Warnung der mexikanischen Regierung Drogenbanden kontaktieren Kinder über Videospiele

Kinder mit Mobiltelefonen: Rekrutierung über Games und Chats
Foto: Jochen Eckel / IMAGODie mexikanische Regierung warnt davor, dass Drogenbanden zum Anwerben von Kindern auf moderne Medien setzen. Das organisierte Verbrechen nutze Games und Netzwerke wie TikTok und Instagram, um junge Menschen zu rekrutieren, sagte der für Sicherheitsfragen zuständige Staatssekretär Ricardo Mejía am Mittwoch. Als Beispiel führte er den Fall von drei Kindern im Bundesstaat Oaxaca an, die nach einer mutmaßlichen Kontaktaufnahme übers Internet vorübergehend verschwunden waren.
Die Polizei hatte die drei Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren am 9. Oktober wiedergefunden, nachdem ihre Familien sie vermisst gemeldet hatten. Eines der Kinder war demnach im August über das kostenlose Handyspiel »Free Fire« in Kontakt mit einem mutmaßlichen Kriminellen gekommen. Der Verdächtige habe dem Kind einen Job angeboten, nachdem sie ihre Unterhaltung auf Facebook weitergeführt hatten, sagte Mejía, der auch bei Konsolenspielen zur Vorsicht mahnte.
»Free Fire« ist ein Actionspiel mit Chatfunktion, das weltweit populär ist. Allein auf Android-Geräten wurde es mehr als eine Milliarde Mal installiert. Bei einer so riesigen Nutzerschaft ist es schon statistisch zu erwarten, dass es auch von zahlreichen Kriminellen gespielt wird – sei es als Freizeitspaß oder tatsächlich gezielt, um mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu kommen und diese auszubeuten.
Zwei Schulfreunde angeworben
Die Arbeit, die dem Kind angeboten wurde, habe darin bestanden, im Norden von Mexiko »Funkfrequenzen zu überwachen, um vor Polizeipräsenz zu warnen«, sagte Staatssekretär Mejía weiter. Die versprochene Bezahlung lag demnach bei 8000 Pesos für jeweils zwei Wochen Unterstützung, umgerechnet 340 Euro.
Der Minderjährige habe das Angebot angenommen und zudem zwei Schulfreunde angeworben, heißt es. Letztlich sei das Trio aber gefunden worden, bevor es in einen Bus nach Nordmexiko gestiegen sei.
Dem Netzwerk für Kinderrechte in Mexiko (Redim) zufolge werden in Mexiko jedes Jahr Tausende Kinder von Drogenhändlern und anderen organisierten Banden rekrutiert. Der Drogenhandel ist eine der Hauptursachen für die ausufernde Gewalt in vielen der 32 Bundesstaaten Mexikos. 2020 verzeichnete das Land offiziell mehr als 36.579 Tötungsdelikte – rund 100 pro Tag.
Dass Kriminelle auch Onlinespiele und Social-Media-Apps nutzen, um in Kontakt mit jungen Menschen zu kommen, ist kein rein mexikanisches Phänomen. Auch in Deutschland warnen Ermittler und Kinderschutzorganisationen davor, dass beispielsweise Sexualstraftäter gezielt Plattformen wie Knuddels oder Onlinespiele mit In-Game-Chat nutzen, weil sie wissen, dass dort Kinder und Jugendliche unterwegs sind, oft ohne Aufsicht Erwachsener.
Die Täter geben sich dabei häufig selbst als Kinder aus , um das Vertrauen ihrer Chat- oder Spielpartner zu gewinnen und sie dann zum Beispiel zu Unterhaltungen über Messenger-Apps zu bewegen. Mehr zum sogenannten Cybergrooming lesen Sie hier sowie hier .