Neue Spielkonsolen Electronic Arts steht vor Millionenverlust

"Star Wars - The Old Republic": Online-Spiel mit Abonnentenschwund
Foto: EAKosten Nintendo, Microsoft und Sony den Spieleriesen Electronic Arts dieses Jahr tatsächlich 80 Millionen Dollar? Dem Chef des Konzerns ("FIFA", "Battlefield", "Die Sims") zufolge ist das einer der Gründe für das Minus, das seinem Konzern in diesem Geschäftsjahr bevorstehen könnte - bis zu 100 Millionen Dollar.
Electronic Arts investiere allein 80 Millionen Dollar in Spiele für Konsolen der nächsten Generation, erklärte Konzernchef John Riccitiello in einer Telefonkonferenz. Um welche Geräte es dabei geht, sagte er nicht. Offiziell angekündigt ist bisher nur die Wii U von Nintendo, die Ende des Jahres erscheinen soll. Doch auch die Konkurrenten Microsoft und Sony sind dabei, Spielkonsolen der nächsten Generation zu entwickeln. Beide haben bislang jedoch noch keinerlei Details, geschweige denn geplante Daten für die Markteinführung bekanntgegeben. Traditionell werden die Drittanbieter von Konsolenspielen vor der Markteinführung neuer Hardware zu eisernem Schweigen verpflichtet.
Anleger jedenfalls reagierten auf die Ankündigung Riccitiellos erschrocken. Nachbörslich brach die EA-Aktie um mehr als fünf Prozent ein, zeitweise waren es fast zehn Prozent.
"Star Wars - The Old Republic" mit enttäuschenden Zahlen
Electronic Arts investierte zuletzt in großem Stil in mobile Spiele und kaufte in diesem Bereich andere Anbieter auf, darunter PopCap Games ("Plants vs. Zombies"). Mit "Star Wars: The Old Republic" hat der Konzern zudem erst vor wenigen Monaten ein aufwendiges neues Online-Spiel auf den Markt gebracht, das Schätzungen zufolge zwischen 150 und 200 Millionen Dollar Entwicklungskosten verschlungen hat. Doch der Titel scheint bislang eher glücklos - EA teilte nun mit, die Anzahl der zahlenden Abonnenten des Online-Spiels betrage derzeit 1,3 Millionen. Im Februar waren es noch 1,7 Millionen.
Das brandneue Spiel hat also wenige Monate nach Markteinführung ein knappes Viertel seiner Abonnenten verloren. EA-Chef John Riccitiello hat schon einmal angedeutet, das Spiel könne auch mit nur 500.000 Abonnenten rentabel betrieben werden, bei einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen sagte er, das Spiel sei "stabil und profitabel". Doch wirklich zufriedenstellend ist die Entwicklung für Electronic Arts nicht. Zum Vergleich: Activision Blizzards "World of Warcraft" hatte im Dezember 2011, sieben Jahre nach seinem Start, noch immer über 10 Millionen zahlende Abonnenten.
Neue Konkurrenten um Zeit, Geld, Aufmerksamkeit
Der Markt für Computer- und Videospiele ist im Augenblick gewaltigen Veränderungen unterworfen. Nicht nur, dass der Lebenszyklus der aktuellen Konsolengeneration - Nintendo Wii, Playstation 3, Xbox 360 - sich langsam dem Ende zuneigt. Mit Smartphones, Tablet und Social Games wie "Farmville" sind auch völlig neue Konkurrenten um Zeit, Aufmerksamkeit und Geld der Nutzer auf den Plan getreten.
"Angry Birds" etwa spielten Ende 2011 200 Millionen Menschen im Monat, 800 Millionen Mal wurden die verschiedenen Teile der Spieleserie heruntergeladen. Der neueste Titel der Serie, "Angry Birds Space", wurde seit seiner Markteinführung im März bereits mehr als 50 Millionen Mal heruntergeladen. Die iPhone-Version des Spiels kostet 79 Cent - ein Konsolentitel von großen Herstellern wie Electronic Arts oder Activision dagegen 40 bis 70 Euro. "Angry Birds"-Hersteller Rovio erwägt derweil, im kommenden Jahr an die Börse zu gehen. Eigenen Angaben zufolge hat Rovio 2011 vor Steuern 48 Millionen Euro Gewinn erzielt, bei einem Umsatz von 75,4 Millionen.
Electronic Arts erreichte im vergangenen Geschäftsjahr ein vergleichsweise mageres Ergebnis von 76 Millionen Dollar, bei einem Umsatz von 4,1 Milliarden. Im Geschäftsjahr davor hatte der Konzern sogar 276 Millionen Dollar verloren.
Zynga - ein kurzer Höhenflug
Das "Farmville"-Studio Zynga, das seine Umsätze vor allem mit Facebook-Spielen erzielt, zählt zwar zu den jungen Angreifern, die den Etablierten das Leben schwer machen, doch auch das sorgt nicht automatisch für gute Zahlen. Zynga machte allein im vergangenen Quartal einen Verlust von 85 Millionen Dollar. Grund dafür waren unter anderem stark gestiegene Entwicklungsausgaben. Anders als klassische Konsolenspiele kosten die Zynga-Titel den Spieler erst einmal nichts. Geld verdient Zynga später vor allem mit dem Verkauf virtueller Güter wie Traktoren in "Farmville" oder Gebäuden in "Cityville". Zynga ging im vergangenen Jahr an die Börse, im März 2012 erlebte der Kurs einen Höhenflug, übersprang zeitweilig die Marke von 11 Euro. Derzeit jedoch dümpelt der Kurs bei gut sechs Euro vor sich hin.
Auch der Aktienkurs von Activision Blizzard ist in den letzten Tagen gefallen - für den morgigen Mittwoch steht die Verkündung der Quartalszahlen des derzeit größten Videospielkonzerns der Welt an. Die Anleger erwarten augenscheinlich nichts Gutes.