
SciFi-Spiel: Einblicke in "Deus Ex: Mankind Divided"
"Deus Ex: Mankind Divided" im Test Mensch bleiben im Angesicht des Terrors
Hinweis: Dieser Text enthält nur minimale Spoiler, bei Bedenken sollte man vielleicht den drittletzten Absatz überspringen.
16 Jahre ist es nun her, dass das erste "Deus Ex" erschien, damals unter der Leitung von Entwicklerlegende Warren Spector. Heute ist die Serie beim Studio Eidos Montreal angesiedelt, das schon den Vorgänger "Human Revolution" entwickelt hat. "Mankind Divided" ist eine Fortsetzung der Geschichte, die diesmal aktueller scheint denn je.
Wieder ist Adam Jensen der Protagonist, wieder geht es vordergründig um Augmentationen, um Implantate und Prothesen, die Menschen optimieren oder zu Maschinen machen - je nach Standpunkt. Es geht um die Frage, was eigentlich einen Menschen ausmacht, wo Menschsein aufhört und wo eine Maschine anfängt.
Und immer wieder geht es auch um die Frage, was eigentlich geschieht, wenn sich Menschen gegenseitig Menschlichkeit absprechen und sie einander immer unversöhnlicher gegenüberstehen. Deshalb kann man "Deus Ex: Mankind Divided" auch als düsteren Kommentar zur gegenwärtigen Weltlage lesen, auch wenn es in der Zukunft spielt.
U-Bahnen mit getrennten Waggons
2029 leben viele Menschen mit Augmentationen in Gettos am Rand der Großstädte, U-Bahnen haben getrennte Waggons für reine Menschen und solche für "Technos", wie die Augmentierten genannt werden. Sie werden für eine Reihe von Terroranschlägen verantwortlich gemacht, welche die Großstädte erschüttern.
Adam Jensen erlebt einen Bombenanschlag in einem Prager Bahnhof mit, in jener Stadt also, in der er sich zwei Jahre nach den Ereignissen des letzten Spiels niedergelassen hat. Hier muss er seine Missionen erfüllen, egal, ob er das mit Waffen macht, ob er heimlich durch Luftschächte schleicht, oder sich in Sicherheitssysteme und Computer hackt. Die Werkzeuge sind frei wählbar, das Spiel passt sich den verschiedenen Spielweisen elegant an. Selbst die wenigen Bosskämpfe sind auf verschiedenen Wegen lösbar.
Das Prag in "Mankind Divided" ist eine dystopische Version der tschechischen Hauptstadt, deutlich inspiriert von Orten wie Dunwall in "Dishonored" oder City 17 in "Half Life 2" (siehe Fotostrecke). Allein die Architektur kündet von Unterdrückung, von Polizeistaat. Alte Häuser bilden eine Basis, in die Polizeisperren eingezogen sind, U-Bahnstationen werden zum Schauplatz von Segregation.
Die Viertel, in denen die meisten Augmentierten leben, sind modifizierte Plattenbauten am Rand der Stadt, nur wenige Privilegierte leben in der Altstadt. Adam Jensen ist einer von ihnen. Aber auch er wird misstrauisch beäugt, wird kontrolliert, muss immer wieder seine Papiere zeigen und darf erst dann weitergehen. Es wird für Spieler zu einem Akt des Widerstands, den U-Bahn-Eingang für reine Menschen zu benutzen. Auch wenn Jensen danach in den hinteren Bereich des Zuges geschickt wird und sich im späteren Verlauf des Spiels nur noch versteckt bewegen kann.
Verwunderung, wenn die Auflösung vom Himmel fällt
Im Grunde geht es um die Suche nach den Hintermännern der Anschläge, um das Enttarnen einer Organisation, die Unruhe stiften will zwischen den Menschen, die den Graben vergrößern will. Doch in vielen kleinen Aufgaben und Missionen verliert diese Geschichte immer wieder ihren Faden, sodass man am Schluss ziemlich verwundert ist, wenn das Spiel vorbei ist und die Auflösung eher vom Himmel fällt.
Aber das ist egal, weil das Spiel an sich sehr stark ist in seiner Zeichnung von Spaltung, Unterdrückung und dem Versuch, Mensch zu bleiben im Angesicht des Terrors, Zwischentöne erkundet, Verbindendes sucht.
Und weil "Deus Ex: Mankind Divided" es schafft, eine Welt zu bauen, die so dicht ist, so voller Details und so glaubwürdig, dass man tatsächlich in ihr versinkt, sie ein düsteres Zuhause gibt, das man nicht verlassen möchte.
"Deus Ex: Mankind Divided" von Square Enix , für PC, Playstation 4 und Xbox One, ab 50 Euro; USK: Ab 18 Jahren