Mysteriöses Januar-Event Apple will angeblich Lehrbuch-Markt aufrollen

iBooks Store auf dem iPad: Demnächst voller Lehrbücher?
Es ist wie so oft: Apple sagt nichts und doch brummt es auf allen Kanälen. Angeblich werde der Konzern Ende Januar eines seiner berühmten Presse-Events veranstalten, das berichtete am Montag "AllThingsD", das Tech-Blog des "Wall Street Journal" mit Verweis auf nicht genannte Quellen, die mit den Vorgängen vertraut seien. Allerdings nicht wie üblich im kalifornischen San Francisco oder Cupertino, sondern im winterlich kalten New York.
Worum es bei dem Event gehen werde, konnte "All Things D" nicht klären. Nur, dass wohl keine neue Hardware präsentiert werde. Weder ein neues iPad noch das angeblich von Apple entwickelte Fernsehgerät werde gezeigt. Einzig die Information, Apple-Manager Eddy Cue sei in die Planung eingebunden, wurde gemeldet. Cue ist der Chef der Abteilung Internet Software and Services und damit unter anderem für alles, was iTunes angeht, verantwortlich.
Die Vermutung es werde bei dem Event um Medien gehen, liegt nahe. Darüber, was Apple im Detail vorhaben könnte, wird im Netz eifrig spekuliert, teils mit guten Argumenten. So hat Fox-TV-Moderator Clayton Morris zusammengetragen, was er erfahren haben will.
Dazu gehört in erster Linie, dass das Event eigentlich bereits für den Herbst geplant war, dann aber auf den Winter verschoben wurde. Laut Morris werde es vor allem um Bildungsprojekte gehen. Ein Thema sei die iTunes University, ein System, über das man Universitäts-Vorlesungen, Sprachkurse, Hörbücher und Podcasts kostenlos herunterladen kann. Desweiteren würden Lehrbücher auf dem iPad Thema sein. Das sei auch der Grund gewesen, das Event nach New York zu verlegen. Dort sind viele Lehrbuchverlage beheimatet.
Für diese Theorie spricht, dass der verstorbene Apple-Chef Steve Jobs schon immer ein besonderes Augenmerk auf den Bildungsmarkt gelegt hatte. "Business Insider" hat sich die Mühe gemacht, die gerade erst veröffentliche Steve-Jobs-Biographie von Walter Isaacson nach entsprechenden Hinweisen abzusuchen.
Ein selbstloser Weltverbesserer?
Demnach hatte Jobs sich vorgenommen, den Markt für Lehrbücher in die digitale Welt - also aufs iPad - zu übertragen. Ähnlich wie Apple das mit dem iPod und der Transformation der Musikindustrie getan hat.
Demnach sollten Lehrbücher für das Apple-Tablet umgearbeitet und kostenlos über iTunes verteilt werden. So wollte Jobs den Freigabeprozess von Lehrbüchern durch staatliche Stellen umgehen, den er für korrumpiert hielt. Als Vorteil seines Plans soll er außerdem angesehen haben, dass es die Ranzen der Schulkinder von den vielen schweren Schulbüchern entlaste, wenn sie künftig nur noch ein iPad zum Unterricht mitbringen müssen.
Steve Jobs deshalb als selbstlosen Weltverbesserer anzusehen, wäre aber eine Fehlinterpretation. Unterm Strich dürfte sich ein solcher Aufwand schon deshalb auszahlen, weil Apple auf diese Weise Millionen iPads in den Bildungsbereich verkaufen könnte, an junge Kunden, die damit schon früh an die Marke Apple und das digitale Ökosystem iTunes gebunden werden könnten.
Multimedia in Büchern?
Doch bei Lehrbüchern wird es nicht bleiben, vermutet "Ars Technica". Eine weitere Ankündigung in New York könnten Erweiterungen Lese-App iBooks mitsamt dem daran gekoppelten E-Book-Shop sein. Demnach war die Veröffentlichung des kostenlosen E-Books "Yellow Submarine" vor wenigen Wochen dazu gedacht, die multimedialen Möglichkeiten digitaler Bücher zu demonstrieren. In New York werde Apple nun ankündigen, künftig den neuen E-Book-Standard Epub 3 zu unterstützen, der solche Möglichkeiten von sich aus bietet.
Mit einem solchen Schritt könnte Apple Amazon zuvorkommen, das seinerseits angekündigt hat, das Format seiner Kindle-E-Books demnächst per HTML 5 und CSS um Multimediafähigkeiten zu ergänzen. Amazon ist bislang unangefochtener Marktführer bei digitaler Literatur. Mit dem Kindle Fire hat der Konzern kurz vor Weihnachten noch sehr erfolgreich ein Konkurrenzprodukt zu Apples iPad auf den Markt gebracht.
Da kommt noch was
"Ars Technica" wünscht sich von Apple außerdem eine Software, mit der es weniger aufwendig wird, neue oder vorhandene Texte ins digitale Epub-Format zu überführen. Damit würde es Verlagen und vor allem freischaffenden Autoren leicht gemacht, ihre Texte als E-Book zu veröffentlichen.
Aber all das sind bisher nur Vermutungen, Mutmaßungen und Wunschdenken. Apple hat sich, wie immer in solchen Fällen, zu den Gerüchten nicht geäußert. Vieles spricht allerdings dafür, dass sie zumindest teilweise zutreffend sind. Neue Hardware wird Apple erst später veröffentlichen, ein iPad 3 im Februar, danach neue iMacs, Macbooks und im Sommer ein iPhone 5. Das Jahr hat ja gerade erst begonnen.