Seit Anfang März bietet die Telekom in Deutschland eine echte Mobilfunk-Flatrate an, den Tarif Magenta Mobil XL. Anders als bei den sonst üblichen Tarifen der Mobilfunkanbieter gibt es für den Anwender hier kein Datenlimit. Der Tarif ist mit knapp 80 Euro im Monat aber auch sehr teuer.
Dafür kann man mit dem neuen Tarif - zumindest innerhalb der deutschen Grenzen - tatsächlich unbegrenzt mobil surfen, ohne befürchten zu müssen, dass nach Nutzung einer bestimmten Datenmenge die Geschwindigkeit des Zugangs drastisch reduziert wird. So ist es aber bei vielen gängigen Tarifen in Deutschland üblich, beim Telekom-Tarif Magenta Mobil L etwa nach 6 GB.
Fast überall billiger als in Deutschland
Doch: Im Vergleich mit ähnlichen Tarifen im EU-Ausland ist die Telekom-Offerte alles andere als ein Schnäppchen. Das geht aus einer Untersuchung des Vergleichsportals Verivox hervor.
Demnach ist die mobile Internetnutzung in vielen anderen EU-Staaten deutlich billiger: In den Nachbarstaaten gibt es vergleichbare Angebote mit unbegrenztem Datenvolumen wesentlich günstiger als die von der Telekom angesetzten knapp 80 Euro. In den Niederlanden beispielsweise schon für 35 Euro, in Frankreich für 40 Euro, in Großbritannien für umgerechnet rund 40 Euro und in Schweden für umgerechnet 49 Euro.
Verivox hat für seinen Vergleich alle verfügbaren Tarife der Netzbetreiber aus zehn europäischen Staaten unter die Lupe genommen. Angebote von Zweitmarken oder Service-Providern wurden dagegen nicht berücksichtigt. In einigen dieser Länder gibt es freilich - so wie bisher auch in Deutschland - nur Quasi-Flatrates, bei denen das Tempo nach Nutzung einer bestimmten Datenmenge gedrosselt wird.
In Polen beispielsweise kostet der Tarif mit 100 GB Datenvolumen umgerechnet nur rund 19 Euro; angeboten wird er von T-Mobile, einer Tochter des Bonner Telekom-Konzerns. Relativ billig kann man zudem auch in Italien (25 Euro für 100 GB) und Spanien (32 Euro für 25 GB) mobil surfen. Recht teuer ist das Nachbarland Österreich. Verivox zufolge kostet dort der preisgünstigste Tarif mit 60 GB Datenvolumen 69,73 Euro.
Der Vergleich mache deutlich, dass Deutschland bei Tarifen mit großen Datenmengen weiterhin Nachholbedarf habe, sagt Verivox-Experte Christian Schiele. Er begründet das hohe Preisniveau unter anderem damit, dass der Wettbewerb auf dem deutschen Markt in den vergangenen Jahren abgeflacht sei.
Zudem gebe es in Deutschland weniger staatliche Förderung für den Mobilfunkausbau als zum Beispiel in Frankreich - heimische Firmen müssen ihr Geschäft also weitgehend aus eigener Kraft finanzieren. Bislang ist die Telekom der einzige Anbieter, der das Prinzip einer echten Datenflatrate überhaupt anbietet. Vodafone und Telefónica/O2 bieten in Deutschland keine vergleichbaren Tarife an.
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1. Die Art des Vertrags
Grundsätzlich müssen Sie entscheiden, ob Sie einen klassischen 24-Monate-Vertrag bevorzugen oder einen Tarif, den Sie schnell wieder wechseln können, etwa auf Monatsbasis. Bei Prepaid-, Discounter- und Dritthändler-Tarifen ist manchmal der Kundenservice weniger gut, dafür lässt sich oft Geld sparen, wenn man nicht direkt bei den großen Anbietern Telekom, Vodafone oder Telefónica (O2) einen Vertrag abschließt.
2. Die Dauer und tatsächliche Qualität des Angebots
Bei allen Angeboten sollten Sie darauf achten, dass der beworbene Preis manchmal nur für die ersten 12 Monate gilt und dann steigt. Rechnen Sie für die Gesamtdauer aus, wie viel sie zahlen müssen. Wenn ein Handy zum Vertrag gehört: Rechnen Sie durch, ob es nicht günstiger wäre, Ihr favorisiertes Handy selbst zu kaufen und mit einem günstigeren Tarif zu nutzen. Denn das Gerät bekommen Sie nicht kostenlos, in der Regel ist der Monatspreis entsprechend höher.
3. Der Preis im Monat
Bei Handytarifen lohnt es sich, zu vergleichen. Es gibt völlig überteuerte Tarife und solche, die nur für bestimmte Nutzergruppen interessant sind. Wenn Sie zum Beispiel dank WhatsApp nie SMS schreiben und selten telefonieren, brauchen Sie keine SMS-Flatrate und keine Telefonflatrate als Inklusivangebot. Achten Sie auch darauf, wie abgerechnet wird: Ein Tarif mit Vierwochenabrechnung kann auf Jahressicht kostspieliger sein als einer mit Monatsabrechnung, dessen beworbener Preis minimal höher ist.
4. Das monatliche Datenvolumen
Viele Anbieter werben mit einer "Internet-Flat", aber echte Flatrates sind das nicht. Man kauft ein bestimmtes Datenvolumen und wird, sobald man es verbraucht hat, in der Surfgeschwindigkeit stark gedrosselt. Viele Tarife bieten eine Telefon- und SMS-Flatrate an, den Unterschied macht das inkludierte Datenpaket. Sie sollten sich daher genau überlegen, wie häufig sie mobiles Internet benötigen.
Wer unterwegs gern Videos ansieht, braucht ein größeres Datenpaket als jemand, der nur seine E-Mails checkt. Ein durchschnittlicher Smartphone-Nutzer ist mit einem oder mehr Gigabyte meist ausreichend versorgt.
Mit welchen Tipps Sie den mobilen Datenverbrauch reduzieren können, haben wir hier für Sie aufgeschrieben.
5. Vorsicht bei Vergleichsportalen
Zum Vergleich der Tarife können Sie ruhig auf Vergleichsportale im Internet zurückgreifen. Haben Sie aber im Hinterkopf, dass diese Portale teilweise Partnerschaften mit bestimmten Anbietern haben oder Provisionen bei Vertragsabschlüssen bekommen. Es ergibt also Sinn, die Ergebnisse der Vergleichsportale noch einmal miteinander zu vergleichen. Schneidet ein Tarif bei mehreren Portalen immer gut ab, ist dies ein gutes Zeichen. Vorsichtig sein sollten Sie auch bei Beratern in Elektromärkten - mitunter sind diese keine neutralen Ladenangestellten, sondern im Auftrag eines bestimmten Anbieters dort.
6. Die Transparenz
Haben Sie drei, vier für Sie interessante Tarife identifiziert, sollten Sie diese einzeln prüfen, am besten auf Basis der Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Hier gilt: Wenn sich Ihnen etwas nicht sofort erschließt oder wenn wichtige Fragen offen bleiben, ist das ein schlechtes Zeichen. Sie sollten keinen Vertrag für einen Tarif unterschreiben, den Sie nicht vollständig verstehen.
Gehen Sie nie davon aus, dass ein bestimmter Service Teil des Tarifs ist, wenn er nicht explizit erwähnt wird. Niemand will Ihnen etwas schenken.
Aufpassen sollten Sie besonders bei Drittanbietern, die Verträge vermitteln: In ihren Angeboten finden sich mitunter noch ungewöhnliche Klauseln, etwa, dass Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt eine SMS schreiben müssen, um einen bestimmten Bonus ausgezahlt zu bekommen. Die Direktangebote der Provider sind meist simpler gestrickt.
7. Das Netz
Auch wenn mittlerweile alle großen Netze einen ordentlichen Empfang bieten, liegt bei den Tests von Fachmagazinen oft noch das Telekom-Netz vorn, auf Platz zwei folgt dann Vodafone.
Entscheidender als das Gesamtbild ist für Sie aber Ihr Netz vor Ort: Informieren Sie sich vor einem Vertragsabschluss, mit welchem Mobilfunkanbieter Sie dort, wo Sie die meiste Zeit verbringen, die beste Verbindung haben.
8. Das Tempo
Im Hinblick auf das Tempo von Internetverbindungen sollte man sich nicht blenden lassen: Nur weil ein Tarif hohe Geschwindigkeiten verspricht, etwa "bis zu 150 Mbit/s", heißt das nicht, dass man stets oder gar an jedem Ort mit diesem Tempo surfen kann. Beworben werden jeweils Maximalwerte unter Optimalbedingungen, ähnlich wie bei DSL-Anschlüssen. Wenig bringt es auch, einen LTE-Tarif abzuschließen, wenn das eigene Handy gar kein LTE unterstützt.
Achten soll man außerdem darauf, ob es im eigenen Tarif künstliche Tempobegrenzungen gibt. Mancher Tarif kommt etwa mit einem Tempo von bis zu 3,6 oder 7 Mbit/s daher, obwohl das genutzte Handynetz eigentlich viel mehr hergibt. Wer Tempo will, soll nach Ansicht der Mobilfunkanbieter aber auch mehr zahlen.
9. Die Drosselung
Hat man sein monatliches Datenvolumen aufgebraucht, geht es eigentlich immer unerfreulich weiter. Entweder wird man massiv gedrosselt - auf Geschwindigkeiten auf ISDN-Niveau, die normales Surfen im Prinzip unmöglich machen - oder man muss Geld ausgeben und neues Datenvolumen hinzubuchen. Diese Nachbuchungen sind meist unverhältnismäßig teuer, man sollte also versuchen, seinen monatlichen Verbrauch von vorneherein gut einzuschätzen. Eine Abrechnung Ihres Internet-Surfens zu einem festen Minutenpreis ist übrigens praktisch immer viel teurer, als feste Pakete zu buchen.
10. Die Datenautomatik
Wichtig ist noch zu wissen, ob man eine sogenannte Datenautomatik im Tarif hat. Eine Datenautomatik führt dazu, dass in der Regel drei Mal Extraguthaben hinzugebucht und berechnet wird, wenn man sein ursprünglich vereinbartes Datenvolumen überschreitet - das ist meistens eher eine Art Zwangsbeglückung als guter Service und eine Kostenfalle. Bei den meisten Tarifen lässt sich die Datenautomatik durch einen Hotline-Anruf ausschalten, aber nicht bei allen.
11. Die Optionen und Extras
Manche Tarife kommen mit interessanten Extras daher, etwa mit kostenlosen Streaming-Abos oder mit Sonderoptionen für bestimmte Dienste, so dass deren Nutzung das Datenvolumen nicht belastet. Hier sollte man sich genau überlegen, ob man die Extras wirklich braucht und was sie einem wert sind.
Ein gutes Zeichen ist es generell, wenn man zu seinem Tarif monatliche Optionen dazubuchen und auch wieder abwählen kann, etwa ein größeres Datenvolumen, ein Auslandsdatenpaket oder eine Telefon- oder SMS-Flatrate, die man vielleicht kurzzeitig mal gebrauchen kann. Kurz beschäftigen sollte man sich bei den Zusatzpaketen noch mit der Laufzeit: Gilt zum Beispiel ein Datenpaket nur bis zum nächsten Abrechnungstermin oder zum Monatsende - also in einem schlechten Fall etwa nur noch drei Tage statt einen ganzen Monat -, kann aus einem interessanten Angebot schnell ein schlechtes werden.
12. Der Service
Gerade für Nutzer, die bislang kein Smartphone hatten, kann Beratung wichtig sein, etwa durch eine Kundenhotline. Diese kann man ruhig vor Vertragsschluss schon mal testweise anrufen, um herausfinden, wie dort mit den Kunden umgegangen wird. Muss man ewig warten oder bekommt auf seine Fragen keine klaren Antworten, ist der entsprechende Tarif vielleicht nicht der ideale, um ins Smartphone-Zeitalter zu starten.
Zu einem ordentlichen Service gehört es zum Beispiel, dass der Mobilfunkanbieter den Kunden per SMS oder App-Nachricht informiert, wenn sein Datenvolumen fast oder ganz verbraucht ist - was gerade im Fall einer Datenautomatik eine wichtige Information ist. Von Unternehmen, die nicht einmal so etwas anbieten, sollte man auch sonst keinen besonders guten Service erwarten.
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