Beliebtes Onlinespiel In "Fortnite" gibt es keine Polizeiautos mehr

Szene aus der aktuellen Version von "Fortnite: Battle Royale": Bislang lassen sich die Autos, die in der Gegend herumstehen, nicht fahren
Foto: Epic GamesDie Karte von "Fortnite: Battle Royale" ist dank fortlaufender Updates ständig im Wandel: Derzeit etwa ist ein Großteil der Spielwelt überflutet. Doch im "Fortnite"-Universum gibt es auch wiederkehrende Elemente, wie zum Beispiel Fahrzeuge, die irgendwo herumstehen.
Bei diesen Fahrzeugen jedoch ist Spielerinnen und Spielern des Onlinetitels dieser Tage etwas aufgefallen: Seit dem letzten großen Update trifft man keine Polizeiwagen mehr an . Auch im Kreativmodus von "Fortnite", in dem Fans eigene Karten bauen können , fehlen die Wagen Nutzerberichten zufolge.
Was dahinter steckt, ist unklar. Hersteller Epic Games hat sich zum Thema öffentlich bislang nicht geäußert. Auch eine SPIEGEL-Anfrage vom Montagmorgen blieb bisher unbeantwortet. Naheliegend erscheint aber, dass Epic Games die Autos als Reaktion auf die vor allem in den USA großen Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt entfernt hat.
"Einfach sensibel für die Themen"
"Ich würde nicht sagen, dass es sich um eine politische Stellungnahme handelt", zitiert das "Wall Street Journal" zu dieser Theorie passend eine anonyme Quelle , die der Entwicklung von "Fortnite" nahestehen soll. "Ich denke, wir sind einfach sensibel für die Themen, mit denen viele Menschen in unserem Publikum zu tun haben."
Der Quelle zufolge existieren nach dem Update zwar weiter Fahrzeuge in der Spielwelt, jedoch tatsächlich keine Polizeiwagen mehr. Möglich scheint mit Blick auf das Insider-Zitat, dass es Epic Games von Polizeigewalt betroffenen Spielern nicht länger oder zumindest vorerst nicht mehr zumuten wollte, auch in der Fantasiewelt ihres Lieblingsspiels auf Polizeisymbolik zu stoßen.
Ebenso könnte es ein Ziel des Herstellers sein, zu vermeiden, dass Polizeiwagen-Szenen aus "Fortnite" Teil des politischen Geschehens werden. Denkbar wären im Fall "Fortnite" beispielsweise Videos, in denen sich Spieler um ein Auto positionieren und über den Sprachchat Protestslogans skandieren. In den vergangenen Monaten war beispielsweise das Nintendo-Switch-Spiel "Animal Crossing: New Horizons" für Digitalproteste gegen Chinas Regierung genutzt worden und auch in "Grand Theft Auto Online" fanden die Hongkong-Proteste einen Widerhall.
Die Polizeiautos waren nur Zierde
"Fortnite" ist eines der populärsten Videospiele überhaupt, spielen lässt es sich auf dem PC, auf Konsolen, aber auch auf Smartphones. Im Mai gab Epic Games bekannt, dass sich bereits 350 Millionen Nutzer für das kostenlose Spiel mit optionalen Zusatzkäufen registriert hätten.
Die Polizeiautos waren in "Fortnite" stets nur Zierde gewesen - sie standen in der Gegend herum, mit ihnen fahren konnten Spielfiguren aber nicht. Mit einer kommenden Aktualisierung des Spiels allerdings soll es bald wohl mehrere steuerbare Autos geben, so legt es Werbematerial von Epic Games nahe .

Werbebild von Epic Games: Bald wird es in "Fortnite: Battle Royale" wohl fahrbare Autos geben
Foto: Epic GamesEin Reddit-Nutzer kommentierte daher , er glaube, dass Epic Games die Polizeiwagen wohl vor diesem Hintergrund entfernt habe: Er meint, der Hersteller habe die Kontroversen vermeiden wollen, die es bedeuten könnte, wenn "Fortnite"-Spieler aus Polizeiautos auf andere Spieler schießen könnten. Ob diese Funktion allerdings jemals wirklich geplant war, weiß auch er nicht.
Etwas Positives oder etwas Negatives?
Dass das Verschwinden der Wagen eine Reaktion auf die politische Lage ist, bezweifelt offenbar aber kaum ein Spieler . So spricht ein anderer Reddit-Nutzer von "traurigen Zeiten": "Die Anti-Cop-Stimmung erreicht alles." Wieder ein anderer Nutzer kritisiert, das Entfernen der Autos ruiniere einige Karten, die er selbst gebaut habe: "Es fühlt sich einfach so dumm an, dass Polizeiautos aus einem Videospiel entfernt werden - nur wegen der Probleme, die es in Amerika gibt."
Manche Social-Media-Nutzer sehen ein "Fortnite" ohne Polizeiwagenpräsenz aber auch als Fortschritt an: "Ich kann die Verherrlichung der Polizei in Videospielen nicht ertragen und das macht mich ehrlich glücklich", kommentierte etwa eine Twitter-Nutzerin , die sagt, ihr elfjähriger Sohn spiele "Fortnite" und habe ihr von der Änderung berichtet.