Era 100 und Era 300 im Test So klingen die neuen Smartspeaker von Sonos

Mit zwei neuen smarten Lautsprechern tritt Sonos gegen Amazon und Apple an. 3D-Audio mit Dolby Atmos und eine automatische Klanganpassung sollen Kunden überzeugen. Wir haben ausprobiert, was das bringt.
Ungleiches Paar: Sonos Era 100 (r.) und Era 300

Ungleiches Paar: Sonos Era 100 (r.) und Era 300

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Neues Design, neue Funktionen, neuer Sound: Mit dem Era 100 und dem Era 300 will Lautsprecherhersteller Sonos den »mitreißenden Sound der Zukunft« erschaffen – und sich gegen die HomePods von Apple und vor allem die Echo-Lautsprecher von Amazon neu erfinden. Zumindest beim 499 Euro teuren Era 300 geht das mit einem sehr ungewöhnlichen Look einher: Die Box wirkt, als hätte sie sich einen zu engen Gürtel umgeschnallt. Die Form folgt der Funktion: Nur so war es möglich, die vielen Lautsprecher so einzubauen, dass sie auch in die von den Ingenieuren vorgesehenen Richtungen Schall abstrahlen.

Der 279 Euro teure Era 100 ist dagegen schlichter geraten, folgt dem tonnenförmigen Design vieler smarter Lautsprecher. Von oben betrachtet ist er allerdings oval geformt.

Dass in beiden Sonos-Boxen viel Neues steckt, zeigt sich Kennern der Marke schon von außen. Eine Bluetooth-Taste etwa verrät, dass man Smartphones, Tablets und Computer nun nicht mehr nur über die Sonos-App, sondern auch per Bluetooth koppeln kann, was praktisch ist, wenn beispielsweise Gäste die Kontrolle über die Musik übernehmen sollen.

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Sonos Era 100

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Weiter unten befindet sich in beiden Modellen eine USB-C-Buchse. In die lässt sich gegen 25 Euro Aufpreis ein Audioadapter einstöpseln, über dessen 3,5-mm-Buchse man externe Zuspielgeräte anschließen kann. Plattenspieler beispielsweise sollen hier Anschluss finden. Warum Sonos eine solche Buchse nicht einfach direkt eingebaut hat, ist mir schleierhaft, zumal der Sonos Five mit einer solchen Buchse ausgestattet ist.

Soundautomatik rein, Google raus

Trueplay nennt Sonos die Möglichkeit, den Klang seiner Lautsprecher an den Raum anzupassen, in dem sie stehen. Wer Sonos-Boxen hat, weiß, wie dramatisch diese Funktion den Sound vor allem in schwierigen Räumen mit vielen reflektierenden Flächen verbessern kann. Bisher war Trueplay allerdings iPhone-Nutzerinnen und -Nutzern vorbehalten.

Der Grund, laut Sonos: Apple baut in seine Geräte eine überschaubare Zahl unterschiedlicher Mikrofone ein, an die Trueplay relativ leicht angepasst werden kann. Im Android-Segment dagegen gibt es eine Vielzahl von Herstellern, die eine große Zahl unterschiedlicher Mikrofone unterschiedlich einbauen. Die Funktion an diese Vielfalt anzupassen, wäre nicht möglich. Android-User taten bisher gut daran, sich von Freunden ein iPhone auszuleihen, um Trueplay auf ihre Lautsprecher anzuwenden. Der Vorgang dauert nur wenige Minuten.

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Sonos-App

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Mit dem Era 100 und dem Era 300 schafft Sonos diese Hürde nun ab oder senkt sie zumindest. Statt über die Mikrofone eines iPhones lässt sich die Anpassung an die Raumakustik nun auch mithilfe der in die Lautsprecher integrierten Mikrofone erledigen. Im direkten Vergleich war die Klangoptimierung mittels iPhone der Automatik in meinem Test zwar überlegen, aber auch die Kalibrierung über die internen Mikrofone liefert schon eine hörbare Klangverbesserung.

Keine Verbesserung gibt es hingegen bei der Sprachsteuerung, die es für einige Sonos-Lautsprecher seit Jahren gibt. Lange hat sich das Unternehmen dabei auf die Sprachassistenten von Amazon und Google verlassen. Im Jahr 2022 wurde dann mit Sonos Voice Control ein eigener Sprachassistent eingeführt, der bisher aber nur Englisch und Französisch versteht. In den beiden neuen Modellen hat man nun nur noch die Wahl zwischen der Sonos-Variante und Alexa. Der Google Assistant ist nicht mehr vorgesehen.

Mehr Transparenz, weniger Bass: der Era 100

Der Sonos Era 100

Der Sonos Era 100

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Im direkten Vergleich mit einem Sonos One ist der Era 100 etwas lauter, vom Sound her etwas klarer, vor allem was die Wiedergabe von Stimmen angeht. Im Refrain von »Flowers« klingt die Stimme von Miley Cyrus wärmer, weniger nach der Pappe eines Lautsprechers als beim One. Wärme im Sound ist ohnehin das herausragende Merkmal des neuen kleinen Sonos-Lautsprechers, der ansonsten vor allem durch mehr Transparenz gegenüber seinem Vorgänger auffällt.

Erstaunlich: Trotz des größeren Gehäuses ist die Basswiedergabe des neuen Modells nicht so wuchtig wie beim One, was etwa im Intro von Level 42s »Dance on Heavy Weather« deutlich zu hören ist. Ohnehin ist Transparenz die große Stärke des Era 100. In »Mountain« von Tom Doolie und DAO etwa schafft er es, ein sehr klares, wenn auch etwas zurückhaltendes Klangbild zu erzeugen, während der Sonos One hier wesentlich direkter aufspielt, dafür aber, vermutlich durch Eigenvibrationen, in den Tiefmitten ins Schlingern kommt.

Wovon man sich nicht täuschen lassen sollte: Sonos wirbt für den Era 100 als Stereolautsprecher, weil seine Hochtöner nach links und rechts strahlen. Tatsächlich wird der Klang dadurch etwas breiter, ist aber von echtem Stereo, also zwei im richtigen Abstand voneinander und vom Hörer aufgebauten Lautsprechern noch meilenweit entfernt. Der Drumroll am Beginn von »Dance on Heavy Weather« kommt bei ihm klar aus der Mitte und wandert nicht – wie bei einem Stereolautsprecherpaar – von links nach rechts.

Die Atmos-Sphäre: Era 300

Der Sonos Era 300

Der Sonos Era 300

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Dass der Era 300 anders klingt, liegt auf der Hand, ist er doch größer und mit mehr Lautsprechern bestückt. Dass er aber so dramatisch anders klingt, lässt mich doch staunen. Insgesamt arbeiten hier sechs Lautsprecher an unterschiedlichen Positionen daran, ein Klangbild zu formen: Zwei seitlich abstrahlende Tieftöner produzieren das Bassfundament, ein zentral platzierter Hochtöner strahlt direkt nach vorn und ist vor allem für die Stimmwiedergabe zuständig. Zwei links und rechts eingebaute Hochtöner sollen für eine »gleichmäßige Wiedergabe im Raum« sorgen und ein vierter Hochtöner, der in Richtung Zimmerdecke eingebaut ist, zum 3D-Klangbild beitragen.

Das klingt irre kompliziert und ist es auch, als Anwenderin und Anwender muss man sich trotzdem nur um die Musikauswahl kümmern. Der bereits erwähnte Song »Mountain« klingt hier schon ohne weiteres Zutun und trotz reiner Stereoabmischung größer und breiter. Aber es gilt dasselbe wie beim Era 100: Echtes Stereo ist auch hier nicht zu hören.

Die Verpackungen der neuen Sonos-Lautsprecher bestehen komplett aus Papier und Pappe

Die Verpackungen der neuen Sonos-Lautsprecher bestehen komplett aus Papier und Pappe

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Dafür kann der Era 300 Musik umso besser in Dolby Atmos wiedergeben – sofern man einen Musikdienst abonniert hat, der das unterstützt und den Sonos unterstützt. Für meinen Test hatte ich einen Beta-Zugang, um diese Funktion mit Apple Music zu testen. Neben Apples Angebot sollen Sonos-Kunden Dolby Atmos auch mit Amazons Music Unlimited nutzen können.

In »Everything Helps« von Julian Lage sorgt Dolby Atmos dafür, dass man den Raum zu hören meint, in dem die Musiker bei der Aufnahme gestanden haben, eine gekonnte Illusion. Besonders gut sticht der 3D-Effekt bei elektronischer Musik heraus. In Max Coopers »Inanimate to Animate (feat. Kotomi)« bewegen sich die Sounds regelrecht durch den Raum. Gelegentlich traten dabei noch Fehler auf, die ich auf den Beta-Status der Anbindung an Apple Music zurückführe. So schaltete die Wiedergabe von Pink Floyds Album »Division Bell« nachvollziehbar immer erst nach 90 Sekunden von Stereo auf Dolby Atmos um. Für mich war das praktisch, wurde so doch der Unterschied zwischen Stereo und Dolby Atmos gut hörbar.

Duo Infernal: Era 300 (r.) mit Sub Mini

Duo Infernal: Era 300 (r.) mit Sub Mini

Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL

Weil mir die Basswiedergabe der Era 300 während meiner Tests stets einen Hauch zu zaghaft schien, koppelte ich den Era 300 probeweise mit einem Sonos Sub. Das Ergebnis ist fulminant. In Kombination mit dem Basslautsprecher produziert der Era 300 einen fetten, warmen Klangteppich, der lässig auch große Räume beschallen könnte. Das hat allerdings seinen Preis, der Sub Mini kostet 500 Euro, wie auch der Era 300.

Fazit

Sollte es jemals einen Sonos-Sound gegeben haben, ist es damit bei den beiden neuen Lautsprechern vorbei. Unterschiedlicher als der Era 100 und der Era 300 kann sich Klang kaum entfalten. Beide klingen gut, aber eben vollkommen unterschiedlich. Dass beide aus demselben Hause stammen, würde man in einem Blindtest wohl kaum vermuten.

👍 Guter Sound

👍 Einfache Bedienung

👍 Viele Streamingdienste nutzbar

👎 Kein Google Assistant mehr

👎 Kein echter Stereosound

Vom 229 Euro teuren Sonos One, der weiter im Programm bleibt, unterscheidet sich der 50 Euro teurere Era 100 technisch durch die Bluetooth-Funktion, Trueplay für alle und die USB-Buchse, klanglich durch mehr Transparenz und weniger Bass. Der Era 300 steht mit 499 Euro in direkter Konkurrenz zum 150 Euro teureren Sonos Five, hat aber zusätzlich Dolby Atmos an Bord.

Manche Kundinnen und Kunden dürfte verwirren, dass das neue Modell billiger ist als das alte. Doch tatsächlich sprechen die beiden unterschiedliche Zielgruppen an. Der Five richtet sich an jene, die vor allem Musik und die vor allem in Stereo hören – mit zwei Sonos Five. Der Era 300 adressiert eine wohl jüngere Zielgruppe, der Raumklang wichtiger als Stereo ist, sowie Heimkino-Enthusiasten, denn zwei Era 300 lassen sich im Sonos-System auch als Rücklautsprecher eines Surroundsystems verwenden – wenn man bereit ist, den Preis dafür zu zahlen.

Hintergrund: Produkttests im Netzwelt-Ressort

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