Software-Show in San Francisco Apple überzeugt die Richtigen
Kein iPhone, keine iWatch, kein iMac: Bei der Apple-Präsentation in San Francisco hatten viele auf neue, bahnbrechende Hardware gehofft. Stattdessen zeigte Firmen-Chef Tim Cook ausschließlich Software. Und das ist gut so.
Viele Apple-Fans werden jetzt enttäuscht sein. Von den zahllosen Gerüchten, die in den Wochen vor Apples Entwicklerkonferenz WWDC die Runde machten, habe sich nur wenige bewahrheitet: Es wird neue Versionen der Betriebssysteme für Macs, iPhones und iPads geben - und Apple wendet sich den Themen Gesundheit sowie Heimautomation zu.
Von der sagenumwobenen iWatch war ebenso wenig zu sehen wie von einem iPhone 6. Nicht einmal irgendwelche Technik-Updates für Macbooks wurden angekündigt.
Aber das ist vollkommen in Ordnung.
Denn das Publikum, das Apple mit der WWDC anspricht, also die Entwickler, die sich Apps und Gadgets ausdenken, waren begeistert. Ihren Nerv haben Tim Cook und seine Kollegen getroffen. Allein die Mitteilung, dass man Programme für Apple-Geräte jetzt in einer neuen, von Apple erdachten Programmiersprache namens Swift schreiben kann, löste unter den rund 6000 Anwesenden tosenden Applaus aus. Eine Reaktion, die jemand, der seine Zeit nicht mit Programmieren verbringt, kaum nachvollziehen kann.
Hochzufriedene Entwickler
Außerdem wurde den Profis versprochen, dass sie ihre Software künftig tiefer im Betriebsystem verankern können, dass sie beispielsweise am iPhone 5S dessen Fingerabdruck nutzen können, um Daten zu sichern und oder man im App Store mehrere Apps zu günstigen Programmpaketen bündeln kann.
Die Entwickler, das ist keine Frage, waren hochzufrieden mit dem, was ihnen geboten wurde. Damit hat Apple ein wichtiges Ziel erreicht: Software-Entwickler zu motivieren, Apps vor allem und zuerst für iOS zu programmieren. Das riesige App-Ökosystem, das in den letzten Jahren rund um iPhone und iPad entstanden ist, ist für viele Kunden ein wichtiges Kaufkriterium, wenn sie ein Tablet oder Smartphone anschaffen.
Jeder kann beta-testen
Und auch die Apple-Fans können zufrieden sein. Zwar bekommen sie vorläufig keine neue Hardware, dafür gibt es reichlich Software, die auszuprobieren sich lohnt, wenn man sich traut. Die Betaversion des neuen Mac OS X 10.10, Codename Yosemite, steht nicht nur registrierten Entwicklern bereit, sondern kann auch von jedermann installiert werden. Allerdings nur nach vorheriger Registrierung für das Betaprogramm und nur wenn man schnell genug ist: Mehr als eine Million Tester will Apple nicht zulassen.
Wer dazugehört, kann dann unter anderen die folgenden Neuerungen ausprobieren:
- Ein an iOS 7 angepasstes Design.
- Ein verbesserter Safari-Webbrowser.
- Die Möglichkeit Dateianhänge bis zu 5 GB mühelos per E-Mail zu versenden.
- Dem iCloud Drive, einer virtuellen Web-Festplatte, auf die man von Macs, PC und iOS-Geräten zugreifen kann.
- Ein einfacher Datenaustausch mit i-Geräten per AirDrop.
Vor allem aber faszinieren die Funktionen, die Apple unter dem Oberbegriff Continuity - Kontinuität - zusammengefasst hat. Sie sollen es ermöglichen, nahtlos zwischen iOS- und OS-X-Geräten zu wechseln. Wenn man beispielsweise am Rechner angefangen hat, eine E-Mail zu schreiben, dann aber schnell das Haus verlassen muss, kann man den Text unterwegs auf iPad oder iPhone weiterschreiben. Die Synchronisation der Daten erfolgt automatisch. Ebenso soll man ankommende Telefonate am Rechner entgegen nehmen oder von dort aus als SMS versenden können, so lange das iPhone nur in Funkreichweite ist. Vieles davon funktioniert freilich nur mit iOS 8, das wiederum nur Entwicklern bereitsteht.
Neue Hardware im Herbst
Beide Betriebssysteme will Apple im Herbst für die Öffentlichkeit freigeben, beide kostenlos. Das deckt sich mit der bisherigen Strategie des Unternehmens und passt zu seinem normalem Verhalten: Neue iPhones und iPads werden erst am Ende des Sommers angekündigt, so dass sie rechtzeitig für das wichtige Weihnachtsgeschäft in den Läden stehen. In der Zwischenzeit werden Besitzer aktueller Geräte mit der Verheißung zufrieden gestellt, dass ihre Hardware mit der neuen Software bald und um viele Funktionen erweitert wird.
Im Herbst jedenfalls, so viel steht nun fest, wird Apple ein neues iPhone, neue iPads und vielleicht ja noch ein bisschen mehr vorstellen. Die Ankündigung neuer Gesundheits- und Heimautomationsfunktionen in iOS 8 lässt der Fantasie viel Freiraum. Und so ist jetzt schon klar, das spätestens im August wieder ein Welle von Gerüchten über künftige iPhones und iWatches auf uns zukommt. Langweilig wird das nicht.