
Angespielt: Avatar
Spiele, die auf Filmen basieren, lösen bei Spielern eine natürliche Reaktion aus: "Kann ja nicht gut sein." Oft lieblos gemacht sind sie, schnell produziert, wenig fesselnd.
"Avatar" wollte es anders machen. Die Produktion begann bereits früh, die Zusammenarbeit mit James Cameron war eng. Allein: Es ist nicht gut geworden. Je länger man es spielt, desto mehr Entscheidungen der Entwickler zweifelt man an, desto größer wird das Unverständnis.
Camerons "Avatar"-Universum bietet viele Möglichkeiten, könnte ein tolles Spielfeld sein. Und immer wieder merkt man das auch, blitzen Ideen auf, die an der nächsten Ecke von Unfug begraben werden. In der ersten Zeit gibt es manche Szenen, bei denen Spieler in die Bedienung von Sachen eingeführt werden, um im nächsten Moment allein gelassen zu werden: Natürlich möchte man erklärt bekommen, wie ein Fahrzeug bedient wird. Und das möchte man gleich, man möchte es nicht unter irgendeinem Menüpunkt nachschlagen müssen, wie man belehrt wird.
Es sind diese Kleinigkeiten, die ärgerlich, aber nicht wirklich schlimm sind. Sie passen aber zu einem Gesamtbild, das auf eine gewisse Lieblosigkeit schließen lässt - oder vielleicht positiv gedeutet: Auf eine solche Versunkenheit der Entwickler in das "Avatar"-Universum, dass sie gar nicht mehr gemerkt haben, dass der Spieler längst nicht so viel weiß wie sie. Und so kommt es, dass einen das Spiel, das in solch tollen Landschaften spielt, das eine wirklich schöne Grafik hat, einfach kalt lässt, keine Atmosphäre entwickelt. Die Spieler werden einfach reingeworfen nach Pandora, so heißt der Planet, auf dem "Avatar" spielt, erfahren wenig darüber, warum sie gerade hier sind, was auf dem Planeten geschieht, was ihre Aufgabe ist. Und dann geht es nur noch atemlos durch den Dschungel.
Anstatt Pausen zu haben, in denen man sich in die Welt einfühlen kann, sie verstehen lernt, oder wenigstens einmal in Ruhe ansehen kann, hetzt man atemlos von Feuergefecht zu Feuergefecht. Und zwar egal, ob man als Mensch oder als Na'vi, wie die Eingeborenen heißen, spielt. Das Spielerlebnis ändert sich nur wenig. Schade, hier hätte mehr drin sein müssen.
"Avatar" von Ubisoft, verschiedene Plattformen, ab 45 Euro; USK: ab 16 Jahren
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