Smarthome So können Sie mit schlauen Gadgets Geld und Energie sparen

Smarte Thermostate regeln automatisch, wann Wärme geliefert wird und wann nicht
Foto: Andreas MartiniGrundsätzlich kann man nur dort sparen, wo man vorher etwas verbraucht. Sparfüchse, die ihre Verbräuche ohnehin schon optimiert haben, werden mit Smarthome-Technik daher bestenfalls ein paar Cent herausquetschen können – wenn überhaupt: Der Ersparnis sind stets die Kosten für Anschaffung und Betrieb der smarten Geräte gegenzurechnen.
Dennoch ist das Thema »smarte Effizienz« damit keineswegs am Ende, denn in vielen Familien steckt allein im Abfangen von Fehlbedienungen großes Sparpotenzial – nicht jeder im Haushalt macht das Licht wieder aus oder achtet auf eine sinnvolle Einstellung des Heizungsthermostats.
Wer mit der Anschaffung eines E-Autos liebäugelt, hat einen Großverbraucher auf der Wunschliste, der seinen Energiehunger an der heimischen Steckdose stillt. Zusammen mit dem bevorstehenden Smart-Meter-Rollout ergeben sich Möglichkeiten, die dabei anfallenden Kosten zu senken.
Heizung
Lässt ein Mitbewohner beispielsweise im Winter Türen oder Fenster dauerhaft offen, profitiert auch der Sparfuchs davon, wenn die Heizung nicht versucht, dagegenzuhalten. In der smarten Variante erfassen optische oder magnetische Öffnungssensoren den aktuellen Zustand von Türen und Fenstern, woraufhin die Steuerzentrale die Heizung gegebenenfalls abschaltet.

Die Montage smarter Heizthermostate erfordert kaum handwerkliches Geschick, als Werkzeug genügt eine Rohrzange
Foto: c'tAuch ein automatisches Herabregeln der Heizung über den Tages- oder Wochenverlauf kann Energie und Geld sparen. Dabei lassen sich Heizkörper oder Heizkessel heutzutage nicht nur starr nach Zeittaktung regulieren, sondern folgen den Bedürfnissen beziehungsweise dem Verhalten der Bewohner.
Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe passender smarter Heizthermostate, die einfach die bisherigen Thermostate an den Heizkörpern ersetzen – beispielsweise von AVM (für den Betrieb mit neueren Fritzboxen), Devolo (für das Funkprotokoll Z-Wave), eQ3 (für Homematic IP) oder Netatmo. »c't« hat dem Thema bereits ein Titelthema gewidmet (»c't« 3/2019, S. 84).
Manche Systeme erkennen, ob jemand zu Hause ist. Dafür müssen üblicherweise alle Bewohner eine App auf ihre Smartphones installieren, die den jeweiligen Standort via Cloud an die heimischen Thermostate senden (Geofencing). Vor allem die Firma Tado hat sich damit einen Namen gemacht. Mittlerweile ist die Funktion auch Teil von Apples Smarthome-Plattform HomeKit; Eve Systems' smarte Heizungsthermostate können sie zusammen mit einem HomePod oder einem Apple TV als Steuerzentrale bereits nutzen.
Andere Varianten erkennen Personen durch KI-Kameras wie Netatmos Welcome, durch Bewegungssensoren, kleine Bluetooth-Sender (Beacons) oder das Abfangen von WLAN-Anmeldungen der häuslichen Smartphones. Leider sind diese Alternativen weniger zuverlässig als das Geofencing, haben aber teilweise den Charme, auch offline zu funktionieren – und dann, wenn man das Smartphone zu Hause nicht ständig bei sich trägt.

Die Tado-App kann ermitteln, ob die Bewohner zu Hause oder abwesend sind, und die Temperaturen in den einzelnen Räumen daran anpassen
Foto: c'tAbseits dieser Lösungen kann man für die Erkennung, wann die Bewohner daheim sind und wann nicht, verschiedene Daten heranziehen. So lassen sich beispielsweise grobe An- und Abwesenheitsfenster wie Urlaube oder Dienstreisen als Basis für die Steuerung in einem Google-Kalender hinterlegen. Einsparpotenziale ergeben sich zudem, wenn man Wettervorhersagen in die Steuerung einbezieht.
Eine andere Sparmöglichkeit bieten elektrische Zusatzheizungen. Das klingt zunächst seltsam, schließlich ist Strom eine der teuersten Energieformen. Dafür lässt sie sich zum Heizen punktgenau und ohne große Latenz einsetzen. Schaltet man den IR-Strahler im Bad gezielt für fünf Minuten zu, greifen einzelne Familienmitglieder vielleicht seltener zum Thermostat am Heizkörper. Der würde seine Wirkung ohnehin erst mit etlichen Minuten Zeitverzug entfalten.

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Weiterführende Links:
Ultraflache Fußbodenheizungen wie die von Calorique unter Parkett- oder Vinylbelägen sind eine andere Möglichkeit, Wärme sehr schnell ganz nah an den Körper zu bringen. Sind die Eisfüße erst einmal geschmolzen, dürfen es im Raum üblicherweise durchaus ein paar Grad weniger sein. Gesteuert werden die Bodenheizungen über smarte Wandthermostate.
Solche kleinen »Wärmetankstellen« kann man kurzfristig zuschalten und ebenso einfach automatisch wieder vom Strom nehmen. Besitzer einer Zentralheizung können mit solch intelligenten Lösungen auch den Zeitpunkt für die Inbetriebnahme der Heizung im Herbst deutlich nach hinten verschieben.
Smart Metering
Für die Einsicht, dass dem Smart Meter die Zukunft gehört, braucht es keinen Blick in die Glaskugel. Vielmehr genügt ein Blick in die entsprechenden Verordnungen. Der Umstieg auf intelligente Stromzähler ist beschlossene Sache: Mit der Lizenzierung der ersten Geräte durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat der Smart-Meter-Rollout begonnen und wird über kurz oder lang in jedem Haushalt ankommen. Die Frage ist also nicht, ob künftig ein Smart Meter in der Verteilung hängt, sondern wann.
Die Kosten für den Umbau werden unausweichlich auch die Verbraucher tragen müssen. Daher ist es durchaus sinnvoll, als Nutzer auch gleich auf die Einsparmöglichkeiten durch die smarte Technik zu schauen. Sie ergeben sich durch neue Tarifmodelle und die Integration der Zähler ins Smarthome: Der per Smart Meter Gateway mit dem Internet verbundene Zähler ermöglicht dem Stromanbieter eine stundengenaue Abrechnung des gelieferten Stroms. Bisher nutzen wenige Anbieter wie etwa aWATTar diese Möglichkeit, um günstig bezogenen Strom auch günstig an den Verbraucher weiterzugeben. Andere Stromanbieter bereiten entsprechende Tarife vor.

Vernetzte Smart Meter erlauben eine detaillierte Auswertung des Stromverbrauchs. Mit stundengenauen Tarifen lassen sich günstige Strompreise gezielt nutzen.
Foto: c'tDaraus ergeben sich – ähnlich wie bei den alten Nachtstromtarifen – schon einmal Einsparmöglichkeiten in den frühen Morgenstunden. Doch der wachsende Anteil regenerativer Energien lässt den Strompreis deutlich stärker schwanken, manchmal rutscht er sogar ins Negative. Windparks und Solarkraftwerke speisen je nach Wetterlage mehr oder weniger ins Netz ein, was sich an der Strombörse widerspiegelt. Diese gibt schon heute den stundenweise wechselnden Preis für die Kilowattstunde dank präziser Wettermodelle einen Tag vorher bekannt.
Die günstigsten Konditionen lassen sich mithilfe des Smart Meters nutzen. So lädt die in »c't« 12/2020 auf Seite 94 vorgestellte Wallbox von Go-e beispielsweise ein angeschlossenes Fahrzeug möglichst kostengünstig auf, indem sie den Ladevorgang automatisch in den Bereich mit den günstigsten Strompreisen legt. Als Nutzer gibt man lediglich den Zeitpunkt an, zu dem der Ladevorgang auf jeden Fall abgeschlossen sein muss.
Ähnliches gilt auch für andere Großverbraucher im Haus: Zwar kann man den Stromverbrauch einer Kühltruhe nicht optimieren, aber ob ein flüsterleiser Geschirrspüler, die Waschmaschine und ein Trockner nun um 18.00 Uhr oder, deutlich günstiger, um 4.00 Uhr ihre Werke verrichten, dürfte manch einem egal sein.
Wer sich eine solche Option offenhalten will, muss beim Kauf dieser Geräte auf entsprechende Konnektivität achten. Miele etwa bietet mit »SmartStart« eine passende Funktion für ausgewählte Haushaltsgeräte an. Auch Bosch/Siemens-Geräte mit »Home Connect« lassen sich zumindest aus der Ferne über die Cloud ansteuern. In Verbindung mit Webdiensten wie If-This-Then-That (IFTTT) ist so auch ein tarifgenauer »Fernstart« möglich.
Fazit
Ob smarte Technik nun wirklich Geld spart und die Umwelt schont, hängt von so vielen Faktoren ab, dass sich die Frage nicht pauschal beantworten lässt. Ist ein Großverbraucher wie ein E-Auto im Spiel oder neigen die Haushaltsmitglieder zu einem eher lockeren Umgang mit Ressourcen, kann der Einsatz von Smarthome-Technik zu Einsparungen führen.
Wer bereits sparsam unterwegs ist und das letzte Quäntchen Effizienz herausquetschen möchte, müsste schon einen genauen Wochenplan in Form eines Onlinekalenders führen, um eine smarte Umgebung optimal nachzuführen.
Genau hier liegt der Ansatzpunkt für eine mögliche Technik von morgen: Kommende Sensoren könnten nicht nur die generelle Anwesenheit im Haus erfassen, sondern – beispielsweise über Smartwatches und Beacons – auch von jedem Mitbewohner in jedem Raum. In Verbindung mit einer KI wäre das Smarthome dann etwa in der Lage, die Heizungsanlage noch punktueller und bedarfsgerechter zu steuern.