Samsung Galaxy Z Flip und Motorola razr Auf Biegen und Brechen

Die zweite Generation der Falthandys macht vieles anders als die erste. Aber die Bildschirme sind offenbar weiterhin sehr empfindlich.
Ein Samsung Galaxy Z Flip nach dem Kratztest von JerryRigEverything

Ein Samsung Galaxy Z Flip nach dem Kratztest von JerryRigEverything

Foto: JerryRigEverything/ YouTube

Es will einfach nicht klappen. Als Samsung und Huawei vor rund einem Jahr ihre ersten faltbaren Smartphones vorstellten, glaubten wir noch an eine Revolution. Endlich, so schien es, würden Mobiltelefone wieder spannend werden. Die biegbaren Bildschirme versprachen, alles zu verändern. Der erste Ansatz damals: Geräte, die zugeklappt so groß wie ein normales Smartphone sind und sich aufgeklappt zu einem kleinen Tablet entfalten. Wir waren von der Idee begeistert, zunächst.

Die ersten Tester in den USA, die die Geräte lange vor europäischen Journalisten bekamen, waren dagegen alles andere als beeindruckt. Ausgerechnet der Faltbildschirm, das Kernelement der neuen Geräte, war teils schon nach einem Tag zerkratzt, verbogen oder sonstwie defekt. Samsung musste reagieren, verschob den Start des Galaxy Fold um mehrere Monate, um die Designfehler beheben zu können. Als wir das Fold Ende Oktober 2019 endlich testen konnten, attestierten wir ihm, dass es mit 2100 Euro zu teuer ist und die Falttechnik des Bildschirms verbessert werden müsse.

Genau das wollen Samsung und Motorola nun getan haben, beide mit ähnlichen Konzepten. Motorolas neues Razr und Samsungs Galaxy Z Flip lassen sich horizontal zusammenklappen, nicht vertikal, was einen gewaltigen Unterschied macht. Statt die Smartphones durchs Aufklappen auf Tablet-Größe aufzufalten, werden die nun viel kleineren Geräte erst beim Entfalten zu richtigen Smartphones.

Für das Razr versprechen Motorolas Entwickler, das biegsame Kunststoff-Display sei gut gegen Kratzer geschützt, weil es ja innen liege. Samsung fabulierte bei der Vorstellung des Galaxy Z Flip, dessen "Infinity Flex-O Display" genannter Bildschirm bestehe aus einem ultradünnen Glas, das ein "hochwertiges Gefühl" und eine "besondere Optik" liefere. Von Kratzfestigkeit war nicht die Rede.

Samsung rät zur Vorsicht

Das hat wohl seinen Grund, denn bei den beiden neuen Modellen scheint sich zumindest teilweise zu wiederholen, was im vergangenen Jahr geschah. Dem für seine rabiaten Testmethoden bekannten YouTuber Zack Nelson jedenfalls fiel es nicht schwer, im Display des Galaxy Z Flip mit seinen Fingernägeln sichtbare Kratzspuren zu hinterlassen . Das hätte man von einem Bildschirm aus Glas, auch wenn es biegsam ist, nicht erwartet. Nelson stellte daher die Frage in den Raum, ob die Geschichte von Biegeglas womöglich ein Fake sei.

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Samsung reagierte umgehend und schickte dem Tech-Magazin "The Verge " eine Antwort, in der es hieß, man solle den neuartigen Bildschirm "mit Vorsicht" behandeln. Zudem sei auf das ultradünne Glas "ein Schutzfilm wie beim Galaxy Fold" aufgebracht. Eben dieser Kunststoff-Film ist es offensichtlich, den Nelson angekratzt hat.

Sollte das Display einmal kaputtgehen, können Samsung-Kunden, die das Gerät innerhalb von 30 Tagen nach dem Kauf registriert haben, einen defekten Bildschirm einmalig gegen Zahlung von 109 Euro reparieren lassen. Danach ist der volle Preis zu zahlen. In den USA wären das 499 Dollar plus Mehrwertsteuer . In Deutschland wären das umgerechnet rund 550 Euro. Eine Anfrage nach einer konkreten Preisangabe für einen solchen Display-Tausch hat Samsung nicht beantwortet.

Blasen und Brechen

Schlimmer als die paar Kratzer beim Galaxy Z Flip ist allerdings, was das Tech-Portal "Input " von seinem Testgerät des neuen Motorola razr berichtet. Eine Woche nachdem das Portal seinen Testbericht zu dem Gerät veröffentlicht hatte, habe sich an der Falz des Kunststoff-Bildschirms eine dicke Luftblase gebildet, wodurch sich die obere Deckschicht vom Display löse. Autor Ray Wong vermutet einen Zusammenhang mit den niedrigen Temperaturen, knapp unter 0 Grad, bei denen er das Gerät getestet habe.

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Dieselbe Vermutung äußert auch ein Twitter-Nutzer, der berichtet, bei seinem nagelneuen Galaxy Z Flip sei der Bildschirm quasi gleich nach dem Auspacken gebrochen. Er habe lediglich die für den Transport aufgebrachte Schutzfolie abgezogen und das Gerät einmal auf- und zugeklappt, als er ein Knacken gehört habe. Ohne genauer darauf einzugehen, merkt er außerdem an: "Kaltes Wetter?"

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Es war nicht alles schlecht

Bisher jedoch handelt es sich bei diesen Schilderungen von zerbrochenen, zerkratzten oder sich selbst lösenden Faltbildschirmen noch um Einzelfälle. Journalisten und Blogger in den USA, die bereits Testgeräte bekommen haben, sind oft begeistert von Samsungs neuem Falt-Handy. "Androidpolice" etwa scheibt, "das ist die Zukunft " und für "Engadget" ist es "Liebe auf den ersten Blick ". Beide hatten allerdings nur 24 Stunden Zeit mit dem Gerät, um zu ihren Schlussfolgerungen zu kommen.

Doch die Faszination des Neuen haftet den faltbaren Smartphones eben an, genau wie im vergangenem Jahr dem Galaxy Fold. Damit sind sie gerade für Menschen, die regelmäßig mit innovativen Handys zu tun haben, faszinierend. Dass sie technologisch und vom Design her wegweisend sind, steht außer Frage. Offen ist nur, ob faltbare Bildschirme wirklich schon reif sind für den Markt.

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