Spieleentwickler über die Zukunft "Wir können das Holodeck bauen"

Was bringen die neuen Konsolen, welche Innovationen stehen an? Sechs Spieleentwickler, darunter etwa Hideo "Metal Gear" Kojima wagen Prognosen: vom Holodeck bis zum Universalspiel für alle Geräte.

Hilmar Petursson: "Das Holodeck kommt"

Hilmar Petursson: Der 40-Jährige ist Gründer von "Eve Online"

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Foto: CCP Games

Das erste Spiel, das ich geliebt habe: "Atic Atac" auf dem Sinclair Spectrum.

Größte Innovation im Gameplay seit "Super Mario 64": (Petursson lacht, zeigt hinter sich auf die VR-Brille Oculus Rift, für die CCP ein Spiel entwickelt hat.) Ich will uns nicht selbst loben, aber wir haben dafür Auszeichnungen bekommen - und das ist nur eine technische Demo. Virtual Reality wird ganz groß. Die Menschen sind gespannt, wir Computerspiel-Nerds träumen seit Jahren davon, jetzt ist es möglich. Als ich die Oculus zum ersten Mal ausprobiert habe, schaute ich auf den Körper meines Avatars hinunter und war verwundert: Ich bin dünner! Ich trage kein Hemd! Ich kann meine Hände nicht bewegen! Ich hatte eine Identitätskrise. Wenn wir in ein paar Jahren die Hände bewegen können und einen Feuerball auf der Hand des Avatars lodern lassen, bin ich mir sicher, dass wir die Hitze in unseren Fingerspitzen spüren werden. Zwei Leute mit Oculus-Brillen können in einem Raum stehen, sie sehen sich in der Simulation, sie haben Schwerter in den Händen, sie stehen in einer Taverne, sie kämpfen. Das ist heute technisch möglich, alles dafür Notwendige gibt es schon. Wir sind ganz nah an einer Erfahrung wie auf dem Holodeck.

Spannend an den neuen Konsolen: Die Technik der neuen Konsolengeneration ist beeindruckend. Insbesondere die acht Gigabyte DDR5-Speicher der Playstation 4 sind außerordentlich wichtig, denn bei der Entwicklung schränkt uns heute oft die Speicher-Bandbreite ein. Ein PC mit vergleichbarer Speicher-Architektur würde vielleicht 3000 Euro kosten. Die Playstation 4 kostet einen Bruchteil davon, wir werden damit unglaubliche Grafik für ein großes Publikum gestalten können. Wenn die Oculus Rift damit zusammenarbeiten würde und mit der Kamera der Konsole, dann könnten wir damit ein Holodeck bauen.

Shinji Mikami : "Mehr Zeit für Kreativität"

Shinji Mikami: Der 47-Jährige schuf "Resident Evil", "The Evil Within"

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Foto: SPIEGEL ONLINE

Das erste Spiel, das ich geliebt habe: "Gradius" von Konami, ein Sidecroller-Shooter. Ich war 20, als ich das zum ersten Mal gespielt haben.

Größte Innovation im Gameplay seit "Super Mario 64": Es gibt eigentlich jedes Jahr ein besonders innovatives Spiel, aber 2012 habe ich keins gefunden. Dieses Jahr erscheint mir zum Beispiel die Grafik von "Metal Gear Solid V" außerordentlich, das ist etwas Neues.

Spannend an den neuen Konsolen: Ich freue mich am meisten darauf, dass es viel leichter wird, für diese Generation zu entwickeln. Bei der aktuellen Generation waren wir jedes Jahr mehr mit rein technischen Aufgaben beschäftigt und immer weniger mit kreativen Designfragen. Das wird sich nun ändern.

Hideo Kojima: "Ein Spiel auf allen Geräten"

Hideo Kojima: Der 49-Jährige ist der Erfinder der "Metal Gear"-Reihe

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Foto: Konami

Das erste Spiel, das ich geliebt habe: "Super Mario Brothers". Ich habe davor andere Titel gespielt, aber wenn Sie echte Liebe meinen, dann "Super Mario Brothers".

Größte Innovation im Gameplay seit "Super Mario 64": Es hat sich nicht sehr viel verändert. In vielen Shootern hat man einen Gegner und muss ihn töten. Wer das ist, warum er so handelt - das erfährt man kaum. Im Kino sieht man den Hintergrund der Helden und Gegner. Das soll in meinen Spielen auch so sein.

Spannend an den neuen Konsolen: Mit der neuen Generation kann man dieselben Spiele überall spielen, zu Hause auf der Konsole, unterwegs auf dem Tablet. Die Erfahrung mit Spielen wie "Metal Gear Solid V" wird dadurch tiefer, vielfältiger. Spieler werden eigene Missionen und Herausforderungen gestalten. Wenn Sie in "Metal Gear Solid V" von einem Punkt zum anderen reiten, können Sie Ihre Bestzeit in sozialen Netzwerken posten und Freunde herausfordern.

Matt Firor: "Es wird leicht, für alle Plattformen zu entwickeln"

Matt Firor: Producer von "Dark Age of Camelot", Entwicklungschef von "Elder Scrolls Online"

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Foto: Bethda Softworks

Das erste Spiel, das ich geliebt habe: "Wizardry". Ich war 18, als ich das gespielt habe, ein Freund hatte einen Apple II. Wir haben es zusammen bei ihm gespielt. Ich kann heute noch im Kopf das Dungeon zeichnen. Ich musste die Karte selbst malen, es gab kein Automapping.

Spannend an den neuen Konsolen: Zum ersten Mal sind sich alle Plattformen technisch sehr ähnlich - Mac, PC, Xbox One, Playstation 4. Es wird viel einfacher, für alle Plattformen zu entwickeln.

Naoki Yoshida, 40, Producer "Final Fantasy XIV: A Realm Reborn"

Das erste Spiel, das ich geliebt habe: "Mario Brothers". Es war erst mehr ein Schock als Liebe. Ein Freund auf der anderen Straßenseite bekam einen Family Computer (so hieß in Japan das Nintendo Entertainment System - d. Red.). Ich war damals sieben Jahre alt. Als ich zum ersten Mal drüben war und den Controller in die Hand nahm, den Fernseher steuern konnte - das war ein Schock. Man konnte allein spielen, mit anderen oder gegen andere - ein einfaches Spiel und so viele Möglichkeiten.

Größte Innovation im Gameplay seit "Super Mario 64": Aus Spielersicht: "Assasin's Creed 1" hat einen Standard gesetzt, dem viele Spiele seitdem folgen. Die Hauptgeschichte ist in 16, 17 Stunden durchgespielt, die Welt ist offen, viel Action, man sieht die Hauptfigur aus einer Third-Person-Sicht. Dieses Modell haben viele Spiele übernommen, ob das gut oder schlecht ist, ist eine andere Frage. Revolutionär ist "Minecraft". Aber vielleicht muss man auch sagen, dass die Industrie in den letzten zehn Jahren nicht innovativ genug war.

Spannend an den neuen Konsolen: Das werden wir vielleicht zwei Jahre nach dem Start sehen. Zu Beginn werden es viele mit bewährten Formaten versuchen, denn die Produktion für die neuen Konsolen wird teuer. Die Grafik ist viel besser und es kostet, das zu gestalten. Deshalb dürften erst mal konservative Titel kommen, aber es gibt enormes Potential durch Cloud-Dienste. Man könnte ein Spiel machen, das bei jedem Spielen völlig anders ist.

Tetsuya Nomura: "Die Spiele müssen leicht zu verstehen sein"

Tetsuya Nomura: Producer "Final Fantasy XIV"

Tetsuya Nomura: Producer "Final Fantasy XIV"

Foto: SPIEGEL ONLINE

Das erste Spiel, das ich geliebt habe: "Dragonquest 1".

Spannend an den neuen Konsolen: Cloud-Funktionen sind spannend. Aber ich bin noch skeptisch, wie viele Spieler diese Möglichkeiten verstehen. Ich will meine Spiele so zugänglich wie möglich halten. Es muss leicht sein, dass System zu verstehen und zu spielen. Ich entwickelte nicht für Besonderheiten von Konsolen, ich entwickele ein Spiel für alle Nutzer. Es darf nicht kompliziert sein.

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Foto: Ubisoft
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