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ESL One in Frankfurt: Stadion der Gamer

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"Dota 2" Computerspiel-Turnier lockt Tausende Fans ins Fußballstadion

Dieses Wochenende findet erstmals ein Computerspiel-Turnier in einem deutschen Fußballstadion statt - samt Klatschpappen und Autogrammstunden. Warum zahlen Menschen Eintritt, um anderen beim "Dota 2"-Spielen zuzuschauen?

"Im Stadion zu spielen, ist schon etwas Besonderes", sagt Adrian "FATA-" Trinks. "Mit unseren Kopfhörern hörst du die Leute kaum noch, aber du siehst sie." Mit seinem vier Kollegen vom Team mousesports hat Trinks gerade gegen Invictus Gaming verloren, eine chinesische Mannschaft. Doch mousesports hat sich ordentlich geschlagen, bekam einen Achtungsapplaus vom Publikum, dazu Sprechchöre. Man kann schlimmer ausscheiden.

Die Partie fand am Computer statt, im Team-Strategiespiel "Dota 2". Üblicherweise duellieren sich Fünfergruppen per Internet. Dieses Wochenende jedoch spielen acht Profimannschaften live vor rund 12.500 Zuschauern beim Turnier ESL One  in der Commerzbank-Arena (siehe Fotostrecke), dem Stadion, in dem sonst Eintracht Frankfurt Bundesligafußball spielt. Der Eintritt liegt zwischen 20 und 180 Euro. Unter den Profis werden mehr als 200.000 Dollar Preisgeld verteilt.

Wie schafft es "Dota 2", Tausende Menschen ins Stadion zu locken? Fünf Erklärungen.

1) Das Spiel eignet sich besonders gut zum Zuschauen

Bei "Dota 2" passiert ständig etwas: Zehn Spieler und diverse computergesteuerte Figuren - da gibt es wenige Momente, in denen kein spannender Kampf stattfindet. Das Publikum vor der Großleinwand hat daher genug Diskussionsstoff und ausreichend Gelegenheiten, seine Klatschpappen einzusetzen. Eine große Auswahl an Fantasy-Figuren und viele taktische Varianten garantieren, dass das Spielprinzip auch über mehrere Stunden hinweg reizvoll bleibt.

Damit jeder nachvollziehen kann, was gerade passiert, werden die Partien der besten Spieler im Stil von Fußballspielen live kommentiert, üblicherweise über die Plattform Twitch.

Professionelle Spieler verdienen mit ihren "Dota 2"-Partien Geld, sie geben Autogrammstunden und haben Managements, werden in Szene-Podcasts porträtiert und interviewt. Das Publikum kennt also nicht nur das Spiel, sondern weiß auch genau, wer in den Team-Boxen hinter Maus und Tastatur sitzt.

2) Jeder kann "Dota 2" kostenlos selbst spielen

Obwohl kaum ein Hobbyspieler mit den Profis mithalten kann, vermittelt "Dota 2" jedem das Gefühl, es zumindest prinzipiell in die Weltspitze schaffen zu können. Wie beim Fußball sind die Grundregeln simpel und der Einstieg ist unkompliziert. Schwierig wird es erst bei den Feinheiten. Wer nicht regelmäßig trainiert, hat kaum eine Chance, Teams wie mousesports zu schlagen.

Über die Plattform Steam kann "Dota 2" kostenlos auf dem Computer gespielt werden. Wer will, kann Geld ausgeben - etwa für bestimmte Gegenstände für seine Helden. Auf den Spielerfolg haben diese Ausgaben jedoch keinen Einfluss.

3) "Dota" gibt es schon seit Jahren

Mit einer Zwei im Namen klingt "Dota 2" zwar nach einer relativ frischen Spielereihe. Doch das Spielprinzip gibt es schon lange. "Dota"-Partien ("Defense of the Ancients") gab es schon in Blizzards mehr als zehn Jahre altem Echtzeit-Strategiespiel "Warcraft 3".

"Dota 2" hat der Spielehersteller Valve auf dieser Basis entwickelt.

4) E-Sport ist nicht länger ein Nischenphänomen

Große Computerspiel-Turniere sind nichts Neues, doch momentan folgt Superlativ auf Superlativ: Mitte Juli findet in Seattle das "Dota 2"-Turnier The International 2014  statt, bei dem mehr als zehn Millionen Dollar Preisgeld vergeben werden - so viel wie noch nie.

Das ESL One ist das erste Stadion-Event in Deutschland. "Nach der Finanzkrise ist das Sponsoren-Interesse wieder gestiegen", sagt Ralf Reichert, Chef der Videospiel-Liga ESL. "Und bei 'Dota' helfen das Free-to-Play-Modell und die ganzen Online-Livestreams, dass das Spiel kontinuierlich populärer wird."

Wie Reichert glauben auch die deutschen mousesports-Spieler Adrian Trinks und Pascal "paS" Lohmeier, dass es für den elektronischen Sport gerade aufwärts geht. "Die Herausforderung ist, nicht nur unsere Generation für die Spiele zu gewinnen", sagt Trinks. "Noch verstehen viele Leute nicht sofort, was wir machen, wenn wir uns als 'Pro-Gamer', als professionelle Spieler, vorstellen."

Ein Indiz dafür, dass professionelles Computerspielen im Mainstream ankommt, liefert die Website des Sportmagazins "Kicker": Dort gibt es seit kurzem einen E-Sport-Bereich .

5) Die "Dota"-Szene ist stark professionalisiert

Während auch andere Computerspiele viele Fans haben, ist die Community rund um "Dota 2" besonders aktiv, vor allem im englischsprachigen Raum. Sogar einige Live-Caster - das sind Spielkommentatoren - sind mittlerweile Stars geworden, etwa Toby "TobiWan" Dawson und Troels "syndereN" Nielsen, die auch auf dem ESL One im Einsatz sind.

Im Stil anderer Events wurde die Veranstaltung in Frankfurt geschickt vermarktet: So versuchten die Veranstalter, die Spieler nicht nur mit mehr Nähe zu den Profis und einem Büfett zum Kauf eines Premiumtickets zu motivieren. Auch zusätzliche Spielinhalte wurden in das 180-Euro-Paket gepackt, das mehr als tausend Mal angeboten wurde. Die Luxus-Tickets sind ausverkauft.

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