Smartphone-Betriebssysteme Microsoft-Zombies begraben iPhone und Blackberry

Microsoft-Mitarbeiter beim Zombie-Tanz: Verfrühte Vorfreude?
Reichlich selbstsicher haben Microsoft-Mitarbeiter das iPhone symbolisch zu Grabe getragen. Mit einer Parade quer über dem Microsoft-Campus in Redmond bei Seattle, feierten sie die Fertigstellung des neuen Handy-Betriebssystems Windows Phone 7 und sparten dabei nicht an visuellen Seitenhieben auf die Konkurrenz. Das auf einem großen Plakat gezeigte Motto: "Die Windows Phone-7-Plattform begräbt die Konkurrenz ", nahmen einige Mitarbeiter offenbar wörtlich, verkleideten sich als Totengräber und besorgten sogar Leichenwagen.
Derart präpariert, trugen sie ein übergroßes Papp-iPhone über das Gelände, ließen eine Dudelsackträgerin Trauermärsche trällern. Als Höhepunkt der Veranstaltung führten die Software-Experten als Zombies verkleidet den Tanz aus Michael Jacksons Video zu dem Song "Thriller" auf.
Anlass für die Parade war Microsofts Mitteilung, Windows Phone 7 habe den sogenannten RTM-Status erreicht, sei also "Released to Manufacturing". Zu deutsch: Die Software wird ab sofort an die Handy-Hersteller ausgeliefert, die jetzt mit der Produktion der erste Windows-Phone-7-Handys beginnen können.
"Lieferbarkeit ist auch eine Funktion"
Microsoft erhofft sich von seinem neuen Handy-Betriebssystem einen erfolgreichen Wiedereinstieg in das boomende Geschäft mit Smartphones. Der Marktanteil der des Konzerns in diesem Bereich war zuletzt stetig gefallen. Microsoft hatte es versäumt, sein Windows Mobile an die sich ändernden Bedürfnisse der Anwender anzupassen. Smartphones werden heute zunehmend für berufliche und private Zwecke zugleich genutzt, während sich Microsofts Windows Mobile immer noch primär an Geschäftskunden wendet.
Mit Windows Phone 7 verabschiedet sich Microsoft von dieser Strategie, setzt vor allem auf die Integration von Social Networks, von Musik- und Spiele-Angeboten sowie auf eine Benutzeroberfläche, die ganz auf Touchscreens ausgelegt ist. Von Firmenchef Steve Ballmer im Februar angekündigt, sollen die ersten Mobiltelefone mit dem neuen Betriebssystem im Oktober auf den Markt kommen.
Um diesen Zeitplan einhalten zu können, wurden mache Funktionen, wie etwa "Kopieren und Einsetzen", bei der ersten Version weggelassen. Sie sollen in späteren Versionen und durch Updates nachgeliefert werden. Wichtiger war es dem Konzern, möglichst viele Geräte noch vor dem Weihnachtsgeschäft in den Handel zu bekommen. Intern wurde dazu die Devise "Shipping is also a Feature", "Lieferbarkeit ist auch eine Funktion", ausgerufen.
Nokia ist Marktführer auf Abruf
Ob es Microsoft damit gelingen wird, sich bei den Smartphones tatsächlich einen signifikanten Teil des Milliardengeschäft zu sichern, ist aber alles andere als sicher. Erst am Freitag veröffentlichte das Marktforschungsunternehmen Gartner seine Prognosen, wie sich die Marktanteile bis 2014 verschieben werden.
Demnach werden sich Nokia und Google mit zusammen knapp 60 Prozent künftig den Löwenanteil des Marktes teilen, wobei Nokia zumindest bis 2014 noch Marktführer bleiben soll. Nokias Anteil, glauben Gartners Experten, werde sich bis dahin allerdings von derzeit 46,9 Prozent auf 30,2 Prozent drastisch reduzieren. Android-Handys hingegen werden in den nächsten Jahren einen dramatischen Aufstieg erleben. Ihr Anteil werde von 3,9 Prozent in 2009 auf 29,6 Prozent in 2014 zunehmen.
Noch einmal einen Zombie-Tanz
Ausschlaggebend für den künftigen Erfolg von Smartphone-Plattformen sei vor allem deren Unterstützung durch die Mobilfunkbetreiber, sagt Gartner-Chefanalyst Roberta Cozza. In diesem Bereich habe Googles Android die Nase vorn. Zudem würden Hersteller wie Samsung und LG in Kürze mehrere Billig-Android-Handys auf den Markt bringen, was dem System weiteren Auftrieb verleihen werde.
Handy-Betriebssysteme, die nur von einem Hersteller unterstützt werden, hätten dagegen das Nachsehen, so Cozza. Systeme wie Apples iOS und das Blackberry OS könnten zwar zunächst weiter steigende Absatzzahlen erleben, würden aber im Vergleich zu den Marktführern weniger schnell wachsen.
Als den größten Verlierer im Smartphone-Geschäft sieht Gartner allerdings Microsoft an. Dem lauten Getrommel um Windows Phone 7 zum Trotz werde sich dessen Marktanteil kontinuierlich reduzieren, von 8,7 Prozent 2009 bis auf 3,9 Prozent 2014 betragen. Eine Entwicklung, die der von Android genau entgegen steht.
Der Zombie-Tanz, den Microsofts Mitarbeiter zu Michael Jacksons "Thriller" wie einen Freudentanz einstudiert haben, könnte also durchaus noch einmal aufgeführt werden müssen, sollten die Marktforscher recht behalten. Dann aber nicht mehr als Freudentanz.