Foto-Tipps So fügen Sie Einzelbilder zu Panoramen zusammen

Mein erstes Panorama von einem Sonnenuntergang an der Ostsee hatte ich vor 15 Jahren noch manuell in Photoshop zusammengesetzt, die Einzelbilder also mit "Transformieren" aneinander angepasst und mit Masken überblendet. Verglichen damit ist es fast schon ein Wunder, dass heutige Smartphones einfach nur kreisförmig geschwenkt werden müssen und das Panorama mit Abschluss der Bewegung bereits fertiggestellt ist.
Nur eines lässt da noch zu wünschen übrig: die Bildqualität. Denn was auf dem Smartphone-Display noch eindrucksvoll aussieht, führt bei näherer Betrachtung an größeren Displays oft wegen Qualitätsmängeln zu Ernüchterung. Besser ist es da schon, Einzelaufnahmen mit dem Smartphone zu machen und diese später am Rechner zusammenzufügen. Noch besser ist es natürlich, für solche Aufnahmen eine richtige Kamera zu benutzen.
Eine Fotoserie für ein Panorama ist immer dann sinnvoll, wenn Sie entweder mit den zur Verfügung stehenden Objektiven nicht die gesamte Szene in einem einzigen Foto festhalten können oder wenn Sie eine höhere Auflösung der Szene benötigen als die, die Sie mit einer einzigen Aufnahme festhalten könnten.

DOCMA 94
Doc Baumanns Magazin für digitale Bildbearbeitung
Juli-September 2020
In Lightroom, Camera Raw (Photoshop) und Affinity Photo lassen sich Panoramen inzwischen schnell und komfortabel zusammenfügen. Für komplizierte Stitchings im Nahbereich, komplexe mehrreihige Panoramen oder gar Kugelpanoramen sollten Sie aber doch lieber Spezialprogramme verwenden. Diese können auch mehrere Panoramen in einem Rutsch zusammensetzen.
Voraussetzung: Fotoserie - Um ein Panorama zu erzeugen, benötigen Sie eine Reihe von Fotos, die zusammen den gesamten darzustellenden Bereich abbilden. Für ein horizontales Panorama sollten Sie im Hochformat fotografieren, um die perspektivischen Verzerrungen an den Anschlusskanten zu minimieren und einen größeren vertikalen Bereich abzudecken. Achten Sie auf eine ausreichende Überlappung der Einzelaufnahmen, um der Software das Zusammenfügen zu ermöglichen.

Voraussetzung: Fotoserie
Panoramen in Lightroom Classic und Photoshop
Am einfachsten ist das Erzeugen eines Panoramas in Lightroom Classic: Sie selektieren die Bilder der Fotoserie und wählen nach einem Rechtsklick "Zusammenfügen von Fotos > Panorama" aus (a). Im sich öffnenden Dialog (b) sehen Sie eine Vorschau des fertigen Panoramas und können zwischen verschiedenen Parametern zur Optimierung des Bildes wählen. Dieser Dialog ist weitgehend identisch mit dem von Camera Raw (c), jedoch etwas schwieriger zu finden.

Sie müssen zunächst Ihre Fotoserie in Camera Raw öffnen, alle Bilder im Filmstreifen markieren, um dann die oben genannten Panorama-Funktionen über das Kontext- oder Filmstreifen-Menü (d) aufrufen zu können. Nach Bestätigen des Dialogs wird eine DNG-Datei erzeugt. Sie behalten dadurch im Panorama das volle Bearbeitungspotential der Raw-Daten, die Sie in Lightroom oder Camera Raw anschließend optimieren.

Photomerge vermeiden!

Über "Datei > Automatisieren > Photomerge" finden Sie den herkömmlichen Dialog für das Ausrichten von Ebenen und das Erzeugen von Panoramen. Für Anwender von Photoshop CS6 und älter ist er die einzige Möglichkeit, Panoramen zusammenzufügen. Als Nutzer von Photoshop CC sollten Sie diesen Dialog jedoch nicht für Panoramen verwenden, denn er hat gegenüber dem Stitchen in Lightroom oder Camera Raw drei Nachteile:
1. die Ausrichtungsqualität ist mitunter nicht genauso gut,
2. die sehr praktische Funktion "Randverkrümmung" fehlt,
3. Raw-Dateien werden gerastert. Sie verschenken also Spielraum in der Nachbearbeitung.
Vorbereitung der Raw-Dateien

Vor dem Zusammenfügen in Lightroom oder Camera Raw sollten Sie für alle Fotos unter "Objektivkorrekturen" die Checkboxen "Chromatische Aberration entfernen" und "Profilkorrekturen aktivieren" anhaken, um Objektivfehler zu reduzieren und das Stitching zu vereinfachen.
Projektionsmethoden

Im Prinzip müssen Sie nur die Projektion wählen, die in der Vorschau das beste Ergebnis erzielt. Um zu verstehen, was diese drei Methoden bedeuten, stellen Sie sich vor, während des Fotografierens innerhalb einer Kugel oder eines Zylinders zu stehen. "Kugelförmig" (a) versucht, die Bilder beim Zusammenfügen so zu transformieren, als ob sie auf dem Inneren der Kugel verzerrungsfrei abgebildet würden. Diese Projektion ist vor allem bei mehrreihigen Panoramen sinnvoll.

"Zylindrisch" (b) geht ähnlich vor, ist vor allem bei ausschließlich horizontaler Bewegung der Kamera sinnvoll und vermeidet das Verkrümmen vertikaler Linien. Die dritte Option "Perspektivisch" versucht, sowohl horizontale als auch vertikale Linien gerade zu lassen, eignet sich jedoch nicht für sehr große Bildwinkel.
"Bilderarbeitsablauf"

Unter diesem sperrigen Namen finden Sie zwei Optionen, die den Arbeitsablauf ein wenig beschleunigen können. "Anwenden von automatischen Einstellungen" (a) führt eine Autokorrektur der Raw-Einstellungen durch, während "Automatisches Freistellen" (b) selbstständig transparente Bereiche des Panoramas durch Zuschneiden des Bildes entfernt. Beide Optionen sind non-destruktiv - Sie können in Camera Raw und Lightroom nachträglich sowohl die vorgenommenen Einstellungen als auch den Bildbeschnitt ändern.
Kanten füllen

Vor allem bei einer Fotoserie, die frei Hand geschossen wurde oder bei der die Kamera nicht exakt um den parallaxfreien Drehpunkt geführt wurde, entstehen durch die Ungenauigkeiten beim Zusammenfügen transparente Randbereiche (a). Statt sie, wie in Schritt 5 beschrieben, einfach wegzuschneiden und dadurch auch andere große Bildbereiche zu verlieren, können Sie sie durch Aktivieren der Option "Kanten füllen" (b) in Lightroom und Camera Raw inhaltsbasiert füllen lassen.

Bei sehr großen transparenten Bereichen entstehen dabei jedoch sichtbare Fehler und Wiederholungen. Für kleine Bereiche oder bei gleichförmigen Strukturen an den Bildrändern (zum Beispiel Wasser oder Vegetation) ist "Kanten füllen" jedoch sehr gut geeignet.
Randverkrümmung

Mit dem Regler "Randverkrümmung" können Sie das Panorama so verformen, dass die transparenten Pixel verdeckt werden. Bei einer "Randverkrümmung" von 100 werden alle transparenten Pixel komplett überdeckt. Bei nur kleinen Fehlbereichen erzeugt diese Option weniger sichtbare Fehler als die inhaltsbasierte Füllung. Bei größeren Bereichen kommt es mitunter vor, dass das Bild verzerrt wird und gerade Linien verbogen werden.
Beste Strategie

Statt ausschließlich eine der beiden Optionen zu benutzen, sollten Sie beide miteinander kombinieren, um möglichst wenig von Ihrem Panorama wegschneiden zu müssen: Nutzen Sie zunächst die "Randverkrümmung", um den Großteil der transparenten Pixel zu entfernen, ohne dass Sie Verzerrungen im Bild erhalten. Aktivieren Sie dann "Kanten füllen", um die verbliebenen Pixel automatisch inhaltsbasiert füllen zu lassen. Verbliebene Fehler retuschieren Sie später in Photoshop und schneiden das Bild nur dort zu, wo es nicht anders geht.
Panoramen in Affinity Photo

TIPP: Da Affinity Photo nur das Bearbeiten einzelner Raws gestattet, sollten Sie diese mit einem leistungsfähigeren Raw-Konverter vorab entwickeln und für das Panorama in TIFFs konvertieren
Foto: DOCMAÜber "Datei > Neues Panorama" lässt sich der notwendige Dialog anders als in Photoshop sehr leicht finden. Hier können Sie die Fotoserie über "Hinzufügen" (b) öffnen. Dabei sind auch Raw-Dateien verwendbar. Da diese von Affinity Photo mit den Standardeinstellungen interpretiert und beim Erzeugen des Panoramas gerastert werden, ist das Verwenden von Raw-Dateien allerdings wenig empfehlenswert. Klicken Sie auf "Panorama zusammenfügen" (c), um eine kleine Vorschau zu erhalten. Bei Fehlern versuchen Sie, einzelne Fotos der Serie über "Entfernen" auszuschließen (a). Mit "OK" (d) gelangen Sie zum nächsten Schritt.
Panorama-Retusche

Nach dem Zusammenfügen kontrollieren Sie, ob alle Fotos korrekt überblendet wurden. Meist ist das Ergebnis sehr gut; sollten Sie jedoch Fehler entdecken, können Sie Bereiche der Einzelbilder mit dem Pinsel- und Radiergummi-Werkzeug (a) hinzufügen oder abziehen. Am oberen Bildschirmrand aktivieren Sie die "Inpainting"-Option (b), um transparente Bereiche automatisch füllen zu lassen. Das Ergebnis sehen Sie erst nach einem Klick auf "Anwenden" und sobald das Panorama fertig berechnet wurde. Weitere Korrekturen führen Sie in der "Photo-Persona" durch.
