
Kinofilm "Pixels" Pac-Man frisst Pointen auf

"Donkey Kong" lässt grüßen: Der Film ist voll mit Videospiel-Anspielungen
Foto: Sony Pictures
Das Original von "Pixels" dauert nur zweieinhalb Minuten. Am Ende verwandelt sich die Erde in einen großen schwarzen Würfel, Menschheit weg. Die zweieinhalb Minuten sind sehr unterhaltsam: "Breakout"-Schläger reißen die Brooklyn Bridge ein, die Space Invaders bombardieren Manhattan, ein "Frogger"-Frosch hüpft über die Straßen New Yorks und Pac-Man frisst U-Bahn-Stationen auf.
Die Vorlage stammt vom französischen Filmemacher Patrick Jean und sorgte auf YouTube im Jahr 2010 für einige Aufmerksamkeit. Auch für die von Adam Sandler, dessen Produktionsfirma die Rechte an der Idee kaufte und Jean anheuerte, um aus der Idee einen Spielfilm zu machen. Chris Columbus muss allen Beteiligten als der ideale Regisseur für das Thema erschienen sein.
Columbus, heute 56 Jahre alt, macht seit über 30 Jahren Filme für Teenager und Familien. Das Drehbuch zum ersten "Gremlins"-Film von 1984 hat er mitgeschrieben und das von "Goonies" (1985). Dann kamen "Kevin allein zu Haus", "Mrs. Doubtfire" und mehrmals "Harry Potter".
Ich muss an dieser Stelle bekennen, dass ich Adam Sandler nicht ausstehen kann. Nicht persönlich, ich kenne den Mann ja nicht, aber ich kann die Art von Filmen, die er üblicherweise macht, nicht ertragen, und diesen permanenten "Debil, aber fidel"-Gesichtsausdruck schon gar nicht. Eine Ausnahme mache ich nur für "Punch Drunk Love". Darin gelingt es Sandler, den Satz "Ich brauche nur dein Gesicht zu sehen, und ich wünsche mir, es zu zerschmettern" so zu sagen, dass er tatsächlich wie eine Liebeserklärung klingt.
Sonst aber steht Sandler für alles, was an Hollywood-Komödien der letzten zwanzig Jahre unerträglich ist. Das Prinzip "Fremdschämen als Komik" zum Beispiel, das Prinzip "Körperfunktionen als Humorersatz" und das Prinzip "Ein böser Witz ist ok, solange am Ende die Liebe zur Familie siegt". Ich verabscheue Adam Sandler. Und ich bin nicht der einzige.
Voxelkugeln mit großem Maul
"Pac-Man" konnte ich, wenn ich ganz ehrlich bin, auch nie so richtig leiden. Immer die gleichen öden Labyrinthe, und am Ende liegt immer noch irgendwo eine Pille herum, die man nicht aufgefuttert hat, aber zwischen ihr und einem selbst flattern Blinky, Pinky, Inky und Clyde herum. So heißen die vier bunten Geister.
"Donkey Kong" lässt grüßen: Der Film ist voll mit Videospiel-Anspielungen
Foto: Sony PicturesIn "Pixels" kommt "Pac-Man" auch vor, die Geister sind vier Mini Cooper mit irgendwelcher Technik auf dem Dach, die gegen Riesenkugeln aus Voxeln hilft. Ja, es heißt Voxel, zusammengesetzt aus Volumen und Pixel. Pixel sind zweidimensional. Ein bisschen Klugscheißen muss schon erlaubt sein bei einem Film, der von sich behauptet, er mache Nerds zu Helden.
Adam Sandler freut sich auf ein Nickerchen
Die Prämisse von "Pixels" in einem Satz: Im Jahr 1982 wird ein Video von einer Videospielmeisterschaft mit einer Sonde ins All geschossen, 33 Jahre später kommen Voxel-Aliens zur Erde, die das Video als Kriegserklärung missverstanden haben, und fordern die Menschheit zum Videospielduell. In ihrer Irrwitzigkeit eigentlich eine großartige Idee. Trotzdem hat man das Gefühl, dass sogar Sandler selbst sich die ganze Zeit langweilt. Selbst im Mini Cooper, verfolgt von der riesigen, gefräßigen Kugel, sieht er aus, als ob er sich auf ein Nickerchen freut. Mehr Eindrücke vom Film liefert unsere Bilderstrecke.
Sandlers Figur ist ein ehemaliger Videospielkönner, aus dem zwar nichts geworden, der aber mit dem vollkommen inkompetenten US-Präsidenten (Kevin "King of Queens" James) befreundet ist. Deshalb wird er zur Verteidigung des Planeten dazugebeten, zusammen mit einem weiteren Nerd-Freund von früher. Und das ist noch einer der plausibleren Plot Points.
Dann gibt es Witze über: Nerds gegen Autorität (Generäle), Nerds gegen übersteigerte Maskulinität (Navy Seals), Nerds und Sex, Nerds und Romantik (Witze über Zähneputzen), Nerds und Ehrgeiz. Ganz ehrlich: Ich selbst habe mal ein Buch namens "Nerd Attack" geschrieben, aber das ist selbst mir zu viel. Und zu doof.
"Pixels" ist trotz einiger wirklich witziger Pointen und einiger weniger Momente echter Retro-Gaming-Coolness - gigantische "Centipede"-Würmer, die aus dem Himmel krabbeln zum Beispiel - ein unglaublich uncooler Film. Wie ein geschiedener Vater, der am Besuchswochenende versucht, mit dem Sohnemann in der Retro-Arcade Quality-Time zu verbringen. Nicht verabscheuungswürdig, nicht wirklich übel, aber ein bisschen peinlich und bemitleidenswert.
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Auf der Flucht vor der gelben Kugel: Der Mann, der hier rennt, galt früher als Wunderkind und ist heute in eine Videospielfigur verliebt. Die Filmfigur heißt Ludlow Lamonsoff und ist ein von Verschwörungstheorien besessener Supernerd, der natürlich hacken kann und bei seiner keifenden Oma wohnt. Gespielt wird er von Josh Gad.
"Game of Thrones"-Star Peter Dinklage (links) als Eddie Plant, Gad als Lamonsoff (rechts) und die zum Leben erwachte Figur "Lady Lisa" (Ashley Benson): Gegen Ende von "Pixels" wird - selbstverständlich! - in den Straßen Manhattans gegen Videospielfiguren gekämpft.
Endboss: Das Finale des Kriegs Pixel gegen Menschen ist eine nachgestellte "Donkey Kong"-Szene, in die tatsächlich auch ein Witz über den "gewaltigen Hammer" von Adam Sandlers Figur eingebaut wurde.
Sandler, Gad und Michelle Monaghan (links): Die einzige weibliche Hauptfigur ist eine Mitarbeiterin der US-Militärforschungsbehörde Darpa, die sich mit Sandler kabbelt und sich in ihn verliebt, beides eher wenig überzeugend. Rechts unten ist übrigens die Videospielfigur "Q*Bert" zu sehen. Der Film ist von Sony Pictures, die Marke "Q*Bert" gehört Sony.
Der Schöpfer und sein Kind: Hier im Schattenriss ist die Filmfigur Toru Iwatani zu sehen, der Erfinder von "Pac-Man", im Film jedoch verkörpert vom Schauspieler Denis Akiyama. Professor Iwatani versucht noch, seine Schöpfung Pac-Man zum Umdenken zu bringen, aber das geht gründlich schief. Keine Angst: Die abgebissen-weggepixelte Hand bekommt der Professor am Ende zurück.
Der Echte: In einem hübschen Cameo-Auftritt darf auch der echte Pac-Man-Erfinder im Film auftauchen - als Arcade-Automaten-Mechaniker mit Namco-Uniform.
Die Geister des Product-Placements: Pac-Man wird in den Straßen Manhattans werbewirksam mit Mini Coopers mit seltsamer Technik auf dem Dach bekämpft. Sie verkörpern die Pac-Man-Geister Blinky, Pinky, Inky und Clyde.
Rettung im Rückwärtsgang: Der Kampf mit Pac-Man ist tatsächlich den Regeln des Originalspiels nachempfunden. Sogar ein Cheat kommt zum Einsatz, der aber in der deutschen Fassung "Schummelcode" heißen muss.
Der Junge darf nicht fehlen: Sandlers Love-Interest Monaghan lässt sich gerade scheiden und hat einen netten Sohn, der den netten Nerd selbstverständlich sofort als potenziellen Ersatzpapa akzeptiert. Hier spielt der Junge den Sony-Exklusivtitel "Uncharted 3", der in Deutschland erst ab 16 Jahren freigegeben ist. Das Product-Placement ist so aufdringlich, dass es schon wieder lustig ist.
Mann mit Matte: Die Frisur, die Peter Dinklage als aus dem Gefängnis befreiter Ex-Videospielkönig im Film trägt, war dem Regisseur ein persönliches Anliegen, wie Chris Columbus in einem Interview verriet.
Serena Williams: Eine der Bedingungen, die sich Dinklages Figur für seine Teilnahme an der Weltrettung ausbedingt, ist ein Date mit dem Tennisstar. Als er anfängt, sie anzugraben, bietet sie ihm an, ihn an die Wand zu klatschen. Es ist einer der schöneren Momente des Films.
Space Invader: Das Raumschiff, aus dem all die Videospielmonster kommen, macht sich am Ende friedlich auf den Heimweg. Eigentlich müsste es Tote gegeben haben, aber darüber schweigt sich der Film aus. Ist ja für die ganze Familie.
Helden in Uniform: Auf der Brust der Overalls, in die sich die "Arcader" im Laufe des Films hüllen dürfen, prangt eine Klötzchen-Pyramide aus dem Spiel "Q*Bert", dem einzigen im Film zitierten Spiel, an dem Sony selbst die Rechte hält. Folgerichtig taucht Q*Bert selbst als sprechende Spielfigur im Film auf. Am Ende verwandelt er sich in eine Blondine mit großen Brüsten.
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