Nokia, Motorola und Samsung Das ist die neue Smartphone-Mittelklasse

Auf der Ifa stellen Nokia, Motorola und Samsung neue Smartphones vor. Mitunter stoßen diese Mittelklassegeräte in High-End-Bereiche vor, bei den Kameras und den 5G-Fähigkeiten etwa - und auch preislich.
48-Megapixel-Vierfach-Kamera für 429 Euro: Motorola One Zoom

48-Megapixel-Vierfach-Kamera für 429 Euro: Motorola One Zoom

Foto: Patrick Beuth / SPIEGEL ONLINE

Die sogenannte Mittelklasse auf dem Smartphonemarkt zeichnet sich für gewöhnlich dadurch aus, dass ihre Ausstattung dem entspricht, was zwei Jahre zuvor noch High End war - Oberklasse eben. Doch auf der Ifa in Berlin werden in diesem Jahr einige Geräte vorgestellt, die den Begriff Mittelklasse neu definieren.

Das Motorola One Zoom etwa bietet ein 6,4-Zoll-OLED-Display, eine 48-Megapixel-Vierfachkamera mit Tiefensensor, Ultraweitwinkel- und Teleobjektiv, dazu eine 25-Megapixel-Selfie-Kamera, einen Akku mit 4000 Milliamperestunden, der bis zu zwei Tage durchhalten soll, bis er aufgeladen werden muss - und wie immer ein pures Android-Betriebssystem. Das alles sind - zumindest auf dem Papier - Merkmale, die auch höchsten Ansprüchen genügen sollten. Vor allem das Kamerasystem könnte, den reinen Zahlen nach, auch in einem aktuellen Topmodell stecken.

Ein edles Finish aus Glas, der ins Display integrierte Fingerabdrucksensor sowie die Schnellladefunktion (15 Minuten sollen für bis zu zwei Stunden Betrieb reichen) vervollständigen den Eindruck, dass Motorola eher den Eindruck von Oberklasse vermitteln will. Erhältlich ist das Zoom ab sofort für 429 Euro.

Das kann Nokias 7.2

Noch günstiger wird es bei Nokia. Für 299 respektive 349 Euro - je nach Speicherausstattung - bekommt man das neue Nokia 7.2. Genau wie das Motorola-Gerät hat es eine Hauptkamera mit einer Auflösung von 48 Megapixeln, die jeweils vier Pixel zu einem Pixel im fertigen Bild kombiniert. Das ist keine Verschwendung, sondern dürfte vor allem bei schlechtem Licht bessere Fotos ermöglichen. Zur Fotoqualität sollen auch die mit Zeiss entwickelten Linsen beitragen.

Die fotografischen Möglichkeiten werden - ebenfalls wie bei Motorola - durch einen Tiefensensor erweitert. Der soll dabei helfen, den Hintergrund eines Motivs unscharf erscheinen zu lassen. Außerdem ermöglicht er es, auch nach der Aufnahme noch auszuwählen, welchen Bildbereich man scharfstellen möchte.

Sieht auf der Rückseite aus wie ein älteres Motorola, ist aber das Nokia 7.2

Sieht auf der Rückseite aus wie ein älteres Motorola, ist aber das Nokia 7.2

Foto: Sam Robinson/ HMG Global

Zumindest im Fotografiebereich ist das Nokia 7.2 damit bestens darauf vorbereitet, mehr als nur Mittelklassefotos zu machen. Dass Nokia eine vorbildliche Update-Politik für das Android-Betriebssystem verfolgt, kommt als Bonus hinzu.

Dafür entspricht der Rest der Hardware tatsächlich nur dem Mittelmaß. Die Auflösung des 6,3-Zoll-Displays etwa ist mit Full-HD+ nicht sonderlich hoch. Dafür beherrscht das Gerät den HDR10-Standard, was beim Anschauen von Filmen auf Netflix und Amazon Prime Video für gute Kontraste sorgen dürfte.

Beim Ausprobieren des LTE-Smartphones fiel auch der Rahmen aus Kunststoff positiv auf, den Nokia statt Metall verwendet. Noch sinnvoller wäre es gewesen, auch die ganze Rückseite aus diesem Material herzustellen: Stattdessen hat Nokia sie, genau wie den Bildschirm, aber aus sogenanntem Gorillaglas der dritten Generation gebaut. Das ist zwar recht kratzfest, wird bei Stürzen aber wesentlich leichter Schaden nehmen als ein Kunststoffgehäuse.

Samsung setzt auf 5G

Das Kontrastprogramm kommt von Samsung. Dessen neues A90 wird ebenfalls als Mittelklassegerät vermarktet, kostet aber 749 Euro. Dafür gibt es ein theoretisch mit den beiden anderen Geräten vergleichbares Kameramodul mit 48 Megapixeln sowie eine Selfiekamera mit 32 Megapixeln.

Samsungs A90: Mittelklasse für 749 Euro

Samsungs A90: Mittelklasse für 749 Euro

Foto: Sean Gallup/Getty Images

Als Dreingabe bekommt man jedoch ein 5G-Modem, was in der Mittelklasse bisher die absolute Ausnahme ist. Außerdem entspricht die weitere Ausstattung des 6,7-Zoll-Smartphones mit unter anderem Qualcomms derzeit stärkstem Chip, dem Snapdragon 855, sechs Gigabyte Arbeitsspeicher und einem Akku mit großzügigen 4500 Milliamperestunden eindeutig der aktuellen Oberklasse.

Es scheint, als habe der Preissprung im High-End-Bereich, den Apple vor zwei Jahren mit dem mehr als 1000 Euro teuren iPhone X eingeläutet hat, einen gewissen Einfluss auf die Ebene darunter. Mittelklasse kann ab sofort heißen, dass zumindest teilweise das Beste vom Besten in einem Gerät steckt.

Mittelklasse kann aber auch Preise bedeuten, die vor nicht allzu langer Zeit nur für die besten der besten Smartphones fällig wurden.

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