Wettrüsten um digitale Zukunft Auch Microsoft wettet aufs Metaversum

Microsoft sagt Mark Zuckerberg mit Plänen für das sogenannte Metaversum den Kampf an – mit aktuellen Milliardengewinnen aus seinen bisherigen Geschäftsfeldern im Rücken.
Ein Microsoft-Büro in New York

Ein Microsoft-Büro in New York

Foto: Swayne B. Hall / AP

Die neuesten Zahlen seiner Firma dürfte Satya Nadella gern präsentiert haben. In einem Konferenz-Call konnte er am Dienstag von einem »Rekordquartal« schwärmen und davon, wie gut Microsoft dasteht, während sich die digitale und die reale Welt angeblich immer näher kommen.

Und tatsächlich übertrafen Microsofts Ergebnisse die Erwartungen vieler Analysten. Von Oktober bis Dezember steigerte das Unternehmen seinen Umsatz im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 51,7 Milliarden Dollar. Dabei erzielte es einen Nettogewinn von 18,8 Milliarden Dollar – ein Plus von 21 Prozent.

Insbesondere das Geschäft mit Cloud-Computing-Dienstleistungen trug zu dem guten Ergebnis bei. Doch auch die Einnahmen aus der Microsoft-Plattform Azure stiegen um 46 Prozent. Und mit einem Umsatzplus von acht Prozent ging es auch in der Spielesparte voran.

Auf dem Weg zur drittgrößten Spielefirma

Im Kontext solcher Quartalsergebnisse skizzierte Microsoft nun, wie es seine Milliardengewinne investieren will. Ein Fokus liegt dabei auf dem Bereich Gaming, wo man gerade den teuersten Zukauf der Spielegeschichte plant , ein weiterer auf dem Aufbau eines sogenannten Metaversums, einer mit verschiedenen Geräten erreich- und betretbaren virtuellen Welt.

»Wir fühlen uns sehr gut positioniert, um auf dem zu surfen, was meiner Meinung nach die nächste Welle des Internets ist«, sagte Microsoft-Chef Satya Nadella am Dienstag. Die »großen Wetten« seines Konzerns auf Themen wie Inhalte, Community und Cloud hätten sich ausgezahlt, betonte Nadella außerdem.

Besonders erfolgreich waren demnach das für PC und die neueren Xbox-Konsolen erschienene Rennspiel »Forza Horizon 5« sowie der Shooter »Halo infinite«. Sie erreichten laut Unternehmensangaben 18 beziehungsweise 20 Millionen Spielerinnen und Spieler.

Der teuerste Zukauf der Games-Geschichte

»Mit unserer geplanten Übernahme von Activision Blizzard investieren wir, um es den Menschen leichter zu machen, tolle Spiele zu spielen, wo sie wollen, wann sie wollen und wie sie wollen«, fügte Nadella hinzu.

Seine Pläne für den Kauf des Herstellers von Spielen wie »Call of Duty« und »Candy Crush« hatte Microsoft vergangene Woche vorgestellt. Kommt es tatsächlich zu der 68,7 Milliarden Dollar schweren Übernahme – was Kartellbehörden noch verhindern könnten – würde Microsoft zur drittgrößten Spielefirma der Welt aufsteigen, hinter dem chinesischen Unternehmen Tencent und Sony. (Lesen Sie hier mehr über Microsofts Gaming-Deal. )

Aus Unternehmenskreisen hieß es am Dienstag übrigens , dass wohl zumindest die nächsten drei »Call of Duty«-Spiele auch für Sonys Playstation erscheinen werden, selbst wenn der Xbox-Hersteller Activision Blizzard schluckt.

Starke Marken als Lockmittel

Der geplante Deal passt zu Microsofts Ambitionen rund ums Metaversum: Die großen Marken von Activision Blizzard, zu denen auch »Diablo«, »Overwatch« und »StarCraft« zählen, könnten dem Unternehmen helfen, die Anziehungskraft seines Monatsabos namens Xbox Game Pass zu erhöhen, aber auch die einer künftigen Online-Welt.

Bei der Frage, wer das größte, coolste oder lukrativste Metaversum erschafft, konkurriert Microsoft vor allem mit Meta, dem Unternehmen von Mark Zuckerberg. Doch auch Firmen wie Tencent haben Pläne für den Aufbau solcher Online-Universen. Sie alle dürften bereit sein, im Kampf um Anteile an einem Zukunftsmarkt viele Milliarden Euro zu investieren.

Manche Online-Games gelten schon jetzt als frühe Formen von Metaversen, in die Menschen nicht nur zum Videospielen abtauchen, sondern zum Beispiel auch zum virtuellen Abhängen mit Freunden. In diese Kategorie von Games fällt etwa die Klötzchen-Plattform »Minecraft«, die seit 2014 zu Microsoft gehört. Auch das Multiplayer-Rollenspiel »World of Warcraft«, das Teil von Activision Blizzard ist, lässt sich je nach Auslegung des aus der Science-Fiction-Literatur stammenden Begriffs als Metaversum klassifizieren.

Satya Nadella hob bei einer Online-Konferenz hervor, dass Gamerinnen und Gamer in »Minecraft« schon jetzt eigene Welten bauen und dass sie bereit seien, in Spielen Geld in ihre Avatare zu investieren.

Auch LinkedIn boomt

Jenseits des Geschäfts mit Spielen und Cloud-Dienstleistungen verbesserte Microsoft seine Ergebnisse auch in traditionellen Geschäftsbereichen, etwa im Zuge der Veröffentlichung von Windows 11. Die Umsätze rund um die Office-Suite und die damit verbundenen Dienstleistungen für Datenspeicherung und -verarbeitung wuchsen im vergangenen Quartal um 14 Prozent im Geschäftskundenbereich und um 15 Prozent im Privatkundensektor. Das Karriere-Netzwerk LinkedIn steigerte seine Umsätze gar um 37 Prozent.

Nadella will auch diese Bereiche auf die Ära der Metaversen vorbereiten. Auf der Kollaborationsplattform Teams soll es daher künftig über ein Angebot namens »Mesh for Teams« eine Option für Meetings mit virtuellen Avataren geben .

Einige Analysten meldeten jedoch Zweifel an, ob der Wandel in den Büros so schnell kommen wird, wie Nadella glauben machen möchte. Man habe gesehen, wie viele Stars der frühen Pandemie-Phase »gefallen« seien, sagte der Analyst Scott Kessler von Third Bridge. Ein Ende der Coronamaßnahmen könnte demnach zu einem Rückgang der Nachfrage nach Programm für das Homeoffice führen. Kessler bezweifelt, dass das mit dem Wandel zum Homeoffice verbundene Wachstum bei Microsoft »nachhaltig« sei.

mbö/AFP
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