Samsung-Showroom in Seoul
Foto: JUNG YEON-JE/ AFPMit Samsungs zurückgerufenem Smartphone Galaxy Note7 gab es deutlich mehr Zwischenfälle als bisher bekannt: Allein in den USA seien dem Unternehmen 26 Verbrennungen und 55 Fälle von Sachbeschädigung gemeldet worden, hieß es in der Nacht zu Freitag beim offiziellen Rückruf über die US-Verbraucherschutzbehörde CPSC.
Insgesamt sei 92 Mal gemeldet worden, dass sich das Smartphone überhitzt habe. Bei Ankündigung der freiwilligen Rückrufaktion wegen Brandgefahr vor rund zwei Wochen hatte Samsung noch von 35 bestätigten Zwischenfällen weltweit gesprochen.
Von dem offiziellen Rückruf in den USA seien rund eine Million Geräte betroffen, erklärte die CPSC (Consumer Protection Safety Commission). Das Gerät darf nun in den USA überhaupt nicht mehr verkauft werden, auch nicht von Privatleuten.
Samsung hatte die Besitzer eines Galaxy Note7 bereits weltweit aufgefordert, das Gerät nicht mehr zu nutzen. Sie sollten es ausschalten und so bald wie möglich umtauschen. Zudem wurde ein Software-Update angekündigt.
Das Galaxy Note7 wurde zwei Wochen lang in mehreren Ländern ausgeliefert. Es soll nach bisherigen Informationen um rund 2,5 Millionen Geräte gehen, die umgetauscht werden müssen. In Deutschland sollte der Vertrieb gerade beginnen, als die Umtauschaktion bekannt gegeben wurde. Es ist Samsungs Vorzeigegerät, das der Marktführer aus Südkorea ins Rennen gegen das neue iPhone 7 von Apple schickte.
CPSC-Chef Elliot Kaye erklärte dem Finanzdienst Bloomberg zufolge, nach Angaben von Samsung sei die Batterie etwas zu groß für ihren Platz im Gehäuse gewesen - und durch das Zusammendrücken beim Einbau habe sich das Risiko von Kurzschlüssen in den Akkus erhöht.
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Samsung Galaxy Note7
Für Samsung wird die Rückrufaktion für sein neues Vorzeigemodell Galaxy Note7 zum Desaster. Analysten schätzen, dass der Rückruf der bereits verkauften 2,5 Millionen Geräte sowie die möglichen Einnahme-Ausfälle durch den Image-Schaden das Unternehmen fast fünf Milliarden Dollar kosten werden.
Mit ungewöhnlich deutlichen Worten hatten zuvor die US-Luftfahrtbehörde FAA und die US-Verbraucherschutzkommission vor der Nutzung gewarnt. Auch Samsung selbst appellierte an die Kunden, ihre Geräte auszuschalten und umzutauschen. Die meisten Rückrufaktionen verlaufen aber glimpflich für die betroffenen Unternehmen.
iPhone 5
Apple musste ebenfalls immer wieder einige iPhones zurückrufen. So hatten manche iPhone-5-Modelle, die zwischen September 2012 und Januar 2013 geliefert wurden, Probleme mit dem Akku.
Brandgefahr bestand allerdings nicht: Bei den betroffenen Geräten war die Lebensdauer des Akkus verkürzt oder sie musste häufiger geladen werden. Wenige Monate vorher tauschte Apple bei einigen Geräten der Baureihe die Stand-by-Taste um. Betroffen waren iPhones, die bis März 2013 hergestellt wurden.
iPhone 6 Plus
Auch beim iPhone 6 Plus kam es zu einer Rückrufaktion. Hier war bei einigen Geräten die iSight-Kamera auf der Geräterückseite betroffen. Die aufgenommenen Bilder waren verschwommen. Grund war eine fehlerhafte Komponente. Die betroffenen Geräte wurden zwischen September 2014 und Januar 2015 verkauft. Apple tauschte die fehlerhaften Modelle aus.
Macbook-Stecker
Bei vielen Geräten sind nicht die Akkus betroffen, sondern die Netzstecker oder -kabel. Apple rief zuletzt bestimmte USB-C-Ladekabel zurück, die bis Juni 2015 mit MacBooks ausgeliefert wurden. Mit den Kabeln funktionierte der Ladevorgang nicht richtig. Zuvor wurden Netzteilstecker wegen der Gefahr von Stromschlägen eingesammelt. Bei den Netzsteckern, die zwischen 2003 und 2015 ausgeliefert wurden, konnten in bestimmten Fällen die Stifte abbrechen.
iPhone-Netzteil
In einem anderen Fall war das Netzteil der iPhone-Modelle 3GS, 4 und 4s betroffen. Die Geräte konnten laut Apple überhitzen und stellten ein Sicherheitsrisiko dar. Auch hier tauschte der Konzern die Stecker kostenlos um.
Microsoft Surface Pro 3
Auch Microsoft musste Chargen der Ladekabel für seine Surface-Pro-Computer zurücknehmen. Hier bestand die Gefahr, dass es wegen Materialermüdung zu Stromschlägen oder Bränden kommen konnte. Betroffen waren Kabel der vor Juli 2015 erworbenen Modelle Surface Pro, Surface Pro 2 und 3.
Nvidia Shield
Wegen Brandgefahr musste Nvidia 2015 sein acht Zoll großes Shield-Tablet zurückrufen. Der Akku des Android-Geräts könne überhitzen und stelle somit ein Brandrisiko dar, hieß es. Die alten Geräte sollten nicht mehr benutzt werden, schrieb Nvidia im Zuge der Rückrufaktion. Betroffen waren Exemplare, die von Juli 2014 bis Juli 2015 verkauft wurden.
LG Smartwatch Urbane 2nd Edition
Hardwareprobleme machten LG bei seiner Smartwatch Urbane 2nd Edition zu schaffen. Die Smartwatch mit dem Betriebssystem Android Wear war erst knapp eine Woche im Handel, als LG im November vergangenen Jahres die Notbremse zog. Käufer bekamen ihr Geld zurück.
Die Urbane 2nd Edition war die erste Android-Smartwatch mit LTE-Modem, die in den Handel kam. Mängel in der Verarbeitung des Displays hätten zu Grafikfehlern und Beeinträchtigungen bei der Nutzung geführt, teilte LG später mit. Im März 2016 brachte das Unternehmen eine überarbeitete Version auf den Markt. Wie bei den meisten anderen Umtauschaktionen hielten sich auch hier sowohl der materielle als auch der Imageschaden in Grenzen.