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Schnelle Stromspar-Flundern: Intels Ultrabooks

Ultrabooks Materialknappheit plagt Macbook-Klone

Nach Notebook, Laptop und Netbook will Chip-Hersteller Intel jetzt flache Sachen machen: Ultrabooks sollen den Erfolg des Macbook Air in die Wintel-Welt tragen. Doch die Hersteller stoßen an Grenzen, weil Apple große Teile der benötigten Produktionskapazitäten für sich reserviert hat.

Jetzt kommen die Ultras. Da gibt sich zumindest Intel-Vice-President Sean Maloney sicher. Bis Ende 2012 werden 40 Prozent der verkauften Notebooks auf einer Intel-Technik basieren, die eine besonders schlanke Bauweise ermöglicht, verkündete der Halbleiter-Manager im Mai. Ultrabooks hat der Konzern die neue Kategorie getauft, will Herstellern die Mittel an die Hand geben, die sie brauchen, um Mobilrechner zu bauen, die besonders schlank sind.

Das Apples Macbook-Air als Vorbild für dieses Konzept gedient hat, ist kaum zu bezweifeln. Das Gerät, das sogar noch etwas schlanker ist als es künftige Ultrabooks sein sollen, hat im letzten Quartal 2010 mit 40 Prozent zu den gesamten Notebook-Verkäufen des Apple-Konzerns beigetragen. Damit hat das Unternehmen allein in jenen drei Monaten 1,1 Millionen Exemplare des flachen Mobilrechners absetzen können. Dem verbesserten Nachfolgemodell stellen Analysten noch bessere Verkaufszahlen in Aussicht.

Ob es den Ultrabooks gelingen wird, auf dieser Erfolgswelle mitzuschwimmen, wie es sich Intel wünscht, ziehen Experten jetzt in Zweifel. Der taiwanesischen Branchen-Website " Digitimes " zufolge, haben Intel und seine Partner aus der PC-Industrie derzeit Probleme, die für Ultrabooks nötigen Materialien beziehungsweise Produktionskapazitäten in asiatischen Fabriken zu bekommen.

Der Hintergrund: Um mit dem Macbook Air mithalten zu können, sollen Ultrabooks nach Intels Willen nicht dicker als 0,8 Zoll (2 Zentimeter) sein. Um das zu erreichen, brauchen sie extrem leichte, dünne Gehäuse, die gleichzeitig extrem stabil sein müssen, um Bildschirm und Elektronik zu schützen. Ideal und etabliert sind für solche Zwecke laut "Digitimes" Magnesium-Aluminium-Verbindungen wie Apple sie verwendet.

GFK statt Alu

Genau das aber ist das Problem: Derartige Gehäuse müssen von CNC-Fräsmaschinen (Computerized Numerical Control, computergesteuerte Werkzeigmaschien) aus Metallblöcken herausgearbeitet werden. Apple bezeichnet seine Gehäuse deshalb werbewirksam als Unibodys. Die meisten der rund 20.000 bei den beiden größten Gehäuseherstellern bereitstehenden CNC-Maschinen sind damit ausgelastet, solche Gehäuse und Gehäuseteile für Apple herzustellen. Für die Produzenten von Ultrabooks bleiben kaum nennenswerte Kapazitäten übrig.

Deshalb suchen die Unternehmen jetzt nach Möglichkeiten, als Ersatz für Aluminium Glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK) zu verwenden, die ähnliche Eigenschaften aufweisen, aber ganz anders als Metall verarbeitet werden. Vor allem aber ist GFK billiger: 20 Dollar pro Gerät ließen sich damit einsparen, was den Endpreis eines Ultrabooks um 50 bis 100 Dollar senken könnte, rechnet " Digitimes "vor.

Und so könnte sich der Materialmangel am Ende als Segen für die Ultrabooks erweisen. Deren Erfolg nämlich sei maßgeblich von den Endverbraucherpreisen der Geräte abhängig, erklärten Mitarbeiter taiwanesischer Computerproduzenten "Digitimes". Derzeit aber würden Intels Preise für die Chips, die den Ultrabooks als Grundlage dienen, Ultrabook-Preise unterhalb jener 999 Dollar, die das kleinste Macbook Air in den USA kostet, verhindern. Während diese Firmen sich jetzt Preissenkungen von dem Chiphersteller wünschen, könnte auch der Zwangsumstieg auf GFK-Chassis helfen, das Ziel niedrigerer Preise zu erreichen.

Nur schnell muss das jetzt gehen - die neuen Macbook Airs stehen längst in den Läden.

mak

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