Spiele-Genre Wo seid ihr, Fußballmanager?

Benutzeroberfläche des "Fußball Manager 14": Fürs Smartphone und Tablet gibt es diverse Manager-Apps, meist aber ohne große Spieltiefe
Foto: Electronic ArtsEigentlich will ich nur erleben, wie mein Team gewinnt - Spiel um Spiel, Titel um Titel, dank meiner Anweisungen und Transfers. Ich will einen Fußballmanager für mein Tablet, mit halbwegs ansehnlichen Spielszenen, mit möglichst echten Vereinsdaten. Keine Lust habe ich darauf, mein Team immer wieder mit echtem Geld aufzupäppeln oder stundenlang aufs nächste Spiel zu warten.
Mit diesem doch eigentlich bescheidenen Wunschzettel habe ich mich neulich durch die App-Stores geklickt. Im Jahr nach dem deutschen WM-Titel hatte ich mal wieder Lust auf ein Videospiel im Stil von Klassikern wie "Anstoß 3" oder EAs "Fußball Manager" (FM), der in meiner Jugend verlässlich Jahr für Jahr auf den Markt kam. Ich habe damals überwiegend "Fifa" und "Pro Evolution Soccer" gespielt, wo man die Spieler direkt steuert, fand es aber fast genauso reizvoll, virtuell als Trainer und Manager anzutreten.
Heutzutage ist es nicht so leicht, ein Spiel zu finden, das sich noch so spielt wie die Titel von damals. Zwar gab es insgesamt wohl nie so viele Fußballmanager-Spiele wie 2015, dafür bietet der Markt aber auch allerlei Anlässe sich aufzuregen.
EA hat die Lizenzrechte, aber keinen Manager
So ist EA noch bis 2018 im Besitz exklusiver DFL-Lizenzrechte , dürfte also anders als die Konkurrenz ein Computer- oder Tablet-Managerspiel veröffentlichen, in dem die Bundesliga vorkommt. Seine "FM"-Reihe hat das Unternehmen aber vor zwei Jahren eingestellt. Auf Nachfrage heißt es, derzeit befinde sich "keine neue Management-Simulation in der Planung". Man könne ja zum Beispiel im Karrieremodus der "Fifa"-Serie weiter seine Managerfähigkeiten unter Beweis stellen. Na ja.

Screenshot aus dem "FM 14": Letztes Spiel der bekannten EA-Reihe
Foto: Electronic ArtsAuf andere Art unbefriedigend ist die Situation mit dem von Sega vertriebenen und vor allem in England beliebten "Football Manager". Spätestens seit dem Aus des "FM" gilt diese Reihe als mit Abstand bestes Spiel, dank großer Spieltiefe im Paket mit vielen Lizenzen . Es existieren verschiedene Fassungen des Spiels, für den Computer , aber auch abgespeckt fürs Smartphone und für Tablets .

Handheld-Variante des "Football Manager 2015": In Deutschland nur auf Umwegen erhältlich
Foto: SegaÄrgerlich nur, dass keine der Versionen in Deutschland offiziell verkauft wird. Der Hersteller Sports Interactive teilt auf Anfrage mit: "Wegen einer Reihe von Lizenz- und rechtlichen Gründen haben wir leider keine Möglichkeit, das Spiel in Deutschland zu verkaufen oder zu bewerben - und das wird auch in absehbarer Zeit so bleiben." Wer den "Football Manager" will, muss ihn also aus dem Ausland importieren oder auf ausländische App-Stores ausweichen.
Keine App überzeugt so richtig
Leider scheint der Aufwand nötig, zumindest, wenn man ein Spiel mit Tiefe sucht - und nicht nur einen Zeitvertreib beim Warten auf den Bus. In die letztere Kategorie fallen die meisten Managerspiele, die in den deutschen App-Stores beliebt sind.
Apps wie "Top Eleven 2015" und "Goal One" mögen zwar auf hohe Download-Zahlen kommen - mir fehlt darin aber fast immer mindestens ein wichtiges Spielelement: von der Möglichkeit, jederzeit zum nächsten Spiel zu springen, bis zur Chance, sich die Spiele anzusehen und beispielsweise zu wechseln, die Taktik anzupassen. Zudem sind die meisten Apps so konzipiert, dass sie sich ohne Internetverbindung gar nicht erst starten lassen. Blöd für längere Reisen im Zug oder Flugzeug.
Was mich konkret an drei populären Apps und einem Browser-Spiel nervt, habe ich im Folgenden zusammengefasst - per Klick oder Wischen kommen Sie jeweils zum nächsten Bild.
Der bekannteste Entwickler macht Pause
Die Frage, warum das Angebot in Deutschland so ist wie es ist, habe ich kürzlich Gerald Köhler gestellt. Köhler ist im Manager-Genre eine Legende, er verantwortete die "Anstoß"-, aber auch die "FM"-Reihe. Heute entwickelt seine Firma Bright Future vor allem Browser- und Mobilspiele, etwa ein Strategiespiel über Trucker .
Köhler spielt oder programmiert derzeit keine Fußballmanager, er selbst spricht von Sabbat-Jahren. Dass es kaum noch klassische Fußballmanager gibt, liegt seiner Einschätzung nach am schwierigen Markt. Einerseits würden die Spiele vor allem in England und Deutschland gekauft. Anderseits seien die klassischen Manager in erster Linie PC-Spiele - für Konsolen- oder Mobilspieler seien die Titel in ihrer früheren Form kaum geeignet.
Die "FM"-Spiele hätten immer einen Schock-Moment beinhaltet, sagt Köhler, wenn man nach dem Start irgendwann im Hauptmenü landet. "Dort wird man von hundert Bildschirmen mit Einstellmöglichkeiten erschlagen - das kann nicht die Zukunft sein." Köhlers Aussagen klingen nicht danach, als sei bald mit neuen Genre-Aushängeschildern zu rechnen. "Die Spiele sind sehr komplex, es ist schwer, neue Spieler für das Genre zu begeistern."
Spielszenen sind eine Herausforderung
Auch mit Blicks aufs Spieldesign sei es schwierig, neue Produkte zu etablieren: Wenn man jetzt neu ansetzt, brauche es ein paar Jahre, bis man auf das Niveau der großen Manager kommt, meint Köhler. Niemand schüttle einfach so eine gute Engine aus dem Ärmel, wie sie etwa für Live-Spielszenen gebraucht wird.
Im Moment bleibt Fußballfans wie mir, die mehr wollen als seichte Apps, also wohl nur der "Football Manager", zu dem es zumindest ein deutsches Fanforum und eine inoffizielle, von der Community erstellte deutsche Sprachdatei gibt. Alternativ bleibt noch reine PC-Software wie der Manager "Torchance 15", Testberichte zu Letzterem machen aber wenig Lust auf das Spiel.
Gerald Köhler selbst hat offenbar derzeit keine Comeback-Pläne, will aber auch nicht ausschließen, dass er doch wieder einmal in das Genre einsteigt.