rechts mit einem iPhone 11 Pro Max

Statt eines High-End-Prozessors setzt Motorola beim Razr 5G Qualcomms Mittelklasse-Chip Snapdragon 765G ein. Für alle Aufgaben, mit denen ich ihn konfrontiert habe, liefert auch der genug Leistung, zumal ihm großzügige acht Gigabyte Arbeitsspeicher zur Verfügung stehen. Eng könnte es aber in ein paar Jahren werden, wenn Apps und Betriebssystem nach mehr Performance verlangen. Apropos Betriebssystem: Motorola liefert das Razr 5G noch mit Android 10 aus, statt mit der neuen Version 11.

Kein Dauerläufer

Die zarte Hoffnung, der Mittelklasse-Prozessor würde für viel Ausdauer sorgen, erfüllt sich in meinem Akkutest leider nicht. Beim Endlos-Abspielen eines Full-HD-Films bei voller Bildschirmhelligkeit schaltete sich das Motorola nach etwas mehr als sieben Stunden ab. Zum Vergleich: Samsungs Galaxy Z Fold2 5G hielt in demselben Test zwölfeinhalb Stunden durch.

Bleibt noch zu erwähnen, dass der Speicher mit 256 Gigabyte ordentlich Platz bietet, aber nicht erweiterbar ist. Vor allem aber sei erwähnt, dass das Razr 5G im Gegensatz zum Razr von 2019 nun zusätzlich oder anstelle einer elektronischen eSim auch eine physische SIM-Karte verwenden kann. Dem Vorgänger fehlte dafür schlicht der Steckplatz.

Fazit

Mit einem Preis von 1500 Euro liegt das Razr 5G preislich zwischen Samsungs Galaxy Note 20 Ultra 5G und Apples iPhone 11 Pro Max, wenn man diese beiden mit 512 GB Speicher bestellt, ist aber deutlich bescheidener ausgestattet.

Das ist ein sportlicher Aufpreis für ein Falt-Display und ein bisschen Retro-Design.

Hintergrund: Produkttests im Netzwelt-Ressort

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