Satellitennotruf iPhone kann jetzt SOS aus dem Funkloch senden

Kann abseits von Mobilfunknetzen Hilfe holen: iPhone-Funktion »Notruf SOS über Satellit«
Foto: AppleWer sich in unwegsamen Gelände verirrt hat, in einer abgelegenen Gegend einen Unfall hat oder Opfer einer Straftat geworden ist, kann in Deutschland ab heute auch dann per iPhone einen Notruf absetzen, wenn weder ein WLAN noch ein Mobilfunknetz erreichbar sind. »Notruf SOS über Satellit« nennt Apple diese Funktion, die eines der großen Themen bei der Präsentation der iPhone-14-Serie im September war.
Sie ermöglicht es, via iPhone eine Verbindung zu einem Satelliten herzustellen und auf diesem Wege eine Notrufzentrale zu informieren oder Verwandten und Bekannten seine Position mitzuteilen. Allerdings – und das ist der Haken bei der Sache – klappt das nur mit iPhones der aktuellen Serie 14. Ältere Modelle verfügen nicht über die nötige Hardware, um Satellitenverbindungen herzustellen.
Außer in Deutschland sei die Funktion nun auch in Großbritannien, Irland und Frankreich nutzbar, teilte Apple mit. Gestartet war das System zuvor bereits in den USA und in Kanada.
Nach der erstmaligen Aktivierung eines iPhones ist der Notrufdienst zwei Jahre lang kostenlos nutzbar. Für Nutzerinnen und Nutzer, die bereits vor der Einführung des Dienstes ein iPhone 14 gekauft haben, gilt die Regel, dass die Zweijahresfrist mit dem Verfügbarkeitsdatum des Notrufs über Satellit beginnt, also am heutigen Dienstag. Wer das Angebot im Anschluss an die kostenlose Phase weiternutzen will – das ist der zweite Haken bei dem neuen Service – muss ein Abo abschließen. Was das kosten wird, hat Apple bisher nicht verraten.

Erst mal ein paar Fragen: So soll die Art des Notfalls festgestellt werden
Foto: AppleVon der Komplexität des Systems sollen Nutzerinnen und Nutzer in Extremsituationen nichts zu spüren bekommen. Sie sollen im Notfall nur ein paar einfache Fragen zur Natur und Schwere ihres Problems beantworten. Das System stellt daraufhin eine Textnachricht zusammen, die neben den Antworten auch die per GPS ermittelte Position sowie – falls vorhanden – den im iPhone gespeicherten Notfallpass an eine Notrufzentrale sendet.
Ausrichtungssache
Dann beginnt der möglicherweise schwierige Teil, nämlich das Ausrichten des iPhones auf einen verfügbaren Satelliten. Das ist wichtig, weil die Satellitenverbindungen nur funktionieren, wenn man das Smartphone direkt auf den Satelliten richtet. Hier soll das System mit einer grafischen Darstellung helfen, die korrekte Richtung zu finden. Hindernisse wie etwa Bäume, Gebäude oder Felsen können die Verbindung stören.

Ausrichtungshilfe: Satelliten finden, ohne sie zu sehen
Foto: AppleSteht der Kontakt zum Satelliten, wird die Nachricht verschickt. Um die Datenmenge zu begrenzen, habe man einen neuen Kompressionsalgorithmus entwickelt, der die durchschnittliche Größe von Nachrichten auf ein Drittel der ursprünglichen Datenmenge reduziert, »damit die Übertragung so schnell wie möglich erfolgt«, heißt es von Apple. Trotzdem dauert die Übertragung einer Nachricht mindestens 15 Sekunden, heißt es, »bei guten Bedingungen«.
Sorge vor Testmeldungen an Notrufzentralen
Um zu vermeiden, dass iPhone-Nutzer Testmeldungen an Notrufzentralen schicken, weil sie die Funktion ausprobieren wollen, hat Apple einen Demo-Modus eingebaut. Er soll in den Einstellungen unter Notruf SOS/Notruf SOS über Satellit zu finden sein. Hat man ihn aktiviert, bekommt man zunächst eine kurze Einführung und kann dann selbst versuchen, eine Verbindung zu einem der Satelliten herzustellen. Ist das gelungen, spielt man einen simulierten Notruf durch.
Wer bei einem Ausflug in vom Mobilfunk nicht abgedeckte Gebiete Verwandten oder der Familie mitteilen will, wo er oder sie sich gerade befindet, kann das übrigens auch ohne Notruf über die Satellitenverbindung tun. Apple hat dafür in die »Wo-ist?«-App eine Funktion eingebaut, mit der man via Satellit seinen Standort mit anderen teilen kann.