Videospielmitschnitte Was Jugendliche bei Let's-Plays beachten sollten

Jugendliche vor der Kamera: Viele junge Menschen stellen Videos von sich ins Netz
Foto: Bente StachowskeMillionen Jugendliche schauen sich Videos an, in denen andere Computer spielen. Sehen hektische Mausbewegungen, hören aufgeregte Schreie, Flüche oder witzige Kommentare der Spieler. Das Genre heißt Let's Play und ist eines der beliebtesten Video-Formate auf YouTube.
Die erfolgreichsten Let's-Player erreichen Millionen Abonnenten und können von ihren Gaming-Kommentaren ihren Lebensunterhalt finanzieren. Einige sind zu echten Stars aufgestiegen. Der Jugendtraum Fußballprofi hat Konkurrenz bekommen: Tausende Teenager träumen davon, berühmte Vorspieler zu werden. Sie richten sich eigene YouTube-Kanäle ein und filmen sich vor dem Rechner oder der Spielkonsole.
Manche Eltern mögen das bedenklich finden - diese Ansicht teilt aber nicht jeder. "Für Jugendliche sind Let's-Plays eine hervorragende Möglichkeit, zu reflektieren, was sie tun", findet etwa Anne Sauer.
Bedrohung oder Chance?
Die Medienpädagogin arbeitet für Spielbar , eine Plattform der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Computerspiele. Auf dem Festival Play15 in Hamburg leitet sie einen Let's-Play-Workshop. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Sarah Pützer bringt Sauer Kindern und Jugendlichen bei, was internetkritische Eltern schon beim ersten Gedanken daran das WLAN-Passwort ändern lässt: wie man sich beim Computerspielen aufnimmt, wie man sich filmt, wie man die Videos schneidet und per YouTube aller Welt zugänglich macht.

Bei Let's-Playern besonders beliebt: Das Weltenbauspiel Minecraft (hier die Windows-10-Beta-Edition)
Foto: MicrosoftWer kommentiert, muss nachdenken
17 Jugendliche, die meisten zwischen 12 und 18 Jahren alt, nehmen an diesem Tag an Sauers Workshop teil. Etwa die Hälfte gibt an, regelmäßig Let's-Plays anzusehen - das Format hat aber wohl noch mehr Fans. "Die Mädchen geben wohl aus Gruppenzwang nicht so gern zu, sich für Computerspiele zu interessieren", sagt Sauer. In Einzelgesprächen würden sich aber viele zu dem Hobby bekennen.
Im Massenphänomen Let's Play sieht Sauer Chancen: "Wer kommentiert, was er da spielt, muss nachdenken, was er tut", sagt sie. Stundenlanges stumpfes Gedaddel sei für Let's-Player gar nicht möglich. Die Zuschauer wollten schließlich nicht nur unterhalten werden, sondern auch wissen, ob es sich lohnt, ein Spiel zu kaufen oder auszuprobieren.
So sieht das bei den Profis aus: Ein Let's Play Minecraft von Gronkh
Let's Plays seien immer auch eine Rezension der Spiele - dafür müssten die Jugendlichen über bestimmte Dinge nachdenken: etwa darüber, ob und warum ein Spiel Spaß macht oder nicht.
Pädagogisch wertvoll und cool, das verträgt sich eigentlich wie Straßenkreide und Regen. Bei Let's Plays, glaubt Sauer, funktioniere beides.
Nicht die eigene Adresse verraten
Sauer weiß auch um die Gefahren von Livestreams und auf Videoportalen hochgeladenen Clips: Seinen Namen, seine Schule und seinen Wohnort sollte man im eigenen Video besser nicht nennen, warnt sie die Teenager. Außerdem müsse man bei der Auswahl der Spiele vorsichtig sein.
Die Gaming-Sequezen werden mit einem Programm aufgenommen, das den Bildschirm abfilmt. Streng genommen stellen die Mitschnitte, wenn sie auf YouTube geladen werden, Urheberrechtsverletzungen dar - und während einige Spielehersteller die Videos als kostenlose Promotion tolerieren, seien andere streng, sehr streng.
Vorsicht, Urheberrecht: Besser nur Indie-Games
Auch wenn ein Video kaum angeklickt wurde, könnten Schadensersatzforderungen geltend gemacht werden. Die bekannten Let's-Player haben oft Verträge mit den Spieleherstellern, mit denen sie sich rechtlich absichern. Wenn andere ein Spielvideo ins Netz gestellt haben, heißt das also nicht, dass man es selbst auch darf. "Wir arbeiten deshalb mit Indie-Games, das ist sicher", sagt Medienpädagogin Sauer.
Im ersten Teil von Sauers Workshop haben sich die Jugendlichen mit dem Aufnehmen der Spiele vertraut gemacht. Jetzt folgt Teil zwei, das Sprechen vor der Kamera - während das Spiel läuft.
Die Videos werden auf dem YouTube-Kanal von Spielbar veröffentlicht, doch trotz des Drucks fällt die Begrüßung meist ziemlich lässig aus. Erst wenn es mit dem Spielen los geht, zeigen sich die Schwierigkeiten: Die größte Herausforderung besteht darin, permanent zu reden - gerade, wenn es im Spiel knifflig wird. Der Gamer muss sich konzentrieren, der Kommentator aber sprechen. Ein guter Let's-Player sollte beides gleichzeitig sein.

Phase zwei des Workshops: Spielen und dabei vor der Kamera sprechen
Foto: Bente StachowskeAm Ende ist es bei wie bei den Fußballern. Den Traum, mit dem Hobby erfolgreich und berühmt zu werden, verwirklichen nur wenige. Aber schon der amateurhafte Versuch kann jede Menge Spaß machen.