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TV-Trends auf der CES So schlau ist Ihr neuer Fernseher

4K, UHD, OLED und HDR: Wer sich für die TV-Neuheiten der Elektronikmesse CES interessiert, stößt auf viele Abkürzungen. Der Überblick über die Fernseher-Trends 2015.

Im vergangenen Jahr waren sich die TV-Hersteller einig: Ihre neuen Top-Geräte mussten 4K beherrschen, also mindestens viermal so viele Pixel anzeigen wie ein Full-HD-Fernseher. Außerdem waren Curved-TVs mit gebogenen Bildschirmen angesagt. Auf den Markt kamen teure Highend-Geräte, deren exorbitant hohe Preise nur ein Bruchteil der Käufer bezahlen konnte. 2015 soll das anders werden.

Ultra-High-Definition-Fernseher, UHD-Geräte, würden zwar noch nicht in allen Preisklassen, wohl aber im oberen Preissegment zum Standard, prognostizieren die größeren Hersteller. Die Preise der neuen Geräte liegen etwa auf dem Niveau dessen, was man bei Markenherstellern bisher für einen guten Full-HD-TV ausgeben musste, sagt ein Samsung-Sprecher.

Dass UHD und 4K ungeachtet der weiterhin sehr spärlichen Auswahl an hochauflösenden Inhalten enorm an Popularität gewonnen haben, zeigen Marktzahlen von 2014, laut denen der Absatz entsprechender Geräte drastisch gestiegen ist. Verglichen mit der Einführung von Full HD würde sich UHD viel schneller verbreiten, als es seinerzeit Full HD tat, erklärt der Samsung-Sprecher. Eine Entwicklung, auf die die Hersteller reagieren: Waren UHD-TVs 2014 noch Nischenprodukte, will etwa Samsung 2015 bereits 66 UHD-Modelle anbieten. Bei LG sind es 34, was mehr als der Hälfte des Sortiments entspricht. Sony kündigt zwölf neue UHD-Fernseher an.

OLED oder lieber nicht?

An dieser Stelle hören die Gemeinsamkeiten aber auf. Schon bei der Frage, wie man den neuen Fernsehern nicht nur zu mehr Pixeln, sondern auch zu einer besseren Bildqualität verhelfen kann, scheiden sich die Geister. Besonders deutlich ist das bei den koreanischen Konkurrenten Samsung und LG. Samsung setzt auf Bildschirme mit sogenannten Quantum-Pixeln, einer Nanotechnologie, die mehr und stärker gesättigte Farben ermöglichen soll. LG dagegen kündigte mehrere neue OLED-TVs an. Als wichtigste Vorteile gegenüber herkömmlichen LCD- oder LED-Fernsehern sieht das Unternehmen die enormen Kontraste und das tiefe Schwarz, das die OLED-Technik ermöglicht. Ein LG-Manager schwärmt: "OLED ist das beste Fernsehen aller Zeiten".

Sony wiederum beteiligt sich erst gar nicht an dieser Diskussion, der Konzern preist stattdessen den Bildverbesserungs-Chip in seinen neuen Fernsehern an. Der soll, pragmatisch gesagt, abhängig davon, woher das Bild kommt - YouTube, Fernsehsender, 4K-Zuspielung -, unterschiedliche Verbesserungsmaßnahmen durchführen, um das bestmögliche Bild zu erzeugen. Und außerdem gibt Sony an, den dünnsten 4K-Fernseher der Welt zu haben, der stellenweise nur 4,9 Millimeter Dicke misst.

Mit 4K, UHD und OLED ist das Abkürzungschaos noch nicht zu Ende. Ein Netflix-Sprecher erklärte in Las Vegas, das Streaming-Unternehmen werde bald neben seinen wenigen 4K-Angeboten auch TV-Serien und Filme in HDR (High Dynamic Range), also mit erweitertem Kontrastumfang, anbieten. Das funktioniert nur bei entsprechend ausgerüsteten Fernsehern, die sowohl LG als auch Panasonic angekündigt haben.

Smart-Chaos

Noch unübersichtlicher wird es bei den Smart-TVs. Inhalteanbieter hoffen seit Langem darauf, dass sich die TV-Hersteller auf einen gemeinsamen Standard einigen, der es ihnen erleichtern würde, Apps für TV-Geräte verschiedener Anbieter zu entwickeln. Doch darauf werden sie wohl lange warten müssen, weil die großen Hersteller lieber auf eigene Systeme setzen.

Besonders deutlich ist das bei Samsung zu sehen. Die neuen Fernseher der Koreaner werden mit einem Smart-TV-System ausgerüstet, das auf dem offenen, aber von Samsung geförderten Betriebssystem Tizen basiert. Weil das kein anderer Hersteller nutzt, schafft sich Samsung damit eine Inselstellung. Nicht viel anders sieht es bei Panasonic aus. Das Unternehmen hat gemeinsam mit der Mozilla Foundation eine Smart-TV-Plattform auf Basis des Firefox OS entwickelt. Sharp wiederum nutzt für sein Smart-TV-System Googles Android als Basis. Immerhin steht das Unternehmen damit nicht allein da: Die Philips-Fernseher von TP Vision werden ab 2015 allesamt mit Android bestückt.

Wenn man so will, lässt sich immerhin ein Trend absehen: Fernseher werden künftig mit Betriebssystemen laufen, die von Mobilgeräten adaptiert wurden. Zumindest theoretisch könnte das die Entwicklung von Apps vereinfachen, weil Programmierer ihre Smartphone-Apps vergleichsweise leicht für die TV-Geräte anpassen können.

Eine Allianz für mehr Pixel

Und zumindest bei einer Sache sind sich die marktführenden Unternehmen einig: Es gibt noch viel zu tun, um potentielle Kunden wirklich von 4K und Co. zu überzeugen. Um genau das zu bewerkstelligen, haben sich Kontrahenten wie Samsung, Sony und Sharp mit Inhalteanbietern wie den Walt Disney Studios, Twentieth Century Fox und Warner Bros. zur UHD Alliance zusammengeschlossen. Deren selbsterklärtes Ziel ist es, gemeinsame Qualitätsstandards für ultrahochauflösendes Fernsehen zu definieren und zu kontrollieren. Vor allem aber dürfte das Bündnis dazu dienen, mehr UHD-Inhalte bereitzustellen und deren Abspielbarkeit auf Geräten unterschiedlicher Hersteller sicherzustellen. Dem Kunden dürfte das mit einem entsprechenden Logo vermittelt werden, das vor Fehlkäufen schützen soll. Keine dumme Idee.

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