
Netgear ReadyNas RN214: My Cloud is my Castle
Netzwerkfestplatte in der Praxis Meine Cloud ist selbst gebaut
Machen sie regelmäßig Back-ups von Ihrem Computer? Ich auch nicht. Zwar steht eine extra dafür angeschaffte Back-up-Platte auf meinem Schreibtisch, aber realistisch betrachtet mache ich mir viel zu selten das bisschen Mühe, sie einzuschalten, anzustöpseln und neue Dateien darauf zu sichern. Und damit bin ich bestimmt nicht allein.
Dabei wäre ein Festplatten-Crash für mich ein Desaster: Neben privaten Fotos, Musik und Videos liegen schließlich auch viele Texte, Dokumente und meine digitalen Steuererklärungen auf den Festplatten meiner Notebooks. Die müssen gesichert werden: regelmäßig, am besten automatisch.
Das schlechte Gewissen hat mich dazu getrieben, mir ein sogenanntes NAS zuzulegen, ein Network Attached Storage, kurz, eine Netzwerkfestplatte. Wobei dieser Begriff irreführend ist. Ein gutes NAS besteht aus mindestens zwei Festplatten. Die werden in der Regel zusammengeschaltet, um die Datensicherheit zu erhöhen.
Vereinfacht ausgedrückt werden alle auf so einem Festplattenverbund abgelegten Daten doppelt gespeichert, einmal auf jeder der beiden Festplatten. Geht eine davon kaputt, bleiben die Daten immer noch auf der anderen erhalten. Dass beide Platten gleichzeitig ausfallen, ist unwahrscheinlich. Raid, Redundant Array of Independent Disks, heißt der Fachbegriff dafür, aber den müssen Sie sich nicht merken.

Netgear ReadyNas RN214: My Cloud is my Castle
Zur Sicherheit wird der Speicherplatz halbiert
Wichtiger ist zu verstehen, dass die zusätzliche Datensicherheit eines solchen Raid-Systems viel Speicherplatz verbraucht. Schaltet man zwei Festplatten mit je einem Terabyte zusammen, kann man nur ein Terabyte nutzen, weil ja alles doppelt gesichert wird. Die zusätzliche Sicherheit des Raid-Systems wird also teuer erkauft.
Das fängt schon mit dem Grundsystem an. Das getestete Modell ReadyNas RN214 von Netgear, mit Platz für vier Festplatten, kostet leer knapp 400 Euro. Hinzu kommen die Festplatten. Spezielle NAS-Laufwerke kosten mit einem Terabyte (TB) Speicherplatz etwa 60 bis 80 Euro, 4 TB bekommt man für knapp 150 Euro. Günstiger fährt man oft mit Komplettangeboten. Eine Linkstation 220 von Buffalo wird inklusive zweier 3-TB-Festplatten für 270 Euro angeboten, ist dann aber auch nicht mehr erweiterbar.
Für das viele Geld bekommt man bei einem NAS-System wie dem hier getesteten einige nützliche Zusatzfunktionen. Im Grunde sind die Geräte kleine Server, und so kann man sie auch benutzen, beispielsweise als private E-Mail-Server oder als Webserver, über den man ein Blog oder eine Webseite ins Internet stellt.
Wolkige Aussichten
Aber all das will ich nicht. Drei Dinge sind mir wichtig. Zum einen sollte das System Backu-ps von den Macs und Windows-Rechnern meiner Familie machen, am besten automatisch. Zum anderen soll es unsere Fotos, Videos und Musik aufnehmen können, damit wir sie auf unseren Netzwerk-Lautsprechern und dem Fernseher ansehen und anhören können.

Benutzeroberfläche der Netzwerkfestplatte
Und zu guter Letzt wollte ich meinen eigenen Cloud-Speicher haben, den ich mit Smartphone und Tablet unterwegs nutzen kann, ohne meine Daten fremden Server anvertrauen zu müssen. Nebenbei hoffte ich, durch das Auslagern von Daten auf das NAS Platz auf der viel zu kleinen SSD meines Notebooks schaffen zu können.
Nie mehr USB-Sticks
Als ich etwas Ähnliches vor ein paar Jahren schon mal versucht habe, gab ich nach ein paar Tagen ergebnislos auf. Das war viel zu kompliziert, schon weil ich dafür etliche Einstellungen an meinem Internetrouter hätte ändern müssen. Mit dem Netgear-ReadyNAS 214, das ich mir jetzt vorgenommen habe, hingegen lässt sich fast alles mit ein paar Mausklicks erledigen.
Das fängt mit den Back-ups an. Statt, wie früher, wichtige Dateien auf USB-Festplatten zu sichern, hat jetzt jedes Familienmitglied einen Ordner auf dem NAS, in dem Apples Back-up-Software Time Machine Sicherungskopien ablegen kann. Weil das automatisch funktioniert, geht nichts mehr verloren. Auf dem Windows-Notebook sorgt eine kleine Netgear-App dafür, dass alle wichtigen Dateien automatisch gesichert werden.
Filme, Videos, Fotos und Musik habe ich von meiner alten externen Festplatte in die entsprechenden Ordner auf dem NAS kopiert. Das hat zugegebenermaßen eine Weile gedauert, dafür kann ich jetzt beispielsweise Urlaubsfotos übers Netzwerk auf meinem Fernseher zeigen, brauche dafür keinen USB-Stick mehr und habe immer Zugriff auf alle Bilder.
Bye-bye Dropbox
Die Einrichtung der Cloud-Funktion erfolgt bei der Einrichtung des Systems quasi automatisch. Zwar kann man das NAS auch so konfigurieren, dass es nur im eigenen Netzwerk funktioniert, aber ich will es ja auch als Cloud-Speicher nutzen. Dazu muss ich während der Installation einen Account bei Netgears ReadyCloud-Dienst einrichten.

ReadyNAS-App
Nachdem das erledigt ist, kann ich über die ReadyCloud-App, die es für Android und iOS gibt, von unterwegs auf meine Daten zugreifen. Die App bietet sogar eine Funktion, die meine Handyfotos automatisch auf das NAS kopiert.
An PC und Mac kann ich mich über einen Webbrowser einloggen. Fast nebenbei stolpere ich dabei über die Möglichkeit, Ordner und Dateien für andere Nutzer über einen Link freizugeben.
Fazit
So sperrig und abschreckend der Begriff Network Attached Storage sein mag, so einfach ist ein solches System heute in der Anwendung. Im Grunde kommt man ohne Netzwerkkenntnisse klar, vieles ist selbsterklärend.
Wenn man aber wirklich Hilfe braucht, stößt man sich auf Netgears Support-Webseite leider oft die Nase, weil etliche Erklärdokumente nur auf Englisch vorliegen. Zudem wirken Netgears Smartphone-Apps ausgesprochen altbacken. Empfehlenswert ist die Anschaffung eines solchen Systems trotzdem. Zur Sicherheit.