Updates und neue Schnittstellen Facebook weitet Mobi-Strategie aus

Facebook-Chef Mark Zuckerberg: Per Handy noch allgegenwärtiger?
Foto: Paul Sakuma/ APFacebook-Chef Mark Zuckerberg begann seine Präsentation am Mittwochabend deutscher Zeit mit einer Art Entwarnung: Gerüchte, Facebook plane die Veröffentlichung eines selbst entwickelten Telefons, entbehrten jeder Grundlage. Facebook sei kein Hardware-Hersteller, sondern Entwickler einer Sozialen Plattform, über die es möglichst viele Menschen verbinden wolle. Am besten über alle möglichen Sorten von mobilen Geräten.
Kurz und knapp stellte er dann Updates für die Mobilapplikationen für iPhone und Android vor. Denn die eigentliche Nachricht ist die erwartete Intensivierung des mobilen Geschäftes: Facebook vereinheitlicht seine Mobilplattform, bringt Applikationen für verschiedene Plattformen auf den gleichen Stand und erleichtert Kooperationen und Marketing.
Dazu kommen strategische Entscheidungen: Facebook-Mobil-Apps werden sich künftig auf ein "Single Sign on" stützen, um lästige und überflüssige Login-Prozeduren sei weit wie möglich zu vermeiden - eine Portierung der bekannten "Connect"-Funktion, die Facebook im Web nutzt, auf die mobile Plattform.
Klingt toll, heißt aber auch, dass sich Facebook hier zum Makler der Zugangsinformationen für seine Nutzer macht. Das setzt eine Menge Vertrauen voraus. Zuckerberg jedenfalls glaubt, dass durch die Vereinfachung mit Single-Sign-On vielen Menschen eine Vielzahl von mobilen Applikationen erst erschließen werden - einfach, weil der Aufruf simpler und beiläufiger geschieht.
Einfacher soll es auch für Partner und externe Entwickler werden, der Facebook-Mobilplattform zuzuarbeiten, dort aktiv zu werden oder Geschäfte zu machen. Für die Fans konnte Facebook verkünden, dass nun auch die auf der Web-Plattform so populären Zynga-Spielchen auf der Mobilplattform Einzug halten werden. Den Anfang macht ein Pokerspiel, das man künftig auch per Android-Handy spielen kann.
Das Zauberwort heißt "lokal"
Wichtiger noch ist die Veröffentlichung von APIs (Schnittstellen, um Programme und Applikationen anzubinden) für ortsabhängige Dienstleistungen und Shopping-Lösungen. Als Beispiele nannte Zuckerberg die bereits bekannten Dienste Groups und Places.
Places erlaubt es Facebooks Mobilnutzern nicht nur, Statusmeldungen über den eigenen Aufenthaltsort abzugeben, sondern auch per sogenanntem tagging, Freunde im Umkreis zu lokalisieren, die das selbst nicht getan haben. Also nicht nur "Ich bin hier", sondern auch "Karl, Karla und Caroline auch". In Deutschland treffen solche Dienste gern auf gehörige Skepsis. Doch datenschutzrechtliche Implikationen sind bei solchen Marketingveranstaltungen kaum ein Thema.
Interessanter ist, dass nun örtliche Geschäftsleute per "offenem API" (Zuckerberg) Gelegenheit bekommen sollen, lokalisierten Facebook-Nutzern gezielte Angebote zu machen. Das ist offensichtlich eher Teil der Marketing- und Refinanzierungsstrategie der Mobilplattform, als vom Nutzwert für die Verbraucher her gedacht. Für reichlich Bewegung dürfte allerdings die "Location API" sorgen: Sie soll es nun auch kleineren Anbietern ermöglichen, lokale, regionale Dienste anzubieten - Gastronomen, Event- und Nightlife-Veranstalter dürfen sich über eine streuverlustfreie Werbeplattform freuen.
Nicht überraschend ist auch, dass Facebook diese Neuerungen nichts ins Blaue hinein ankündigt, sondern hinter den Kulissen längst Partner gewonnen hat. Shopping-Angebote drohen Facebook-Places-Nutzern in den USA ab sofort im Umfeld zahlreicher Handelsunternehmen: Ohne Lockrufe und Sonderangebote wird man an einem McDonald's, Gap- oder H&M-Shop wohl kaum noch vorbeikommen.
Zum Ende der Veranstaltung sah sich Zuckerberg dann doch noch mit Fragen zum Datenschutz konfrontiert. Direkt darauf angesprochen versicherte er, für die neuen Ortsdienste würden die gleichen Datenschutzregeln gelten wie für Places, das bereits vor zwei Monaten vorgestellt wurde. Die einzige Veränderung sei nun, dass Partner, denen die Erlaubnis vorläge, auf die Lokalisierungsdaten eines Facebook-Nutzers zuzugreifen, diesen nun auch mit gezielten Angeboten beschicken könne.
Einen Lacher erntete Zuckerberg dann auch noch. Gefragt, wann Facebook endlich eine mobile App für das iPad vorstellen werde, antwortete er: "Das iPad ist nicht mobil. Es ist ein Computer."