Tod eines Gratis-Spiels Flappy Bird wird abgeschaltet

Flappy Bird: Ein Zwischendurch-Spaß, der es zur erfolgreichsten Gratis-Spiele-App der Welt brachte
Es ist ein Tod mit Ankündigung: Am Samstagabend kündigte Nguyen Ha Dong, der Entwickler der derzeit erfolgreichsten Gratis-Spiel-App für Android-Handys und das iPhone, an, sein Kultspielchen "Flappy Bird" am Sonntag, 18 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, aus den App-Stores zu entfernen. Er würde damit den Siegeszug des Spieles, das seit Beginn des Jahres als erfolgreichste Handy-App der Welt gilt, beenden.
Die Ankündigung erfolgte per Twitter und ohne wirkliche Erklärung. Die Abschaltung habe "nichts mit juristischen Dingen" zu tun, ergänzte Dong nur, aber er "ertrage das alles nicht mehr".
Juristische Drohungen?
Darüber, was "das alles" sein könnte, entbrannte direkt eine hitzige Diskussion. "Flappy Bird", ein letztlich primitives Spielchen, das nach Dongs Aussage "von Nintendos Mario Brothers inspiriert" wurde, ist zurzeit allein auf der Android-Plattform auf mindestens 50 Millionen Handys installiert. Dong selbst sagte kürzlich in einem Interview, dass ihm das für den Endanwender kostenlose Spiel "im Schnitt 50.000 Dollar Werbegelder am Tag" einbringe.
Grund genug für Gerüchte, dass der kommerzielle Erfolg des Kultspiels der Gameindustrie ein Dorn im Auge sei. Schon vor Dongs Abschaltungs-Ankündigung kursierte das Gerücht, Nintendo habe Dong und den kleinen Spielevertrieb .Gear, über den Dong das Spiel verteilen ließ, abgemahnt. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters ließ ein Sprecher von Nintendo bereits am Freitag, rund 24 Stunden vor Dongs Ankündigung, wissen, dass die angebliche Abmahnung nicht mehr als ein Gerücht sei. So etwas könne Nintendo nicht kommentieren - ein klares Dementi klingt anders.
Anders als bei den meisten anderen erfolgreichen Spiele-Apps ist "Flappy Bird" die Entwicklung einer einzelnen Person. Das einfach gestrickte, aber durchaus kompliziert zu spielende Game lebt von einem an die Achtziger und frühen Neunziger erinnernden Retro-Charme. Das Spiel und sich selbst aus der Schusslinie möglicher juristischer Schritte zu nehmen, hält Duy Doan, Chef der Spieleschmiede VTC Online, für einen klugen Schritt: Dong verfüge als Einzelperson einfach nicht über die Ressourcen, mit Klagen fertig zu werden.
... oder Flucht eines Introvertierten aus dem Scheinwerferlicht?
Möglicherweise aber hat der Rückzug auch ganz andere, nämlich persönliche Gründe. Dong gilt als sehr introvertiert. In mehreren Interviews klagte er über das enorme Ausmaß an Aufmerksamkeit seitens der Spieler, vor allem aber der Medien. Mehrfach sagte er, er habe "so etwas nie gewollt", sondern nur "in Frieden" seine Spiele entwickeln wollen.
Auf seiner Twitter-Seite ließ er der Abschaltungs-Ankündigung nur noch zwei kurze Statements folgen: "Ich verkaufe 'Flappy Bird' auch nicht, bitte fragt nicht". Und dann: "Und ich mache weiter Spiele."
Wenige Minuten nach Dongs Ankündigung entstand bei Twitter @SaveFlappyBird, eine Art Petitions-Gruppe, die sich direkt an ihn wendet. Über den Hashtag #dontdeleteflappybird sammeln Fans zudem Retweets: Dong soll angeblich signalisiert haben, er werde sich die Löschung noch einmal überlegen, wenn 100.000 Retweets zusammenkämen. Auch das aber ist nicht mehr als ein Gerücht - Dong selbst äußert sich nicht, sein Telefon, berichtet Reuters, habe er nach der Löschungs-Ankündigung abgeschaltet.