
Toshiba Qosmio F750: Bolide mit fetter Ausstattung
Toshiba Qosmio F750 Das 3-D-ohne-Brille-Notebook
Was für ein fetter Brummer. Wenn man, so wie ich, seit Jahren eigentlich nur noch möglichst dünne, leichte Laptops benutzt, kommt einem das neue Qosmio wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit vor. Es ist gefühlt dreimal so groß und gemessen dreimal so schwer wie das Notebook, mit dem ich vor einem Jahr meinen Desktop-Rechner ersetzt habe. Seine Laufzeit auf Akkustrom gibt der Hersteller mit bescheidenen drei Stunden an - maximal. Aber das ist alles in Ordnung, denn das Qosmio F750 ist kein Laptop zum Herumschleppen. Es ist eine Entertainment-Maschine mit einem Bildschirm, der 3-D-Filme und -Fotos anzeigen kann, ohne dass man sich dafür eine lästige Brille auf die Nase setzen müsste.
Der erste Eindruck ist: 3D ohne Brille muss verdammt knifflig sein und scheint enorme Ressourcen zu benötigen. Toshiba jedenfalls stattet den 3-D-Laptop mit einem sehr schnellen Mobilprozessor von Intel, einer 2-GB-Grafikkarte und einer Hybridfestplatte aus. Letztere ist ein Mix aus herkömmlicher Festplatte und vier Gigabyte Flashspeicher. Die Kombination soll den Systemstart und das Aufrufen von Programmen beschleunigen. Im Test war davon kaum etwas zu spüren. Windows brauchte rund 50 Sekunden, bis es betriebsbereit war, ein guter, aber nicht ungewöhnlicher Wert.
Aber um die technischen Leistungsdaten geht es mir bei diesem Notebook-Test nicht. Zumindest nicht in erster Linie. Wichtiger ist es, die Frage zu klären, was 3D ohne Brille bei so einem Notebook taugt, was das bringt, ob das Spaß macht, und ob es den Aufpreis wert ist. Schließlich kostet das Toshiba in der getesteten Ausstattung 1650 Euro. Dafür könnte man sich auch drei preisgünstige Mittelklasse-Laptops kaufen. Oder ein superflaches Mitnehm-Notebook und dazu noch ein günstiges Tablet.
3D kostet Pixel
Sonstige Kompromisse aber muss man bei Qosmio F750 kaum eingehen. Die Auflösung des Bildschirms entspricht mit 1920 x 1080 Bildpunkten der eines Full-HD-Fernsehers. Das ist erst mal großartig, weil man sich darauf beispielsweise Blu-ray-Videos in ihrer nativen Auflösung anschauen kann - solange man sie in 2D abspielt. Die eingebauten Lautsprecher produzieren dazu eine recht angenehme Klangkulisse, jedenfalls für ein Notebook.
Aufgrund der verwendeten 3-D-Technik bleibt im 3-D-Modus allerdings nur eine Auflösung übrig, die Toshiba zufolge dem HD-Ready-Format 1366 x 768 entspricht. Und das sieht man. Die brillenlose Räumlichkeit erkauft sich Toshibas Bildschirm mit einem Verlust an Schärfe, der sichtbar wird, sobald man in den 3-D-Modus umschaltet. Am besten wirkt der Effekt, wenn man von der Mitte gesehen senkrecht auf das Display schaut. Sobald man den Kopf von dieser Achse weg bewegt, kann es passieren, dass die beiden Halbbilder, aus denen das 3-D-Bild zusammengesetzt wird, optisch auseinanderdriften. Der räumliche Effekt ist dann dahin, das Video verkommt zu einem Zerrbild.
Besser nicht bewegen
Per Facetracking versucht Toshiba, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Schaut man einen Film oder ein Bild in 3D an, beobachtet die Webcam des Laptops, was sich vor dem Bildschirm tut. Erkennt sie ein Gesicht, soll sie die Darstellung so ausrichten, dass der Betrachter immer ein perfektes 3-D-Bild sieht. Gute Idee, klappt nur leider nicht immer. Vor allem muss man darauf achten, dass man allein vor dem Bildschirm sitzt, denn die aufwendige Technik kann nur eine Person gleichzeitig erkennen. Bewegen sich mehrere Köpfe vor der Kamera, kommt das System durcheinander, hat Schwierigkeiten, sich für ein Gesicht zu entscheiden.
Die Technik an sich hört sich kompliziert an, ist es für den Anwender aber nicht. Man muss sich um nichts kümmern, alles läuft automatisch. Und tatsächlich sehen Filme und Bilder in Toshibas 3-D-Technik nett aus - aber eben auch nicht mehr. Verglichen mit einem Full-HD-Bild in 2D wirkt Toshibas 3D streifig und neigt zu unangenehmen Verschiebungseffekten, wenn man sich zu sehr vor dem Display bewegt. Ein Test, wie PC-Spiele in 3D auf dem Gerät wirken, war leider nicht möglich. Toshiba hat die dafür nötige Treibersoftware noch nicht fertiggestellt.
Die Hardware dagegen ist längst final. Dass im Inneren des Qosmio potente Hardware rackert, bekommt man aber auch beim Filmegucken deutlich zu hören. Dann nämlich drehen die Lüfter des Systems deutlich hörbar auf und mühen sich ab, die aufsteigende Hitze von Chips und Laufwerken aus dem Notebook zu blasen. Das scheint, neben den Kosten in Euro, derzeit der Preis zu sein, den man für ein derartiges Hardware-Paket zahlen muss.
Lieber noch warten?
Und dieses Paket ist prima - eigentlich. Die Ausstattung ist für einen Zuhause-Laptop beachtlich, lässt dank fetter Arbeitsspeicherbestückung und Grafikkarte kaum Wünsche offen. Als Multimedia-Notebook mit TV-Empfänger und Blu-ray-Brenner ist das F750 derzeit wohl kaum zu toppen, auch preislich. Verzichtet man aber auf den 3-D-Effekt und die Full-HD-Auflösung, lässt sich die Hälfte des Kaufpreises sparen. Beispielsweise beim Easynote TS11HR-299GE von Packard Bell.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass 3D ohne Brille am Notebook, genau wie bei verschiedenen Handys und Fernsehern, derzeit eine teure Spielerei ist. Genau richtig für die sogenannten Early Adopters, die neue Technik haben wollen, sobald sie verfügbar ist, egal was sie kostet. Alle anderen sollten lieber noch warten, bis die brillenlose 3-D-Technik billiger und beeindruckender geworden ist.