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Das Handy, das fast alles hat: Samsung Galaxy S III

Foto: Matthias Kremp

Samsung Galaxy S III im Test Außen Plastik, innen charmant

Quadcore-Prozessor, Highspeed-Datenfunk und ein großer HD-Bildschirm: Mit dem Galaxy S III will Samsung die Smartphone-Konkurrenz deklassieren. Können die Koreaner das iPhone diesmal schlagen? Trotz aller technischen Finessen - punkten kann das S III vor allem dank kluger Extra-Funktionen.

Was Samsungs neues Smartphone-Flagschiff wirklich besonders macht, muss man erst lernen. Es ist nicht der Quadcore-Prozessor, nicht der HD-Bildschirm und nicht die Funktechnik. Charmant machen das Galaxy S III vor allem die diversen Zusatzfunktionen, Gesten und Kurzbefehle, die es von technisch ähnlich ausgestatteten Konkurrenzmodellen unterscheiden.

Zunächst aber muss man sich als Neu-User erst einmal an das ausufernde Format gewöhnen. 4,8 Zoll misst der Bildschirm. Er war bei allen Testern, denen wir das Gerät an die Hand gaben, das am meisten bestaunte und gleichzeitig kritisierte Merkmal. Zu groß sei das Telefon, so die einhellige Meinung. Selbst Männer mit regelrechten Pranken haben Schwierigkeiten, die linke obere Ecke des Displays mit dem Daumen zu erreichen, wenn sie das Gerät in der rechten Hand halten. Wer ein kleineres Handy gewohnt ist, muss sich umgewöhnen.

Ansonsten aber begeistert der Bildschirm. Zum einen, weil er kräftige, manchmal fast zu kräftige Farben und Kontraste darstellt. Zum anderen, weil er sehr blickwinkelstabil ist, auch stark seitlich betrachtet noch korrekte Farben anzeigt. Als Video-Player und Bildbetrachter ist das neue Galaxy damit prädestiniert. Umso mehr, als es die kleine HD-Auflösung 720p (1280 x 720) beherrscht und Videos mit ungewohnter Detailgenauigkeit anzeigt. Ähnlich spielt es seine Stärken beim Websurfen aus, zeigt Texte sehr scharf und fein gezeichnet an.

Im übrigen kommt der riesige Bildschirm beim Spielen zum Tragen. Und das vor allem dann, wenn die Spiele die Fähigkeiten des Samsung-eigenen Vierkern-Prozessors ausnutzen. Ansonsten dürfte der Highspeed-Antrieb mit den meisten Standardfunktionen eines Smartphones wie Websurfen und E-Mail deutlich unterfordert sein.

Ersatzakkus und Speichererweiterung

Den Akku saugen CPU und Display trotzdem in der für Smartphones üblichen Zeit leer. Eine typischen Arbeitstag lang hält der Stromspeicher durch, je nachdem, wie intensiv man das Handy nutzt. Am Abend aber sollte man unbedingt ein Netzteil zur Hand haben, um den mit knapp 8 Wattstunden ausgesprochen leistungsfähigen Akku aufzuladen. Alternativ kann man ihn auch - anders als bei den meisten aktuellen Smartphones - gegen einen geladenen Ersatzakku austauschen.

Nicht austauschen kann und soll man die eingebaute Kamera. Als Samsung das Galaxy S III vorstellte, wurde oftmals kritisiert, dass diese nur acht Megapixel liefert, während andere Hersteller schon Zwölf-Megapixel-Modelle einbauen. Die Bildqualität des S III ist trotzdem hervorragend (siehe Beispielbilder in der Fotostrecke). Dabei zeichnet sich die Samsung-Kamera dadurch aus, dass sie sehr schnell reagiert, fokussiert und auslöst. Im Modus Serienbildaufnahme schießt sie zudem acht Bilder in schneller Folge, aus denen man sich das beste aussuchen kann. So kann man beispielsweise bei Sportaufnahmen den besten Moment oder bei Familienporträts das harmonischste Bild auswählen.

Dass die übrigen sieben Bilder dann über Bord gehen können, ist schon deswegen nützlich, weil der Speicher des aktuellen S III mit 16 GB vergleichsweise klein ist, zumal davon bei Auslieferung nur rund elf GB verfügbar sind. Gut, dass man bis zu 64 GB per microSD-Karte ergänzen kann.

Samsungs Siri heißt S-Voice

Abgesehen von diesen technischen Details schöpft das Galaxy S III einen Großteil seines Charmes allerdings aus jenen Funktionen, die Samsung dem System hinzugefügt hat. Vergleichsweise wenig Wirbel macht der Konzern dabei für seine Sprachassistenzfunktion S-Voice, die an Apples Siri erinnert und von den Anwendern vorerst wohl ebenso zögerlich verwendet werden wird wie Siri. Die Erkennungsgenauigkeit lässt hier zu wünschen übrig. Bei unseren Tests lag S-Voice öfters daneben, wollte Befehle ausführen, die wir nicht gegeben hatten. Versuche, etwa die aktuelle Uhrzeit in Taipeh zu erfahren, wurden stets mit einer Angabe der Mitteleuropäischen Sommerzeit beantwortet.

Anders sieht es bei den vielen Gesten aus, mit denen sich Abläufe automatisieren und vereinfachen lassen. Hat man einen Kontakt aufgerufen, reicht es, das Handy ans Ohr zu halten, damit derjenige angerufen wird. Will man Ruhe vor Anrufern und neuen Nachrichten, legt man das Gerät mit dem Bildschirm nach unten auf den Tisch und es werden alle Töne stumm geschaltet. Möchte man die Wiedergabe des MP3-Players anhalten, legt man kurz die Hand auf den Bildschirm, und die Musik stoppt.

Plaste und Elaste

Ein schönes Vorzeigebeispiel sind die Bewegungsfunktionen, bei denen der reale Raum um das Telefon herum gewissermaßen in die Benutzeroberfläche integriert wird. Betrachtet man den vergrößerten Ausschnitt eines Fotos, kann man mit dem Handy quasi über das vergrößerte virtuelle Bild fahren, um anderen Ausschnitte anzusehen. Möchte man ein Symbol auf einem der sieben Startbildschirme platzieren, hält man es mit einem Finger fest und kann mit einem Schwenken des Handys von Bildschirm zu Bildschirm wechseln. Um in Listen, Datenbanken oder E-Mail-Programmen nach ganz oben zu gelangen, tippt man zweimal auf die Oberseite des Handys.

Solche Funktionen heben das Galaxy S III aus der Masse hervor. Seine technische Ausstattung ist dabei hilfreich, aber wohl nicht in Gänze notwendig. Die Fähigkeiten und Funktionen, die Samsung für das Galaxy S III vermengt hat, stellen es derzeit ganz sicher auf den Spitzenplatz aktueller Smartphones - auch vor Apple. Nur beim Design hätten sich die Koreaner sich etwas mehr Mühe geben können. Der Plastik-Look des Galaxy S III ist seinem Anspruch nicht angemessen.


Samsung Galaxy S III
Listenpreis: 699 Euro
Straßenpreis: ab 599 Euro

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