
Raspberry Pi: Der Stick-PC
Raspberry Pi Entwickler-Legende baut den 19-Euro-Computer
Etwas später, etwas größer, aber endlich fertig: Im Januar soll der Billig-Zwergcomputer Raspberry Pi in Serienproduktion gehen. Eigentlich sollte das im Mai angekündigte Rechnerchen noch in diesem Jahr fertig werden und nur so klein wie ein USB-Stick sein. Die nun vorgestellte Beta-Version ist dann doch etwas ausladender geraten - etwa so breit wie eine Kreditkarte.
Das System ist erstaunlich fix: Zur Demonstration lassen die Entwickler - natürlich - einen "Star Trek"-Kinotrailer auf dem Rechnerchen laufen (mit 1080 Bildzeilen im Vollbildverfahren). Das ist erstaunlich, soll der Computer in der Basisversion doch nur umgerechnet 19 Euro (25 Dollar) kosten. Etwa 26 Euro soll die Luxus-Version mit 256 statt 128 Megabyte Arbeitsspeicher und einem Ethernet-Netzwerkanschluss kosten.
In jedem Fall hat der Zwergcomputer einen USB-Anschluss für Tastatur, Maus und W-Lan-Sticks (muss man ebenso wie den Bildschirm extra kaufen). Das Betriebssystem - Linux-Distribution wie Debian, Fedora und ArchLinux - läuft auf einer SD-Speicherkarte. Einen Monitor oder Fernseher kann man per HDMI-Buchse anschließen, und einen Kopfhöreranschluss gibt es auch noch, die Stromquelle schließt man über einen Micro-USB-Anschluss an, angeblich soll der Rechner sich auch mit vier AA-Batterien betreiben lassen. Auf dem Raspberry Pi rechnet ein ARM11-Prozessor, der mit 700 Megahertz Taktfrequenz arbeitet.
Entwickelt hat den Raspberry Pi der britische Spieledesigner David Braben mit einigen Mitstreitern. Der Informatiker Eben Upton hatte die Idee zur Stiftung gehören auch Jack Lang, der den legendären Heimrechner BBC Micro mitentwickelte, Unternehmer Pete Lomas und die Informatiker Alan Mycroft und Rob Mullins von der Cambridge University
Ziel des Projekts ist es, so erklärte Braben er einem Reporter der BBC, die Rechnerchen so billig herzustellen, dass man sie Schülern schenken könne. Braben hofft, binnen zwölf Monaten Raspberry-Pi-Steckcomputer in Serie für Schulen produzieren zu können. Die gemeinnützige Stiftung, die das Projekt finanziert, sucht Schulen und Entwickler von Open-Source-Lernsoftware, die ihre Anwendungen für das Rechnerchen anpassen wollen.
Braben hofft, dass die günstigen Computer Schüler zum Experimentieren anregen. Skripte sollen sie schreiben, mit Hardware-Komponenten herumspielen. Braben denkt an Kinder aus Familien, die keinen Rechner zu Hause haben - der Raspberry Pi soll ihnen auch die Möglichkeit geben, an alltäglichen Kommunikationsformen wie Facebook, Twitter und so weiter teilzuhaben.
Braben ist der Gründer des britischen Entwicklungsstudios Frontier Developments. Noch als Student in Cambridge entwickelte er mit Ian Bell das legendäre Weltraumhandelspiel "Elite". Das 1984 erschienene Spiel war weltweit auf vielen Plattformen ein Erfolg - C64, Amiga, Atari, Nintendo NES, PC, Apple II. Im ersten Jahr verkaufte "Elite" sich 180.000-mal - gespielt haben dürften es weit mehr Computerbesitzer. Einer davon war der ehemalige Schachweltmeister Garri Kasparow - er spielte 1985 monatelang in Baku an seinem englischen Heimcomputer Acorn "Elite". Zuletzt hat Brabens Firma die knuddelige Tiersimulation "Kinectimals" entwickelt.