Motorola In-Ohr-Kopfhörer im Test Endlich komplett kabellos

Mit Motorolas Verve Ones+ gibt es jetzt nach vielen Ankündigungen Kopfhörer, bei denen die linke und rechte Seite nicht mehr miteinander verkabelt sind. Wir haben sie ausprobiert.
Foto: Matthias Kremp

Wow, das Versprechen klingt gut: Die neuen In-Ohr-Kopfhörer von Motorola brauchen keine Kabel mehr, gar keine. Nicht mal zwischen den Modulen für das linke und das rechte Ohr verläuft noch ein Kabel. Stattdessen kommunizieren die beiden Hälften dieses Kopfhörers per Funk miteinander. Mit Smartphone, Tablet oder Computer nehmen sie per Bluetooth Kontakt auf.

Ganz neu ist die Idee nicht. Die schwedische Firma Earin beispielsweise hat ähnliche Kopfhörer als Kickstarter-Projekt entwickelt , für die gibt es in Deutschland aber leider noch keinen Vertrieb. Das Münchener Start-up Bragi arbeitet schon lange an seinen Dash-Ohrhörern, konnte uns bisher aber noch keine Testgeräte bereitstellen. Mit 27 Sensoren und eigenem Betriebssystem sind die allerdings schon fast In-Ohr-Computer.

Motorola hingegen liefert. Beim ersten Ausprobieren funktionieren die Verve Ones+ problemlos: Die Ohrhörer sind schnell mit meinem iPhone gekoppelt, spielen Musik ab. Anrufe nehme ich entgegen, indem ich eine große Taste auf der Rückseite der Ohrstöpsel drücke. Drücke ich etwas länger, startet ein akustisches Menü, in dem ich, gesteuert von automatischen Ansagen, einige Einstellungen vornehmen kann.

250 Euro für Kopfhörer - lohnt sich das wirklich?

Bequemer geht das Ändern der Einstellungen in der Hubble Connect-App, die Motorola für die Kopfhörer der Verve-Life-Serie zur Verfügung stellt. Dort kann ich die Sprache der Ansagen umstellen und verschiedene Equalizer-Einstellungen auswählen.

Die meisten davon taugen nichts. Die Einstellung "Bass" beispielsweise betont zwar tiefe Töne etwas mehr, führt ansonsten aber zu einem sehr muffligen Klangbild, als hätte man dem Headset Socken übergezogen. Ich entscheide mich schließlich für die Einstellung "Motosound", die ein recht klares Klangbild erzeugt. Oberklasse-Sound ist das immer noch nicht, aber nicht übel.

Sinnvoll und nützlich ist auch die Einstellung "Durchgeleitetes Audio". Sie sorgt dafür, dass die Kopfhörer neben der Musik auch Geräusche wiedergeben, die von den eingebauten Mikrofonen erfasst werden. beim Joggen oder Radfahren ist das nützlich, um den Verkehr auch akustisch mitzukriegen.

Gelegentliche Aussetzer

Die Schutzhülle, die Motorola mitliefert, gefällt mir, auch wenn sie aussieht wie ein Zubehörteil für einen Gartenschlauch. Sobald man die Headsets in die darin vorgesehen Aussparungen einsetzt, werden sie vom Akku der Schutzhülle aufgeladen. Damit sie unterwegs nicht verloren gehen, lassen sich Innenteil und Außenhülle gegeneinander verdrehen, die Ohrhörer verschwinden dabei sozusagen im Bauch der Schutzhülle.

Allerdings kommunizieren die Verve Ones+ auch nur dann mit der App, wenn sie in der Schutzhülle stecken. Sobald man sie dort herausnimmt, bricht die Verbindung zur App ab. Auch untereinander haben sie manchmal Kommunikationsprobleme. Beim Musikhören setzt in unregelmäßigen Abständen das rechte Headset für einen kurzen Augenblick aus.

Blindtexte statt Erklärungen

Während es einfach ist, per Druck auf die Headset-Tasten Anrufe anzunehmen oder Musik vor- und zurückzuspielen, lässt sich die Lautstärke nicht an den Headsets regeln. Dafür muss man dann doch wieder das Handy aus der Tasche ziehen.

Fotostrecke

Motorola Verve Ones+: So sehen die komplett kabellosen Kopfhörer aus

Foto: Matthias Kremp

Eine brauchbare Anleitung, die mir zeigt, welche Möglichkeiten die immerhin 250 Euro teuren Verve Ones+ haben, und wie ich sie nutze, gibt es von Motorola leider nicht. Lediglich eine dürftige FAQ und ein paar kurze Lehrvideos stehen bereit, um die Grundfunktionen zu erklären.

Dass Motorola hier noch Arbeit zu leisten hat, macht die Übersichtsseite der Lehrvideos deutlich. Statt Erklärungen, was in den insgesamt vier Videos zu sehen ist, stehen dort nur Standard-Blindtexte: "Lorem ipsum dolor sit amet..."

Schöner Versuch, Motorola. Aber für 250 Euro hätte ich mehr erwartet als Mittelklasse-Sound, lückenhafte Bedienfunktionen und gelegentliche Aussetzer. Ich bin gespannt, ob sich diese Macken per Softwareupdate beheben lassen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, Siri und Google Now würden sich nicht per Knopfdruck aktivieren lassen. Tatsächlich kann man beide Systeme starten, indem man mehrere Sekunden lang die Taste des linken Ohrhörers drückt.

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