Schnelleres Internet Vodafone und Telekom versprechen 5G-Mobilfunk für Millionen

Die Mobilfunkunternehmen wollen schnelles Internet in weiten Teilen Deutschlands verfügbar machen - mit neuer Technik. Einst fürs Fernsehen reservierte Frequenzen sollen nun LTE- und 5G-Nutzer versorgen.
Vodafone-Mitarbeiterin (in Düsseldorf): Das 5G-Zeitalter beginnt

Vodafone-Mitarbeiterin (in Düsseldorf): Das 5G-Zeitalter beginnt

Foto: Federico Gambarini/ dpa

Der Telekommunikationskonzern Vodafone hat mit dem Ausbau der 5G-Technik in der Fläche begonnen. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen in Deutschland auf 60.000 Quadratkilometern 5G-Mobilfunk verfügbar machen. Das entspricht in etwa einem Sechstel der gesamten Fläche der Bundesrepublik. Man wolle 5G damit "noch in diesem Jahr für deutlich mehr als 10 Millionen Menschen in Deutschland alltäglich" machen.

Möglich wird dieser Schritt durch die sogenannte Digitale Dividende 2. Der Begriff bezeichnet die Umverteilung von bisher für andere Dienste genutzten Frequenzen für den Mobilfunk. Für den nun angekündigten 5G-Ausbau nutzt Vodafone Frequenzen im 700-MHz-Band, die bis 2019 noch für digitales terrestrisches Fernsehen, DVB-T, genutzt wurden.

Im Rahmen der Umstellung auf DVB-T2 wurden diese Frequenzen frei. Während Digitalfernsehen im Bereich unter 690 MHz gesendet wird, stehen die alten TV-Frequenzbänder nur für LTE und 5G bereit.

LTE und 5G gleichzeitig

Vodafone nutzt dabei eine neue Technologie, die es ermöglicht, LTE- und 5G-Mobilfunk über ein und dieselbe Antenne zu verbreiten, das sogenannte Dynamic Spectrum Sharing. Die zur Verfügung stehende Bandbreite wird dabei dynamisch auf die Nutzer verteilt, die mit ihrem Smartphone an der jeweiligen Basisstation eingebucht sind. Der Clou dabei ist, dass diese Technik von einer Antenne aus zugleich LTE- und 5G-Nutzer versorgt. Vodafone ist nach eigenen Angaben der erste Provider weltweit, der diese Technik nutzt.

Die Nutzung des 700-MHz-Bandes hat dabei einige praktische Vorteile. Zum einen können damit weit größere Bereiche abgedeckt werden, als mit den bisher für 5G genutzten höheren Frequenzen. Eine 700-MHz-Mobilfunkstation hat demnach eine Reichweite von rund 20 Kilometern, während beispielsweise die Reichweite mit 3,5 GHz maximal ein Kilometer beträgt.

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Mobilfunk der Zukunft: So wird bei Vodafone 5G gemacht

Foto: Matthias Kremp / SPIEGEL ONLINE

5G als DSL-Ersatz

Zudem können Funkfrequenzen im 700-MHz-Band weit tiefer in Gebäude eindringen. Das kommt zum einen der Handynutzung zu Hause zugute. Zum anderen werden so die Möglichkeiten verbessert, 5G als Ersatz für einen Festnetz-Internetanschluss zu nutzen. Vodafone will speziell dafür eine neue Version seines 5G-Routers Gigacube anbieten. Das bisher angebotene Gigacube-Modell ist für diesen Einsatz nicht geeignet.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Vodafone keine neuen Basisstationen aufbauen muss, sondern bestehende auf die neue Technik umrüsten kann. Diese Aufrüstung bezeichnet Vodafone-Manager Guido Weissbrich allerdings als sehr aufwendig. Neben dem Umbau von Antennen und Technik müsse teilweise auch die Infrastruktur aufgerüstet werden, sagt er.

Zu den Nachteilen gehört, dass mit den nun von Vodafone für den Ausbau in der Fläche genutzten Frequenzen nicht derselbe hohe Datendurchsatz möglich ist wie im Umfeld der vereinzelt in Städten aufgebauten 5G-Funkmasten. Mit einem Durchsatz von immerhin rund 200 Megabit pro Sekunde, wie ihn Vodafone verspricht, wäre ein solches Netz dennoch schneller als die derzeit in vielen ländlichen Regionen verfügbaren Mobilfunk- und DSL-Netze.

Mit dem Ausbau der neuen Technik hat der Konzern im Hochsauerland begonnen, wo jetzt die erste Mobilfunkstation, die Dynamic Spectrum Sharing nutzt, in Betrieb genommen wurde. Bis zum Jahresende sollen weitere 8000 neue solche Antennen an insgesamt 2800 meist ländlichen und stadtnahen Standorten freigeschaltet werden. Vodafone nutzt dazu Technik von Ericsson und Huawei.

Die Telekom arbeitet an einem ähnlichen Projekt

Kurz nachdem Vodafone seine Pläne öffentlich gemacht hatte, erklärte die Telekom, an einem ähnlichen Projekt zu arbeiten. Man teste derzeit an zwei Standorten in Deutschland, wie sich die dort vorhandene Technik durch Upgrades für 5G-Mobilfunk nutzbar machen lässt. Auch hier ist von einem Dynamic Spectrum Sharing die Rede, dass den Parallelbetrieb von alter und neuer Technik ermöglichen soll. Die Telekom will hierfür offenbar Frequenzen im 2,1-GHz-Band verwenden.

"Zum Jahresende werden Kunden in allen Bundesländern breiten Zugriff auf das 5G-Netz der Telekom haben", heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns. Indem bereits bestehende Mobilfunkstandorte mit der neuen Technik aufgerüstet werden, soll "mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung" im Laufe des Jahres "von 5G profitieren können." Der Ausbau soll in den kommenden Wochen beginnen.

Endlich verständlich: Darum ist der neue Mobilfunkstandard so wichtig

5G ist ein neuer Mobilfunkstandard, der die digitale Zukunft Deutschlands entscheidend prägen wird. Mit ihm lassen sich Daten wesentlich schneller drahtlos übertragen - und vor allem mit deutlich geringerer Verzögerung als bisher.

Der Name zeigt, dass es sich um die fünfte Generation von Mobilfunk handelt, wobei die erste noch aus analogen Netzen bestand. Die darauf folgenden bisherigen Standards werden zwar grundsätzlich auch als 2G, 3G und 4G bezeichnet, sind in Deutschland aber eher unter Namen wie GSM (2G), UMTS (3G) und LTE (3.9G, 4G) bekannt. Während zum Beispiel UMTS das mobile Surfen überhaupt erst alltagstauglich machte, brachte LTE deutlich höhere Datenübertragungsraten.

Die Bundesregierung bezeichnet 5G als "Schlüsseltechnologie der digitalen Transformation". Auch Frank Fitzek vom 5G Lab Germany, einem Forscherzusammenschluss an der Technischen Universität Dresden, sieht in 5G das künftige "Rückgrat unserer Industrie" - wenn auch keineswegs einen heiligen Gral: So sei etwa die Annahme falsch, im Zeitalter von 5G würde es in Deutschland keine Funklöcher mehr geben (siehe dazu auch Frage 9).

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