Umstrittene Tablet-Produktion So werden in China Apples iPads gebaut

Arbeit in der iPad-Fabrik: Alle paar Tage werden die Arbeitsplätze getauscht
Foto: YoutubeDie Produktionsstätten, in denen Apples Hightech-Gadgets gebaut werden, sind normalerweise für Außenstehende tabu. Nur wer dort arbeitet, darf dort hinein. Jetzt hat Apples wichtigster Zulieferer, der Foxconn-Konzern, eine Ausnahme gemacht. Der Journalist Rob Schmitz durfte sich in der größten Fabrik des Unternehmens umsehen - und das war kein Zufall.
Denn Schmitz, der Chef des Shanghai-Büros von Marketplace, einem Nachrichtenangebot der Nonprofit-Organisation American Public Media (APM), hatte aufgedeckt, dass ein kritischer Radiobericht über die Arbeitsbedingungen bei Foxconn stark übertrieben war, einige darin genannte Details gar frei erfunden waren. Der verantwortliche Sender zog den Bericht zurück, der Autor gestand ein, sich bei seiner Schilderung nicht ganz an Fakten gehalten zu haben.
Schmitz durfte Foxconns Fabrik in Longhua, in der Industriestadt Senzhen, selbst in Augenschein nehmen. Fast eine Viertelmillion Menschen arbeiten dort, gut ein Fünftel von ihnen lebt auf dem Firmengelände. Genau das ist auch Schmitz bestimmender Eindruck: Wenn man das Firmengelände betritt, hat man nicht das Gefühl, in eine Fabrik zu gehen. Viel mehr erinnert ihn der Campus an eine autonome Kleinstadt, mit Bars, Restaurants, Sportplätzen, einem Schwimmbad und sogar einer eigenen Radiostation, "Radio Foxconn".
Hunderte stehen um Jobs an
Aber er hat auch Dinge gesehen, die ihn nachdenklich machten. Netze beispielsweise, die an allen Gebäuden angebracht sind. 2010 hatte eine Selbstmordserie den Konzern erschüttert, sein und Apples Image angekratzt. Mehrere Arbeiter hatten sich aus den Gebäuden zu Tode gestürzt.
Doch von dieser Verzweiflung ist jetzt nichts zu sehen. Stattdessen zeigt Schmitz lange Schlangen von Arbeitswilligen. 500 Menschen hätten an dem Tag des Videodrehs für einen Job bei Foxconn angestanden, berichtet er, viele davon seien aus dem Landesinneren angereist.
Dabei erscheint das Salär der Foxconn-Arbeiter aus westlicher Sicht immer noch bescheiden. 14 Dollar, so berichtet Schmitz in seinem kurzen Video aus der Fabrik, würde ein Arbeiter pro Tag verdienen. Und dabei kommen die Angestellten nicht ins Schwitzen, zumindest nicht in dem Zwei-Minuten-Film. Ansonsten sind darin Arbeiter zu sehen, die in sauberer Arbeitskleidung an Maschinen iPads zusammensetzen.
Ist Foxconns Fabrik also eine Insel der Glückseligkeit? Wohl kaum, denn in seinem "Reporter-Notizbuch" schreibt Schmitz auch über die andere Seite der Arbeit in der iPad-Fabrik. Dabei will selbst dann niemand ernsthaft klagen, als er die Arbeiter außerhalb der Fabrik und unbeobachtet von Vorgesetzten befragt. Verglichen mit dem Leben im verarmten Landesinneren ist ein Job bei Foxconn immer noch erstrebenswert, kann man da herauslesen.
Roboter statt Arbeitern
Und doch ist es auch stumpf und eintönig, wenn man tagelang ein und dieselbe Bewegung ausführen muss, klagen die Befragten. Am Schlimmsten aber seien die direkten Vorgesetzten, die Vorarbeiter, die ihre Herrschaftsbereiche offenbar wie kleine Königreiche regieren. Sie würden viel zu oft viel zu viele Überstunden anordnen und es ihren Untergebenen nicht erlauben, diese Mehrarbeit geltend zu machen.
Aber dagegen will Foxconn-Gründer Terry Gou bereits ein Mittel gefunden haben. Im Sommer 2011 kündigte er an, eine Million Roboter anschaffen zu wollen, die Routinearbeiten erledigen sollen. Langfristig wäre das billiger, als die steigenden Löhne der Heerscharen von Arbeitern zu bezahlen, die jetzt in den Fabriken Geräte zusammenschrauben.
Ob es denen aber recht wäre, durch Maschinen ersetzt zu werden, ist eine andere Frage. Für viele ist die Arbeit in einer der südchinesischen Fabriken eben immer noch besser als ein Dasein in Chinas ärmlicher Mitte. Aber auch daran arbeitet Foxconn schon: Die nächsten Fabriken, so Schmitz, sollen weiter im Landesinneren entstehen, näher dran an den Arbeitern. Und wohl auch näher dran an Arbeitern, die gewillt sind, zu noch niedrigeren Löhnen zu arbeiten als ihre Kollegen in den Fabriken im Süden.