

"Tetris" fasziniert fast jeden. Das Klötzchen-Spiel war sogar so erfolgreich, dass sich Nintendo daraus in den Neunzigerjahren sein eigenes Puzzlegame bastelte. Aus Balken wurden Pillen und fertig war "Dr. Mario" für den Game Boy und das NES. Doch trotz Mario als Titelheld war der Klon nie so erfolgreich wie das Vorbild.
Nun startet Nintendo einen neuen Anlauf. Nach 30 Jahren belebt Nintendo den Klempner im Arztkittel wieder - und versucht mit "Dr. Mario World" die Smartphone-Spieler zu überzeugen.
Das Spiel für iOS und Android erinnert nur noch bedingt an die Vorlage aus den Neunzigerjahren. Zwar werden noch immer Viren mit Pillen beworfen und platzen, wenn mindestens drei gleiche Farben in einer Reihe sind. Ansonsten aber hat sich einiges geändert. Denn jetzt ist der stärkste Einfluss offenbar nicht mehr "Tetris": Nintendo orientiert sich mehr an den erfolgreichsten Puzzlespielen in den App-Stores.
Unter anderem hat Nintendo sein Spiel dem Wischverhalten der Spieler angepasst. Die Pillen zuckeln nicht mehr von oben nach unten über das Display wie früher. Auf dem Smartphone muss der Spieler die Arznei jetzt nach oben schleudern. Wann er das macht, ist egal. Er steht im Einzelspielermodus fast nie unter Zeitdruck. Das ist schade, denn damit geht in der Kampagne viel Tempo verloren. Es geht eher um die richtige Taktik.
Freunde um Leben anschnorren
Das ist unterhaltsam, erinnert aber stark an Bushaltestellen-Apps wie "Candy Crush". Viele Elemente wie eingefrorene Klötzchen, die man erst von der Kruste befreien muss, kennt man von anderen Smartphone-Puzzlespielen. Auch wird wieder bei ungeduldigen Spielern abkassiert und angeboten, ihre Onlinefreunde um ein neues Leben anzubetteln. Wer seine fünf Leben verliert, muss warten oder sich mit In-App-Käufen einen Vorteil verschaffen.
Bei einem Gratisspiel ist das verständlich, da auch Nintendo damit Geld verdienen will. Was sich aber kaum verzeihen lässt: Nintendo zwingt die Spieler auch bei "Dr. Mario World" beim Spielen dauerhaft ins Netz. Wenn in Bus oder Bahn die Verbindung abbricht, funktioniert auch das Spiel nicht mehr. Das macht die Konkurrenz besser.
Wenn das Spiel mal läuft, dann zeigt sich aber immer wieder die Kreativität der Nintendo-Entwickler. So kann der Spieler auswählen, ob er mit Prinzessin, Mario, Bowser, Luigi oder vielen weiteren Helden gegen die Virenplage kämpfen will. Jeder Charakter hat seine eigenen Superkräfte, um etwa eine ganze Pillenreihe auf Knopfdruck zu vernichten. Die Story, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann, ist mau: Der Spieler muss verseuchte Gebiete von Krankheitserregern befreien. Ist das erledigt, blühen die Blumen wieder auf und die Pilzbewohner kehren zurück.
Der Mehrspieler-Modus macht richtig Tempo
Richtig gut gelungen ist der Mehrspieler-Modus. Beim Wettkampf gegen andere menschliche Spieler besinnt sich Nintendo darauf, was schon vor 30 Jahren den Reiz der Puzzlespiele ausgemacht hat: Bei den Onlineduellen kommt ordentlich Tempo auf. Die Pille muss dann ohne lange Denkpausen schnell abgefeuert werden.
Zackig muss man Viren vernichten, damit auf dem Bildschirm des Gegners noch mehr Erreger aufgetürmt werden. Das Spielfeld wird zudem mit der Zeit immer enger, das ist so spaßig wie stressig. Unterdessen muss man selbst darauf achten, dass die Virenflut nicht das Display füllt. Dann hat nämlich der Kontrahent gewonnen.
Solche Pillenschlachten fühlen sich fast so gut an wie die ersten glorreichen Multiplayer-Wettkämpfe mit Freunden: Die wurden einst noch per Kabelverbindung zwischen zwei Game Boys ausgetragen.
"Dr. Mario World" von Nintendo, für iOS und Android; kostenlos, In-App-Käufe möglich; USK: Ab 0 Jahren
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Die Regeln bei "Dr. Mario World" sind recht simpel: Wenn mindestens drei gleichfarbige Viren und Pillen nebeneinanderliegen, dann platzt die ganze Reihe. Meist müssen alle Viren zerstört werden.
Pillen können nach rechts, links und oben verschoben werden. Zeit zum Nachdenken bleibt genügend: Der Spieler entscheidet selbst, wann der nächste Spielzug beginnt.
Immer wieder blitzt die Kreativität der Nintendo-Entwickler auf: Manchmal muss der Spieler in guter Mario-Manier auch Münzen aus den Steinblöcken schleudern.
Der Spieler kann aus mehreren Helden und ihren Assistenten auswählen, die in das Spiel eingreifen können.
Ist beispielsweise der Energiebalken von Bowser aufgefüllt, kann er mit seiner Superkraft zwei Reihen auf einmal platzen lassen.
Nintendo will auch am Gratisspiel "Dr. Mario World" verdienen und bietet In-App-Käufe für ungeduldige Spieler an.
Eine Geschichte gibt es leider nicht. Die Einblendungen zwischen den Gebieten zeigen meist nur Comic-Zeichnungen, die mit Motivationssprüchen beschriftet sind.
Der Multiplayer-Modus drückt richtig aufs Tempo: Wenn man eine Chance haben will, muss man die Pillen so schnell wie möglich an die richtige Stelle wischen. Dann bekommt der Gegner eine Pillenladung geschickt und gerät in Bedrängnis.
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