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Philips 55POS901F im Test: Dieser Fernseher leuchtet im Dunkeln

Foto: Matthias Kremp

Philips 55POS901F Bei diesem Fernseher sehe ich schwarz

In seinem neuesten TV-Gerät vereint Philips Technologien, die tiefes Schwarz erzeugen und trotzdem ein Zimmer beleuchten können. Wir haben ausprobiert, ob man damit auch besser fernsehen kann.

Wenn einem ein Hersteller einen ultraschlanken Fernseher zum Test schickt, erwartet man natürlich ein ultraschlankes Paket. Als mir der neue Philips 55POS901F geliefert wird, staune ich deshalb, was für eine gewaltige Kiste mir da gebracht wird. Gut 31 Zentimeter dick, dicker also als ein Blatt A4-Papier hoch, ist die Box. Darin steckt ein Fernseher, der bloß knappe fünf Zentimeter dünn sein soll.

Die Auflösung kommt beim Auspacken. Im dem bunt bedruckten Karton steckt gut geschützt ein zweiter deutlich schlichter bedruckter. Erst in dem finde ich, aufwendig in Styropor verpackt, den neuen Philips-Fernseher. Die Matroschka-Verpackung dürfte mit dem Wert des Inhalts zu tun haben: 3500 Euro kostet das Testgerät im Laden.

Der Preis hat seine Gründe. Es ist das erste Mal, dass Philips seine exklusive Ambilight-Technik mit einem teuren OLED-Display kombiniert. Waren das jetzt zu viele Fachbegriffe? Okay, dann erkläre ich das mal.

Ambi-wer? OLED-was?

Ambilight ist eine Technologie, die Philips vor einigen Jahren für seine Fernseher entwickelt und bis heute an keinen anderen Hersteller lizenziert hat. In der Rückwand des TVs stecken reihenweise LEDs, die beim Fernsehen in Farben aufleuchten, die zum jeweiligen TV-Bild passen.

Wird also links eine grüne Wiese und rechts ein Meer gezeigt, leuchtet es hinten links grün, rechts blau. Steht oder hängt der TV vor einer Wand, ist der Effekt beeindruckend: Es scheint fast so, als würde sich das Bild über die Wand ausbreiten, größer werden. Laut Philips hilft Ambilight zudem, die Augen zu schonen.

OLED wiederum ist eine Bildschirmtechnik, die anders funktioniert als die sonst üblichen LCD- und LED-Fernseher. Kurz gesagt: Bei anderen Fernsehern werden die Pixel von hinten beleuchtet, leuchten deshalb auch dann noch ein wenig, wenn sie eigentlich schwarz sein sollten. Bei OLED leuchten die Pixel selbst. Das bedeutet auch, dass sie überhaupt nicht leuchten, wenn sie aus sind. Das Ergebnis ist ein Schwarz, das schwärzer sein soll als bei anderen Fernsehern.

Ambilight-Lichtleisten

Ambilight-Lichtleisten

Foto: Matthias Kremp

Darf es etwas dunkler sein?

Und tatsächlich, nachdem ich den Philips konfiguriert habe und ein paar Filme anschaue, staune ich über ein wirklich tiefschwarzes Schwarz und kräftige Kontraste. Im direkten Vergleich mit einem aktuellen Oberklasse-LED-Fernseher eines anderen Herstellers fällt der Unterschied allerdings gering aus. Beide liefern sehr starke Kontraste und können richtig hell aufdrehen, wenn es der Bildinhalt erfordert.

Aber das müssen sie auch, denn beide tragen das Ultra-HD-Premium-Logo. Damit werden Geräte gekennzeichnet, die unter anderem eine maximale Helligkeit von 1000 Nits erreichen. Normale Fernseher schaffen nur 200 bis 300 Nits, manche auch etwas mehr. Der hohe Wert wurde festgelegt, um einen Standard für TVs zu definieren, die besonders gut HDR-Filme wiedergeben können, also Filme mit besonders großem Kontrastumfang.

Farben, überall Farben

Und so zeigt der 55POS901F bei den wenigen schon verfügbaren HDR-Filmen ein sehr dynamisches Bild, das auch in dunklen und hellen Bereichen noch Details zeigt, wo andere Fernseher längst nur noch Schwarz und Weiß wiedergeben.

UHD-Filme, also Filme mit einer viermal höheren Auflösung als Full HD, sehen auf dem 55-Zoll Bildschirm brillant aus. Die Signale von HDTV-Sendern bereitet die Elektronik knackig scharf auf. TV-Signale, die in SD-Auflösung bei dem neuen Philips ankommen, wirken dagegen naturgemäß eher dürftig. Viel besser schaffen es andere UHD-TVs aber auch nicht, solche Film-Altlasten auf das Zwanzigfache ihrer ursprünglichen Auflösung aufzublasen.

Dass bei all dem im Hintergrund das Ambilight für die passende Beleuchtung sorgt, nimmt man schon nach kurzer Zeit kaum mehr bewusst wahr. Wer das vernetzte Beleuchtungssystem Hue von Philips nutzt, kann auch seine Raumbeleuchtung synchron zum TV-Bild vom Fernseher steuern lassen und so den ganzen Raum ins TV-Geschehen einbinden.

Android TV

Ein viel besseres Bild dürfte derzeit kaum ein Fernseher hinkriegen, und auch der Ton klingt erfreulich wenig nach Plastik. Gespannt war ich allerdings, wie sich das Android-TV-Betriebssystem schlägt, das diesen TV smart machen soll. Bisher hatte ich damit eher unerfreuliche Erfahrungen gesammelt.

Die im 55POS901F verwendete Version auf Basis von Android 6 machte während des Tests allerdings einen recht guten Eindruck. Anders als bei früheren Testgeräten stürzte es während des kurzen Testzeitraums nicht ab und fror auch nicht ein. Als besonders übersichtlich empfinde ich die Steuerung aber nicht, was sicher auch an den vielen Funktionen liegt, die der Fernseher bietet.

Alle wichtigen Apps jedenfalls kann man sich aus Googles Play Store auf den Fernseher laden, allen voran Netflix und Amazon Video, aber auch die Arte App und andere Mediatheken. Auf externe Settopboxen kann man hier weitgehend verzichten.

Fazit

Bei seinem ersten OLED-Fernseher mit Ambilight hat sich Philips keine Fehler geleistet: Die Bildqualität ist top, der Ton für einen Flachbildfernseher auch. Alle wichtigen Apps für TV aus dem Internet sind auch zu bekommen und einen brauchbaren Programmführer samt Aufnahmefunktion gibt es auch. Eigentlich könnte der 55POS901F also ein toller Fernseher sein, wäre da nicht der Preis. Für 3500 Euro ist das keine Glotze, sondern ein Luxusprodukt.

Hintergrund: Produkttests im Netzwelt-Ressort

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