
Photokina: Neue Sucherkamreas von Fujifilm und Olympus
Photokina-Neuheiten Digitale Retro-Kamera stiehlt die Show
Von all den neuen Kameras und Prototypen, die Hersteller schon vor Eröffnung der Photokina am Dienstag zeigen, ist das die bislang spannendste: Fujifilm verspricht für Anfang 2011 eine neue digitale Sucherkamera mit Scharfeinstellhilfe am Display - eine moderne Interpretation der Messsucherkamera . Im Filmzeitalter hatten die legendären Leica Reporterkameras diese Bauform: Statt eines Spiegelapparats nutzten die Wechselobjektiv-Kameras einen optischen Sucher mit Scharfeinstellhilfe. Die Fotoapparate waren schön klein und es ließen sich alle Parameter bei der Aufnahme sehr gut von Hand einstellen.
Der Prototyp, den Fujifilm auf der Photokina zeigt, erinnert optisch sehr an die Reporter-Kameras der Filmära: Metallgehäuse, zum Teil mit einem lederartigen Stoff überzogen und vor allem hat die Finepix X100 getaufte Wiedergänger-Kamera eine Menge klassischer manueller Einstellelemente: Einen Blendenring am fest verbauten Objektiv, ein Rädchen zum Einstellen der Belichtungszeit und noch eins für die Belichtungskorrektur.
Die X100 ist eine interessante Neuerung bei den spiegellosen Kameras mit großen Bildsensoren, die in diesem Jahr die Photokina-Innovationen dominieren. Diese Fotoapparate sind zwar klobiger als Kompaktknipsen, dafür ist der Bildsensor aber auch erheblich größer. Das bringt viel Gestaltungsfreiheit: Die Bildqualität ist auch bei Dämmerlicht erheblich besser, man kann die Schärfe bewusst auf einzelne Bildebenen legen und den Rest verschwimmen lassen (je kleiner die Sensoren, desto größer ist der Schärfebereich). Panasonic und Olympus bauen solche Zwitter-Kameras schon länger, Sony hat in diesem Jahr erste Modelle vorgestellt. Zur Photokina hat Samsung die NX100 vorgestellt - ein sehr handliches spiegelloses Modell mit einem Bildsensor im APS-C-Format und 3,65 Quadratzentimeter Oberfläche, das ist mehr als bei mancher Spiegelreflex für Einsteiger.
Das Konzept der Fujifilm X100 unterscheidet sich in einigen Punkten von dem spiegelloser Systemkameras: Es gibt keine Motivprogramme, dafür ein Einstellrad für jede wesentliche Funktion der Kamera - das ist ideal, um Aufnahmen bewusst zu gestalten oder mit Halbautomatiken als Hilfsmittel zu arbeiten. Anders als digitale Messucherkameras wie die Leica M9 oder die Epson RD-1 wird die X100 durchaus einen Autofokus nutzen. Außerdem wird man zu Kontrolle der Schärfe auch das Monitorbild der X100 verwenden können - nicht nur den Hybrid-Optischen-Sucher. Die Suchertechnik klingt vielversprechend - Fujifilm ergänzt den klaren Sucher um ein LCD-Element, das Informationen zum Aufnahmeausschnitt und eingestellten Parameter für Blende und Belichtungszeit einblendet.
Das Objektiv der X100 kann nicht gewechselt werden. Allerdings ist die Festbrennweite (äquivalent zu 35 mm bei Kleinbild) recht flexibel einsetzbar, die Naheinstellgrenze im Makrobereich soll bei zehn Zentimetern liegen. Die größtmögliche Blende (f/2) ist groß genug, um den Schärfebereich recht klein zu halten und bei Bedarf auch viel Licht auf den Sensor fallen zu lassen. Das Gehäuse (12,7 x 7,5 x 5,3 Zentimeter) ist etwas größer als das der spiegellosen Systemkameras Olympus EP1 oder der Panasonic GF-1, aber kleiner als das der Leica M8.
Wenn die Bildqualität überzeugt und der Preis nicht allzu hoch ausfällt, könnte die Fujifilm FX100 viele Fotoenthusiasten begeistern, die auch bei einer kompakten Immer-Dabei-Kamera bequem alles selbst von Hand einstellen wollen. Das Bedienkonzept wirkt erheblich überzeugender als das der Leica X1, die etwas ähnliches leisten sollte.
Angesichts dieses Booms der kleinen System- und Sucherkameras mit großen Bildsensoren überrascht es, dass Hersteller auf der Photokina noch neue Modelle der teuren Edel-Kompaktkameras mit kleinen Bildsensoren und fest verbauten Objektiven zeigen, die fast so viel wie die neuen Systemkameras kosten sollen. Panasonic empfiehlt als Verkaufspreis für die Edel-Kompaktkamera LX5 gut 500 Euro, ebenso Nikon bei der P7000. Olympus hat nun ebenfalls ein solches Modell angekündigt. Die für das kommende Frühjahr angekündigte Kamera soll einen kleineren Bildsensor als die spiegellosen Olympus-Systemkameras (Micro-Four-Thirds) haben. Aus den wenigen bislang veröffentlichen Informationen zu diesen Produkten wird nicht klar, warum jemand dieses neue Modell den großartigen Olympus-Systemkameras vorziehen sollte.
Nicht alles, was klein ist, ist automatisch auch gut.