WWDC-Entwicklerkonferenz Was uns Apple heute zeigen wird

Apple-Logo auf dem Bill Graham Civic Auditorium in San Francisco
Foto: Christoph Dernbach/ dpaWenn Tim Cook am Montagabend in San Francisco die Bühne betritt, werden Hunderttausende zuschauen. Ein paar Tausend live vor Ort im Bill Graham Civic Center, der Rest an Bildschirmen, auf denen die Keynote übertragen wird - oder auf Nachrichtenseiten, die darüber berichten, so wie SPIEGEL ONLINE.
Für Apple ist es wieder einmal eine wichtige Veranstaltung - und eine schwierige zugleich. Die Erwartungen sind hoch, nachdem das Unternehmen zuletzt eine nachlassende Nachfrage nach iPhones und dadurch zurückgehende Gewinne melden musste. Vor allem von einem iPhone 7 erhoffen sich viele Beobachter neuen Auftrieb für den US-Konzern.
Doch das kann man sich abschminken: Ein iPhone 7 wird am Montag nicht enthüllt, dieser Termin steht erst im September an. Ohnehin wird es nur wenig um Hardware gehen, denn bei der WWDC steht traditionell Software im Vordergrund. Neue Betriebssystemversionen, neue Tools, neue Funktionen werden hier angekündigt. Insgesamt aber wird die WWDC ein bunter Gemischtwarenladen werden, in dem von allem ein wenig zu sehen sein wird.
Siri lernt dazu
Apples sprachgesteuerte Assistenzfunktion Siri dürfte während der Keynote immer wieder auftauchen. Offenbar arbeitet das Unternehmen daran, Siri in weit mehr Bereichen als bisher nutzbar zu machen. So soll die Integration von Siri in OS X offenbar die wichtigste neue Funktion des anstehenden Betriebssystem-Updates sein.
In iOS will Apple Siri nun angeblich auch Drittanbietern zur Verfügung stellen. Die könnten Siri dann verwenden, um ihre Apps per Sprache steuern zu lassen oder Siri mit ihren Datenbeständen arbeiten zu lassen. Auch von einer Art Anrufbeantworter-Service ist die Rede. Demnach soll Siri Sprachnachrichten von der Mailbox transkribieren und per Chat-Nachricht an den Empfänger senden können.
Neben all dem könnte Siris Verständnisfähigkeit verbessert worden sein. Apple hat mehrere kleine Firmen übernommen, die sich mit Teilaspekten künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigt haben. Deren Know-how könnte helfen, die digitale Assistentin menschlicher wirken zu lassen.

Die besten Siri-Sprüche: "Miezekatze, Miezekatze, Miezekatze"
Zuletzt waren auch Gerüchte aufgetaucht, wonach Apple an einem Gerät arbeitet, das Amazons Echo ähnelt. Es solle Siri im ganzen Haus nutzbar machen und neben Suchanfragen beispielsweise auch Hauselektronik steuern können. Die Angaben hierzu sind aber noch sehr vage.
iOS 10
Zur nächsten Version des iPhone- und iPad-Betriebssystems gibt es ebenfalls nur vage Gerüchte. Das Design könnte leicht verändert werden, vor allem aber dürften neue Versionen der integrierten Apple-Apps im Blickpunkt stehen. Für Apple Health und die Aktivitäts-App stehen Updates an, ebenso bei Apple Music und iTunes. Angeblich soll es für die Haussteuerungstechnologie Home Kit nun eine eigene App geben.
OS X 10.12
Neben der Integration von Siri könnte mit der zwölften Version von OS X die Möglichkeit eingeführt werden, den Mac mit dem iPhone zu entsperren. Statt das Passwort einzugeben, würde man dann auf seinem Smartphone den Fingerabdrucksensor benutzen, um sich auszuweisen. Auch hier dürften einige der mitgelieferten Apps Updates bekommen. Ein Gerücht, das sich besonders hartnäckig hält: Angeblich soll OS X in macOS umbenannt werden. So soll die Namensgebung vereinheitlicht werden: iOS, watchOS, tvOS, macOS. Allerdings hieß auch der Vorgänger von OS X Mac OS.
Apple Pay
In den USA ist Apples Bezahldienst mittlerweile eine feste Größe. In Tausenden Geschäften kann man mit iPhone und Apple Watch bezahlen. Im Rest der Welt sieht das anders aus. Viele Beobachter gehen davon aus, dass sich das nun ändern wird und Apple Pay in weiteren Ländern eingeführt wird, möglicherweise auch in Deutschland. Wichtiger könnte noch sein, dass Apple Pay einem Bericht von Digital Trends zufolge bald auch im Web genutzt werden könnte, sodass man Online-Einkäufe ebenfalls über Apple abrechnet. Möglicherweise würde das aber nur auf Geräten mit Fingerabdrucksensor funktionieren, derzeit also nur auf einem iPhone mit TouchID.
Apple Music
Für die Apple-Music-App stehen offenbar größere Veränderungen an. Das Design soll geändert, die Benutzung vereinfacht werden, heißt es in verschiedenen Berichten. So soll es unter anderem leichter gemacht werden, neue Musik zu finden.
App Store
In einem Interview mit dem britischen "Telegraph" hat Apple-Marketingchef Phil Schiller bereits verraten, dass Apple Entwicklern künftig bezahlte Werbung in den Suchergebnissen des App Store anbieten will. Ähnlich wie bei Googles Adwords könnten Entwickler damit dafür sorgen, dass ihre App ganz oben in den Suchergebnissen angezeigt wird, wenn jemand im Store nach bestimmten Begriffen sucht. Außerdem sollen Entwickler ihre Apps künftig auch als Abos anbieten können. Vor allem langfristige Abos wären hier lukrativ, weil Apple seinen Anteil nach dem ersten Jahr von 30 auf 15 Prozent der Einnahmen halbiert.
watchOS 3, tvOS 2, iMessage und iCloud
Dass ein watchOS 3 und tvOS 2 fällig sind, steht außer Frage. Darüber, was die neuen Versionen von ihren Vorgängern unterscheiden wird, ist bisher kaum etwas nach außen gedrungen. Man kann annehmen, dass auch hier Siri etwas tiefer integriert wird. Laut einem neuen Gerücht könnte Apple zudem eine Android-Version seiner Chat-App iMessage veröffentlichen. Der Gedanke mag für Apple verlockend sein - fragt sich nur, welche Motivation Android-Nutzer haben sollten, iMessage zu benutzen. Da sie in der Mehrheit sind, dürften sie ohnehin längst viele Apple-Nutzer dazu gebracht haben, WhatsApp zu nutzen - das gibt es für beide Parteien.

WWDC-Schriftzug in San Francisco
Foto: Christoph Dernbach/ dpaInteressant sind Berichte, wonach Apple die Verschlüsselung von Daten in iCloud verstärken will. Nach dem Streit mit dem FBI um die Entschlüsselung des iPhones eines Massenmörders, würde ein solcher Schritt in den USA sicher neue Diskussionen auslösen.
Hardware
Spekulationen um neue Hardware, die Apple ankündigen könnte, weisen verschiedene Möglichkeiten auf. Am wahrscheinlichsten ist es noch, dass neue MacBooks vorgestellt werden. Statt mit herkömmlichen Funktionstasten sollen diese oberhalb der Tastatur ein schmales Display haben, über das verschiedene Funktionen aufgerufen werden können. Das Design könnte sich dadurch erstmals seit Jahren ändern. Dass sie außerdem mit den neuesten Intel-Prozessoren bestückt werden, liegt auf der Hand.
Möglich wäre auch ein Update des Profi-Rechners Mac Pro, dessen aktuelle Version auf der WWDC 2013 vorgestellt wurde. Ebenso gibt es Gerüchte, wonach Apple einen neuen Bildschirm vorstellen wird. Die aktuellen sogenannten Thunderbolt-Displays werden seit fünf Jahren unverändert angeboten.
Mit einer Auflösung von 2560 × 1440 Pixeln auf 27 Zoll haben sie eine weit geringere Auflösung als der iMac 5K, dessen Bildschirm 5120 x 2880 Pixel anzeigt. Ein Hardware-Update ist überfällig. Das neue Modell habe außerdem eine eingebaute Grafikkarte, um die vergleichsweise schwachen Grafikkarten der Apple-Notebooks zu entlasten, lauten Gerüchte. Andere Berichte bezweifeln jedoch, dass es überhaupt ein neues Modell geben wird.
Welche dieser Gerüchte sich am Ende als wahr und falsch entpuppen werden, erfahren wir am Montagabend ab 19 Uhr deutscher Zeit. Wir sind vor Ort in San Francisco dabei und werden berichten. Apples WWDC-Keynotes dauern gern mal zwei Stunden und länger. Angesichts der vielen möglichen Neuerungen darf man vermuten, dass es auch dieses Jahr nicht viel schneller gehen wird.