Fotostrecke

"Scepter of Goth": So sah der Rollenspiel-Klassiker 1979 aus

Game-Klassiker "Scepter of Goth" Ein Online-Rollenspiel für drei Dollar die Stunde

"Scepter of Goth" war neben "MUD" das erste Online-Rollenspiel. Es beherbergte bis zu 16 Helden, die sich durch eine Welt aus Worten kämpften. Zudem schaffte es eine Weltpremiere: Es war das erste Onlinespiel, das richtig Geld brachte.

Vor 40 Jahren erschien das einflussreichste Spiel des 20. Jahrhunderts, das Tischrollenspiel "Dungeons & Dragons". Es hat frühe Computerspiele entscheidend geprägt, zum Beispiel den Rollenspiel-Klassiker "MUD". Das wohl erste Online-Rollenspiel der Welt erschienen 1978.

Wer tut was: Mitte der siebziger Jahre war der US-Bundesstaat Minnesota eine der am besten vernetzten Regionen weltweit. Schüler konnten sich aus Schulen über ein staatlich gefördertes Computernetz auf Großrechnern anmelden, Programme laufen lassen und mit anderen Schülern kommunizieren. Das Minnesota-Netz war ein frühes Regional-Internet. Kein Wunder, dass hier eines der ersten Online-Rollenspiele überhaupt entstanden ist. "Scepter of Goth" hieß die kommerzielle Version später, entwickelt hat es der Programmierer Alan Klietz 1978 noch unter dem Namen "Milieu". Das Spielprinzip: Bis zu 16 Helden streifen durch ein unterirdisches Verließ, ein Dungeon, wie man es aus dem Tischrollenspiel "Dungeons & Dragons" kennt.

Die von Spielern online übers Netz gesteuerten Helden suchen Schätze, bekämpfen Monster - und können viele Herausforderung im Dungeon nur gemeinsam meistern. Das textbasierte Onlinerollenspiel entstand nahezu parallel zu "MUD", das auf der anderen Seite des Atlantiks im britischen Essex zwei Studenten entwickelten.

Spielmechanik: Zu "Scepter of Goth" wurde Alan Klietz auch durch "Dungeons & Dragons" inspiriert, wie er selbst rückblickend schrieb . "Jeder Spielercharakter hatte Trefferpunkte und stieg in Level-Schritten auf, in dem er Monster besiegt und Schätze anhäuft." Sinkt der Wert unter Null, stirbt der Charakter. Direkt aus D&D stammen Konzepte wie Erfahrungspunkte und Charakterklassen. Spieler müssen sich wie bei D&D bei der Erschaffung festlegen wie und wen sie spielen wollen: cleric, fighter, lady, magic-user, paladin, ranger, thief. Spieler müssen Monster besiegen und Schätze sammeln, an vielen Stellen kommt man nur in Zusammenarbeit mit anderen Spielern gegen mächtige Monster an.

Herausragend: Bis zu 16 Spieler konnten gleichzeitig eine Instanz von "Scepter of Goth" spielen, dazu mussten sie sich bei einem der Rechner einwählen, auf denen das Spiel läuft. Zu Hochzeiten hat "Scepter of Goth" Einwahlknoten in fünf US-Bundestaaten und sogar in Kanada. Klietz betreibt das Spiel Anfang der achtziger Jahre kommerziell, 2,99 Dollar kostet eine Stunde Spielzeit, bis zu 300 zahlende Kunden hatte das Spiel. Klietz war damit der erste Anbieter eines kommerziellen Onlinespiels in den USA. 1986 verkaufte er die Rechte an eine andere Firma.

Einflussreich: In den Vereinigten Staaten hat "Scepter of Goth" als erstes MUD die meisten später erscheinenden Onine-Rollenspiele beeinflusst. Das weltweit erfolgreiche MMORPG "Dark Age of Camelot" wurde von "Scepter"-Fans entwickelt. Einer von ihnen, Matt Firor, ist heute für "Elder Scrolls Online" verantwortlich.

Quelle: Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "Drachenväter. Die Geschichte des Rollenspiels und die Geburt der virtuellen Welt ."

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren