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Angespielt: Mass Effect 3

Foto: Electronic Arts

Angespielt Mass Effect 3

"Journey" wandert zum Berg, "Mass Effect 3" streitet sich ums Ende und "Alan Wake's American Nightmare" gruselt sich im Dunkeln, während "I Am Alive" kompliziert neue Wege geht und "Catherine" Bindungsängste auslotet.

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Durch den Weltraum fliegen, versuchen die Erde zu retten, sich durch Marsstürme kämpfen und dabei immer auf einen etwas ungelenken Arm schauen, der eine Waffe trägt: Das in etwa ist das, was man in den ersten beiden Stunden von "Mass Effect 3" macht. Zwischendrin versucht man, bedeutungsschwangere Unterhaltungen zu führen und sich vorher zu überlegen, wie die gestellte Frage wohl bei der Zielperson ankommt. Meistens liegt man richtig.

Der dritte Teil der Serie ist damit wenig anders als die ersten beiden. Warum auch? Beide waren sehr erfolgreich, haben Millionen von Fans und werden entweder heiß geliebt oder mit einem Achselzucken ignoriert. Es hätte also für die einen der grandiose Abschluss der Science-Fiction-Rollenspielserie sein können, den anderen wäre es weiterhin egal.

Statt dessen aber hat sich am Ende von "Mass Effect 3" ein Streit entzündet. Viele Fans sind unzufrieden, einige von ihnen sind so weit gegangen, eine Petition zu starten, in der sie Entwickler Bioware aufrufen, das Ende umzuschreiben. Nun lässt sich im Netz wahrscheinlich für nahezu alle Streitfragen eine Petition finden. Doch die sich daraus ergebenden Fragen sind viel spannender als das Spiel an sich.

So wird zum einen in Frage gestellt, ob Spiele Kunst oder Dienstleistung sind. Wäre es Kunst, so würde man das Ende vielleicht unpassend finden, aber nicht eine Änderung fordern. Schließlich gibt es ja auch keine Petitionen, die fordern, dass Madonna ein Lied neu aufnimmt, weil es einem nicht gefällt. Wären Spiele eine Dienstleistung, so wäre diese Initiative naheliegender.

Die andere, nicht minder spannende Frage ist die nach der Freiheit im Spiel. Das nämlich ist es, was so viele Spieleentwickler heute schaffen wollen und dieses Versprechen ist es, das letztlich den Missmut vieler "Mass Effect"-Spieler hervorruft. Freiheit bedeutet, Spieler selbst entscheiden zu lassen, wie sich der Protagonist entwickelt, wie sich die Geschichte entwickelt. Das Problem: Die absolute Freiheit gibt es im Spiel nicht. Zumindest dann, wenn man eine Geschichte erzählt.

"Heavy Rain"-Entwickler David Cage hat seine Arbeit einmal so beschrieben: Eine Geschichte ist wie ein Strang von Gummibändern, die sich an einigen Stellen weit voneinander entfernen können, an anderen aber wieder eng zusammenlaufen, neu gebündelt werden müssen. Die Kunst ist, dieses so unauffällig wie möglich zu machen. Das scheint den Entwicklern von Bioware bei "Mass Effect 3" nicht gelungen zu sein und deckt doch einfach nur eins auf: Spiele sind noch längst nicht da angelangt, wo man sie gerne sehen möchte. Freiheit und Geschichtenerzählung schließen sich aus.

"Mass Effect 3" von Electronic Arts, für PC, Playstation 3 und Xbox 360, ab 40 Euro; USK: Ab 16 Jahren

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