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Konkurrenz für das iPad: Tablet-Rechner von Nokia, HP & Co.

Tablet-Computer Wie die PC-Branche vom Hype-Pad profitieren will

Die Analysten sind sich einig: Das iPad wird ein Erfolgsmodell. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Nur für kurze Zeit wird Apples Gadget das neue Marktsegment für sich allein haben. Andere Anbieter wollen Tablet-Käufer mit HD-Bildschirmen, Netbook-Chips, Windows 7 und Android OS locken.

Auch wenn es in den Medien seit Tagen kaum ein anderes Thema geben mag: Apples iPad ist nicht der einzige Touchscreen-Tablet-Computer. Das versucht vor allem Phil McKinney unermüdlich klarzustellen, wenn er über sein neues Lieblingsprojekt bloggt. Denn McKinney ist Technik-Chef von Hewlett-Packards Personal Systems Group, ein Liebhaber alter Taschenrechner und bei HP unter anderem verantwortlich für die Entwicklung neuer Notebooks, Netbooks und jetzt auch Tablet-PC. Und die Vorteile von HPs Slate-Computer, einem Tablet-PC auf dem Windows 7 läuft, in die Welt hinauszutrommeln, liegt ihm besonders am Herzen.

Dass HP einen solchen Computer entwickelt, ist seit dem 7. Januar bekannt. Zu Beginn der Unterhaltungselektronikmesse CES in Las Vegas zeigte Microsoft-Chef Steve Ballmer einen Prototyp des Geräts erklärte, man wolle Tablet-Rechner mit Windows 7 künftig als Slates bezeichnen. Mit technischen Details und Preisangaben für Slate-Computer hielt sich Ballmer jedoch zurück, ebenso wie McKinney.

Stattdessen zielt er genau auf jene Lücken, die das iPad offen lässt. Vor einem Monat etwa erklärte er, mit dem Slate könne man das ganze Internet genießen, nicht nur einen Ausschnitt davon, weil es Adobes Flash-Technik beherrsche. Genau jene Multimediatechnik also, der sich Apple verschließt. In dieser Woche nun legt er nach. In seinem jüngsten Blogpost  erklärt er, das HP Slate sei nicht nur zum Konsumieren gedacht, man könne damit auch selbst kreativ und aktiv werden.

Was er damit meint, soll ein kurzes Video (siehe unten) zeigen. Darin ist zu sehen, dass das Slate lauter Dinge hat, die dem iPad fehlen: Zwei eingebaute Kameras, einen Speicherkartenleser und einen USB-Anschluss beispielsweise. Ein lustiges Detail: Um zu demonstrieren, dass das HP-Slate über einen Standard-USB-Anschluss verfügt, wird in einer Szene gezeigt, wie ein USB-Stecker eingestöpselt wird. Der allerdings ist unschwer als Apple-Stecker zu erkennen, wie er bei iPods, dem iPhone und auch dem iPad mitgeliefert wird.

Dem Tech-Blog Engadget  ist zudem eine interne HP-Präsentation zugespielt worden, der die wichtigsten technischen Daten des HP Slate zu entnehmen sind. Denen zufolge, basiert das Gerät weitgehend auf Netbook-Technik, nutzt einen 1,6 GHz schnelle Intel-Atom-Chip als Antrieb. Weil dessen integrierte Grafikkarte aber zu schlapp für HD-Videos ist, soll ihm eine Grafikchip zur Seite stehen. Das Display ist mit 8,9 Zoll kleiner als das des iPad, zeigt mit 1024 x 600 Bildpunkten etwas weniger Details an. Dafür stecken im Einstiegsmodell für 549 Dollar schon 32 GB Speicher, für 50 Dollar mehr bekommt man ein 64-GB-Modell.

Das hört sich nicht übel an, aber auch nicht gerade sensationell - und erinnert doch sehr an das WePad der Berliner Neofonie GmbH, das ja auch auf Netbook-Komponenten basiert.

Dasselbe gilt auch für das Joojoo, ein ebenfalls Atom-Chip-basiertes Tablet, dass allerdings einige Besonderheiten aufweist. Vor allem fällt sein zwölf Zoll großer Bildschirm auf, der die HD-Ready-Auflösung 1366 x 768 beherrscht. Auch hier wird dem Intel-Chip zur Grafikunterstützung ein Zusatzchip zur Seite gestellt, nVidias Ion, der auch Netbooks überzeugend beschleunigt. Als Betriebssystem dient dem Joojoo allerdings ein Linux.

Doch so viel versprechend das Joojoo zunächst wirkte, so sehr enttäuschte es die Tester von Engadget . Nur vier GB Speicher, kein Flash, eine hakelige Benutzeroberfläche und eine bescheidene Akkulaufzeit disqualifizieren das Gerät als echte iPad-Alternative.

"Fürchterlich langsame CPU"

Nicht viel besser ergeht es dem Archos 9, einem Gerät, das sich von der Konkurrenz vor allem dadurch unterscheidet, dass es mit 60 GB schon in der Grundversion reichlich Speicherplatz bietet. Die Franzosen schaffen das, indem sie anstelle unempfindlicher und schneller Flash-Speicher eine normale Festplatte einbauen, die viel billiger ist als Flash-Chips. Die üppige Kapazität wird von den Cnet-Testern  dann auch ebenso gelobt wie das gelungene Design und die robuste Konstruktion. Kein gutes Haar lassen sie dagegen an der mit 1,1 GHz "fürchterlich langsamen CPU" und dem schlecht reagierenden Touchscreen.

Bleibt zu hoffen, dass wenigstens Dell hier etwas besseres abliefert, wenn das Mini 5 getaufte Dell-Slate endlich auf den Markt kommt. Das hat mit seiner Ausstattung zumindest allen Grund, sich als anders als die anderen zu bezeichnen. Im Inneren des mit fünf Zoll Bilddiagonale sehr kleinen Geräts tickt nämlich Qualcomms Snapdragon-Prozessor, der sonst meist in Handys zu finden ist. Passend dazu hat sich Dell für Googles Android als Betriebssystem entschieden.

Das käme für Nokia wahrscheinlich nicht in Frage. Und doch wollen offenbar auch die Finnen auf den Zug aufspringen und einen eigenen Tablet-PC entwickeln. Das behauptet jedenfalls der Analyst Ashok Kumar von Rodman and Renshaw . Er will festgestellt haben, dass Nokia seine Zulieferer bereits auf die Auslieferung eines solchen Geräts im Herbst vorbereitet. Als Betriebssystem werde Windows zum Einsatz kommen, glaubt Kumar. Andere Stimmen gehen allerdings davon aus, dass Nokia die Meego-Software verwenden werde, die Nokia gemeinsam mit Intel auf dem Mobile World Congress vorgestellt hat.

Nokias Schritt zeigt, dass sich Handy-Hersteller durch dem Vormarsch der Tablet-PC bedroht fühlen. Vor allem im Bereich der Highend-Smartphones, wie etwa Nokias N900, könnten kleine Geräte wie Dells Mini 5 wildern. Und die Angst scheint begründet. Selbst vergleichsweise konservative Schätzungen gehen davon aus, dass Apple in diesem Jahr mindestens fünf Millionen iPads verkaufen wird. Ein Jahr später sollen es laut iSuppli  schon 7,1 Million, in 2012 sogar 21 Millionen Tablet-Rechner sein.

Wenn dann noch Konkurrenten wie HP ihre Aufgabe gut machen und ähnliche attraktive Tablets auf dem Markt bringen, dürfte der Gesamtumsatz der neuen Kategorie portabler Touchscreen-Rechner noch weit höher liegen. Apple hat sich hier also einen neuen Markt geschaffen, an dem auch andere partizipieren können und wollen. Bleibt abzuwarten, wer die Verlierer des Tablet-Hypes sein werden.

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