Neue Computerzeitschrift Heise bringt eigenes Mac-Magazin heraus

Web-Seite zur Zeitschrift "Mac & i": Aktuelles lieber im Web statt auf Papier
Macs sind teuer, taugen nur für Desktop-Publishing und sind sowieso eine winzige Nische. So in etwa lautet die übliche Meinung über die Computer und eigentlich auch alle anderen Produkte von Apple. Kein Wunder also, dass es in einem Markt, in dem es von PC-Zeitschriften nur so wimmelt, gerade mal drei Mac-spezifische Periodika gibt, die man als leidlich erfolgreich bezeichnen kann. Und doch will sich jetzt eines der Schwergewichte der PC-Berichterstattung in dieser Nische breit machen: Der Heise-Verlag, bei dem auch die "c't" erscheint, eine der erfolgreichsten PC-Postillen Europas.
Ab Februar 2011 will Heise sein eigenes Mac-Magazin auf den Markt bringen, das "c't special Mac & i". Vorerst vierteljährlich, wie es für Sonderhefte in der Branche üblich ist, aber offenbar durchaus ernst gemeint. Denn anders als Sonderhefte sonst produziert werden, soll dieses Blatt nicht von den Redakteuren der Stammzeitschrift, hier also der "c't", quasi nebenbei gestemmt werden. Stattdessen hat sich der Hannoveraner Verlag, der unter anderem mit dem Druck von Telefonbüchern stattliche Summen verdient, eine eigene Redaktion für das neue Blatt gegönnt - und die hat es in sich.
Für eine Zeitschrift jedenfalls, die nur alle drei Monate erscheinen soll, ist die Redaktion mit acht Redakteuren nicht nur ausgesprochen üppig mit Personal ausgestattet. Zusätzlich haben die Verlagsverantwortlichen auch etliche Jahrzehnte Apple-Know-how versammelt. Auf dem Chefsessel etwa sitzt mit Stefan Ehrmann nicht nur der Stellvertretende Chefredakteur der "c't", sondern auch jemand, der sein gesamtes Redakteursleben lang über Apple geschrieben und das Mac-Ressort bei der "c't" ins Leben gerufen hat.
Programmierer, Blogger und ein Ehren-Hacker
Seine Mannschaft besteht durchweg aus Experten, die Apple und deren Produkte seit langem kennen und sich auch nicht scheuen, Mängel und Schwachstellen anzukreiden. So wie Hardware-Tester Johannes Schuster, der beispielsweise keine Gelegenheit auslässt, darauf hinzuweisen, dass die hochglanzverspiegelten Bildschirme von iMacs und Macbooks nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Mac-Afficionados wird Leo Becker ein Bekannter sein. Auch wenn sie seinen Namen nicht kennen, dürften die meisten davon doch sein Blog fscklog kennen, mit dem er sich seit einigen Jahren in der Apple-Szene etabliert hat.
Und so geht es munter weiter, wenn man die Personalliste abarbeitet. Für die Kür hat Heise ein paar weitere Hochkaräter als Kolumnisten verpflichtet: Christoph Dernbach, Chefredakteur des dpa-Ablegers dpa-Infocom, und den in Berlin ansässigen Autor Peter Glaser, den der Chaos Computer Club zum Ehrenmitglied machte.
Nachrichten lieber online
Was der Redaktion aber neben all der Schreiber-Prominenz besonders helfen dürfte, ist die Nähe zum Mutterblatt "c't". Dessen Testkompetenz soll dem Mac-Heft helfen, Testberichte in einer Tiefe und Breite aufzuschreiben, wie sie für die deutlich dünner besetzten etablierten Mac-Publikationen nicht möglich ist. "Mac & i" soll die Leser da abholen, wo andere aufhören, erklärt Chefredakteur Ehrman SPIEGEL ONLINE. Und das dürfte auch das Pfund sein, mit dem der Anzeigenkundschaft gegenüber geworben wird: Die Leser des neuen Hefts sollen die Tests nutzen, um Kaufentscheidungen zu fällen.
Wie bei Heise üblich, wird es dabei aber wohl kaum die sonst so verbreiteten Rankings und Top-Ten-Listen geben. Stattdessen wird der Leser sich sein Urteil selber bilden müssen, basierend auf den Daten und Beurteilungen, die er im Heft findet.
Auf einen Verdrängungswettbewerb will es Ehrmann nicht abgesehen haben, hofft, sein neues Heft werde eher dafür sorgen, das der Mac-Szene dadurch mehr Aufmerksamkeit zukommt, was nach seiner Ansicht allen zugute käme. Die Überschneidungen dürften sich ohnehin in Grenzen halten. Die Mac-Monatshefte bestreiten einen guten Teil ihres Volumens mit aktuellen Nachrichten und Workshops rund um Desktop-Publishing-Themen. Beide Bereiche soll "Mac & i" aussparen. Für Aktualia sei die Erscheinungsfrequenz sowieso zu gering und DTP längst keine Mac-Domäne mehr, im Gegenteil, erklärt Ehrmann.
Entsprechend soll die Redaktion aktuelle Nachrichten lieber dann, wenn sie passieren verbreiten, über die Webseite zum Heft . Das Heft selbst soll erst am 26. Februar erstmals in den Handel kommen. Rechtzeitig vor der Computermesse Cebit also, auf der der Verlag seinen Werbekunden Anzeigenschaltungen in seinem jüngsten Ableger schmackhaft machen wird.
Auf derselben Cebit übrigens, die Apple seit gut einem Jahrzehnt geflissentlich ignoriert. Sie ist ja bloß die größte Computermesse der Welt.