SPIEGEL ONLINE

Telefone von Samsung, LG und Nokia Klappen, Falten, Knicken

Eigentlich sollten faltbare Smartphones in diesem Jahr das große Ding werden - doch die Geräte waren einfach noch nicht so weit. Auf der Ifa stellen nun drei Aussteller vollkommen unterschiedliche Konzepte vor.

Für Samsung war das ganz schön peinlich. Mit viel Bohei hatte der südkoreanische Konzern Ende Februar sein erstes Smartphone mit faltbarem Bildschirm angekündigt. Der Verkauf sollte im Mai beginnen, Ende April bekamen Journalisten zum ersten Mal die Chance, die Geräte selbst auszuprobieren - und stießen auf massive Probleme: Schmutz konnte in das Gelenk und unter den Bildschirm eindringen, manche zogen versehentlich eine Schutzfolie ab, die für das Funktionieren des Kunststoffdisplays essenziell ist. Auf der Ifa in Berlin zeigt Samsung nun eine überarbeitete Version des Galaxy Fold. Vier Monate hat es gedauert, die Mängel der ersten Version zu beheben.

Samsungs Galaxy Fold nach dem Relaunch

Samsungs Galaxy Fold nach dem Relaunch

Foto: JUNG YEON-JE/ AFP

Eine offensichtliche Neuerung ist, dass die Schutzfolie bei der Herstellung nun bis in den Displayrahmen hineingezogen wird. So stehen keine Ränder mehr über, an denen man sich mit den Fingernägeln zu schaffen machen könnte. Wer den Schutzfilm nun noch abziehen will, müsste schon mit Werkzeug drangehen.

Weniger offensichtlich ist, dass Samsung das flexible Kunststoffdisplay jetzt mit einer Metallfolie unterlegt. Das kann man nicht sehen, aber fühlen. Der Bildschirm fühlt sich robuster, fester an. Ob er das auch ist, wird sich erst mit der Zeit zeigen.

Die Schutzfolie beim Galaxy Fold wurde bis in den Displayrahmen gezogen

Die Schutzfolie beim Galaxy Fold wurde bis in den Displayrahmen gezogen

Foto: Martyn Landi/ dpa

Dasselbe gilt auch für das aufwendige Scharnier, mit dem der Bildschirm bewegt wird. Es wirkt ein wenig, als sei es nun fester zusammengeschraubt, man braucht etwas mehr Kraft, um es zu bewegen. Wichtiger dürfte jedoch sein, dass die Bildschirmfolie nun an der Ober- und Unterseite von einem Plastikrahmen eingefasst wird. So soll offenbar verhindert werden, dass hier Schmutz eindringt, wie es Tester der ersten Version berichtet haben.

Gegen Schmutz dürfte es auch helfen, dass das Scharnier nun insgesamt etwas enger zu schließen scheint, sodass der Spalt zwischen Ober- und Unterseite bei zugeklapptem Handy nicht mehr ganz so groß ist wie zuvor.

Der Spalt zwischen Ober- und Unterseite ist bei zugeklapptem Handy nicht mehr ganz so groß

Der Spalt zwischen Ober- und Unterseite ist bei zugeklapptem Handy nicht mehr ganz so groß

Foto: JUNG YEON-JE/ AFP

Mit diesen Neuerungen hat Samsung allerdings auch den Preis noch einmal angehoben: Statt 2000 Euro kostet das Galaxy Fold nun 2100 Euro, wenn es am 18. September in den Handel kommt. Dafür wird es nun zwar auch mit 5G-Funktionalität geliefert, wirklich ausnutzen kann man die vorläufig aber nur an sehr wenigen Orten.

LG G8X mit Dual Display

Zwei Bildschirme zusammengeflanscht

Zwei Bildschirme zusammengeflanscht

Foto: Matthias Kremp/SPIEGEL ONLINE

LG geht das Thema Doppel- oder Faltdisplay sehr viel pragmatischer an als Samsung oder Huawei. Statt sich damit abzumühen, ein teures und schwer zu schützendes Faltdisplay zu bauen, flanschen die Koreaner einfach einen zweiten Bildschirm ans Handy. Auf dem Mobile World Congress im Februar hatte LG schon einmal ein ähnliches Gerät vorgestellt, das V50 ThinQ. In Südkorea habe man davon eine halbe Million Exemplare verkauft, sagte ein LG-Sprecher im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin. Beim neuen G8X ThinQ, das nun in Berlin vorgestellt worden ist, hat der Konzern im Gegensatz zum ersten Modell einige Verbesserungen eingebaut.

Vom Grundsatz her ist das G8X an sich ein komplettes und eigenständiges Smartphone. Der Zusatzbildschirm ist - wie die Bezeichnung schon sagt - ein Zubehör, das man bei Bedarf an das Handy anstöpseln und danach wieder abnehmen kann, wenn man das denn will.

Fotostrecke

G8X: Das ist LGs Smartphone mit Doppelbildschirm

Foto: Matthias Kremp/SPIEGEL ONLINE

Mit einer Diagonale von 6,4 Zoll ist der genauso groß wie der im G8X eingebaute Bildschirm, hat dieselbe Auflösung und dieselbe Farbdarstellung. Beim V50 war das Zusatzdisplay noch kleiner als der Hauptbildschirm. Die aus Sicht des Herstellers wichtigste Neuerung ist jedoch das neue Scharnier, mit dem sich der Extrabildschirm stufenlos um 360 Grad drehen, also auch auf die Rückseite des Handy klappen lässt. Zudem hat LG auf der e ein weiteres kleines Display eingebaut, das beispielsweise die Uhrzeit anzeigen kann.

In Gegensatz zu echten Falthandys, wie dem Galaxy Fold und Huaweis Mate X, liegt zwischen den beiden Bildschirmen bauartbedingt allerdings ein gut fingerdicker Zwischenraum, den die Rahmen der beiden Bildschirme bilden. Dieser Zwischenraum fällt umso mehr auf, wenn man den Wide-Modus nutzt, in dem Googles Chrome-Browser beide Bildschirme wie einen verwendet. Weniger auffällig ist der Spalt, wenn man zwei Apps parallel oder zwei Fenster derselben App nebeneinander nutzt (siehe Fotostrecke).

Interessant ist das Konzept sicher immer noch und es wird auch weiterhin Fans finden. Bei einem Preis von 750 Euro für das G8X und 250 Euro für den Zusatzbildschirm ist man aber auch schon im Preisbereich von High-End-Smartphones - und High End ist der dicke Doppeldecker sicher nicht.

Nokia 2720 Flip

Nokias Flip-Phone - so war mobiles Telefonieren früher

Nokias Flip-Phone - so war mobiles Telefonieren früher

Foto: Matthias Kremp/SPIEGEL ONLINE

Dasselbe gilt sicher auch für das neue Flip-Phone von Nokia. Das 2720 Flip kann man als Neuauflage legendärer Feature-Phones wie des Motorola Razr V3 sehen. Genau wie seine Vorgänger aus den Neunzigerjahren ist sein größter Vorteil der Komfort: Wenn ein Anruf reinkommt, klappt man es einfach auf und sagt "Hallo". Zum Auflegen klappt man es ebenso einfach wieder zu. So war mobiles Telefonieren früher.

Als Betriebssystem nutzt Nokia bei diesem neuen Modell KaiOS und hat auch schon dessen schlimmste Fehlstellen beseitigt: Obwohl das Gerät ein Handy und kein Smartphone ist, findet man darauf Apps wie WhatsApp, Facebook, Twitter und Google. Damit dürfte es auch als Festival- und Ausgeh-Handy geeignet sein, solange man auf Selfies und Schnappschüsse verzichten kann, denn die 2-Megapixel-Kamera taugt leider gar nichts. Das gilt leider auch für die Farben. Das Schwarz ist noch okay, die graue Variante kaum zu ertragen.

Dafür ist es wenigstens nicht teuer: 99 Euro soll es kosten, also rund fünf Prozent von dem, was man für ein Galaxy Fold ausgeben muss.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren