Nano-Spray Neverwet Nie mehr Angst vor Rotweinflecken

Neverwet-Beschichtung: Flüssigkeitstropfen bilden fast perfekte Kugeln.
Bei diesem Anblick stockt iPhone-Liebhabern der Atem: Mit eingeschalteter Stoppuhr legt da jemand sein eingeschaltetes Apple-Smartphone in eine Schüssel voller Wasser. Normalerweise bedeutet das den sofortigen Elektrotod eines Mobiltelefons. Doch diesem iPhone scheint das Wasser nichts anzuhaben. Es läuft unter Wasser weiter, signalisiert sogar einen ankommenden Anruf.
Zu sehen ist die Szene in einem Werbevideo der Firma Ross Technologies, die mit dem Experiment für eine neue Nano-Beschichtung wirbt, die angeblich so ziemlich jede Oberfläche vor Schmutz und Nass schützen kann.
Die Idee, ein solches Nano-Spray zu entwickeln, ist im Mutterunternehmen von Ross Nanotechnology, der Ross Technology Corporation entstanden. Die Firma hat sich auf den Bau von Stahlkonstruktionen, insbesondere für Hochregallager, spezialisiert. Ein typisches Problem, mit dem solche Konstruktionen zu kämpfen haben, ist Korrosion. Mit den üblichen Mitteln zum Schutz der Stahlträger vor Rost und Schmutz war das Unternehmen nach eigenen Angaben nicht zufrieden, begann deshalb selbst nach einem Wundermittel zu forschen.
Das Ergebnis ist jene Nano-Beschichtung, die das iPhone im oben geschilderten Video vor dem Wasser schützen soll. Bei einer Beschichtung des Smartphones durch simples Besprühen von außen dürfte es dabei aber kaum geblieben sein. Ein iPhone hat verschiedene Öffnungen, durch die Wasser eindringen kann - also müssen die Ingenieure wohl auch das Innenleben behandelt haben.
Der Winkel muss stimmen
Dass so etwas geht, zeigt das Unternehmen in einem anderen Video. Darin ist die beschichtete Hauptplatine eines PC zu sehen, von der Wasser abperlt wie von einer Lotusblüte. Auch Schokoladensoße, die eifrig über die Platine gegossen wird, perlt sofort ab. Der Grund: Das Schutz-Spray weist nicht nur Wasser ab (hydrophob), sondern auch Öl (oleophob). Der Hersteller preist seinen Wunderstoff als superhydrophob und superoleophob. Zur Begründung heißt es, der Kontaktwinkel der Neverwet genannten Beschichtung liege zwischen 160 und 175 Grad.
Als Kontaktwinkel wird dabei der Winkel zwischen einem Tropfen Flüssigkeit und einer Oberfläche bezeichnet. Bei frisch gewachsten PKW liege dieser Winkel bei 90 Grad, in einer Teflon-Pfanne bei 95 Grad. Das Ergebnis sei, dass Flüssigkeitstropfen auf einer Neverwet-Oberfläche durch ihre Oberflächenspannung nahezu perfekte Kugeln bilden. Der Hersteller geht sogar soweit zu sagen, entsprechend Flüssigkeiten würden beschichtete Oberflächen quasi gar nicht mehr berühren, stattdessen einfach herunterrollen.
Das klingt toll - aber bislang gibt es keine unabhängigen Tests. Wie gut Neverwet wirklich funktioniert, weiß bislang nur der Hersteller.
Vier Lizenzen für diese Technologie hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits an andere Hersteller verkauft, man verhandele mit weiteren Interessenten. 2012 will die Firma eine Neverwet-Variante für jedermann anbieten. Ein Spray, mit dem man beliebige Oberflächen behandeln kann, damit sie Flüssigkeiten abstoßen. Wann genau das Wundermittel fertig sein wird, was es kosten soll und wo man es dann kaufen kann, ist noch unklar.
Bis es soweit ist und man selbst überprüfen kann, ob das Nano-Spray die Versprechen einlöst, muss man sich mit den Neverwet-Werbevideos begnügen, in denen Wasser, Schmutz und Schokolade so verheißungsvoll über Oberflächen fließen.