Betreiber von Steam EU-Millionenstrafe für Valve und weitere Videospielfirmen

Valve-Ikone Gabe Newell (rechts): Valve zählt zu den bekanntesten Spielestudios weltweit
Foto:ROBYN BECK / AFP
Valve und fünf Publisher von Videospielen sollen nach dem Willen von EU-Wettbewerbshütern Geldbußen in Höhe von 7,8 Millionen Euro zahlen. Wie die EU-Kommission am Mittwoch als Begründung mitteilte , sei gegen das EU-Kartellrecht verstoßen worden. Valve ist als Entwickler von Spielen wie »Half-Life« bekannt geworden und betreibt die Computerspiel-Plattform Steam, auf der Zehntausende Spiele von Drittherstellern angeboten werden.
Die weiteren betroffenen Firmen sind Bandai Namco, Capcom, Focus Home, Koch Media und ZeniMax, auch sie zählen zu den bekannteren Namen der Branche. ZeniMax etwa, ist die Muttergesellschaft von Bethesda Softworks, die für Spielereihen wie »The Elder Scrolls« und »Fallout« berühmt ist.
Valves Geldbuße beträgt den Angaben zufolge mehr als 1,6 Millionen Euro. Im Gegensatz zu den Strafen für die anderen betroffenen Unternehmen, die sich auf über sechs Millionen Euro summieren, sei sie nicht um 10 bis 15 Prozent reduziert worden, heißt es: Anders als die anderen Firmen habe der Steam-Betreiber nicht mit der EU-Kommission zusammengearbeitet.
Von den fünf Herausgebern muss Focus Home die höchste Strafe zahlen (knapp 2,9 Millionen Euro), der geringste Betrag betrifft Bandai Namco (340.000 Euro).
Das wird den Unternehmen vorgeworfen
Den Unternehmen wird zur Last gelegt, dass sie Verbraucher daran gehindert hätten, gekaufte Videospiele auch in anderen EU-Ländern zu nutzen. Konkret soll es Absprachen gegeben haben, die unter anderem dazu geführt hätten, dass Aktivierungscodes – sogenannte Keys –, die auf Steam zum Freischalten von Spielen benötigt werden, nur innerhalb bestimmter Landesgrenzen funktioniert hätten. Sprich: Ein in Ländern wie beispielsweise Polen, Ungarn oder Rumänien gekauftes Spiel sei in anderen EU-Ländern möglicherweise nicht aktivierbar und damit nicht nutzbar gewesen, so die Kritik.
#EUAntitrust Commission 🇪🇺 fines Valve and five publishers of PC video games 🎮 € 7.8 million for “geo-blocking” practices ⬇️https://t.co/uPxOmHndSD pic.twitter.com/z00Gel3WEs
— EU Competition (@EU_Competition) January 20, 2021
Valve selbst hatte 2019 betont, dass sich die Vorwürfe der Kommission nicht auf den Verkauf von PC-Spielen auf Steam beziehen. Stattdessen beschuldige die Kommission die Firma, sogenanntes Geoblocking möglich gemacht zu haben. Dazu habe das Unternehmen den Spieleherausgebern Steam-Keys zur Verfügung gestellt und diese Keys – auf Wunsch des jeweiligen Herausgebers – an bestimmte Territorien innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums geknüpft, hieß es damals.
Aufgrund der Bedenken der EU-Kommission habe man jene »Region locks« im Europäischen Wirtschaftsraum ab 2015 abgeschaltet, so Valve – außer in Fällen, in denen lokale gesetzliche Vorschriften oder Vertriebsvorgaben sie notwendig machten.
Es geht um rund 100 Games
In der Mitteilung der EU-Kommission heißt es nun, die Geoblocking-Praktiken hätten rund 100 PC-Spiele unterschiedlicher Genres betroffen, darunter Sport-, Simulations- und Actionspiele. Verbraucher seien daran gehindert worden, PC-Spiele, die sie bei Vertriebshändlern der Herausgeber gekauft hatten, zu aktivieren und zu spielen. Europäischen Verbrauchern seien durch diese Geschäftspraktiken die Vorteile des digitalen Binnenmarkts verwehrt worden, heißt es weiter, »und zwar insbesondere die Möglichkeit, in verschiedenen Mitgliedstaaten das beste Angebot auszuwählen«.
Das Kartellverfahren gegen die Firmen war im Februar 2017 eingeleitet worden. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager kommentierte, die jetzt verhängten Geldbußen dienten »als Erinnerung daran, dass es den Unternehmen nach dem EU-Wettbewerbsrecht untersagt ist, den grenzüberschreitenden Verkauf vertraglich zu beschränken«.
Im Dezember 2018 war in der EU bereits die sogenannte Geoblocking-Verordnung zur Anwendung gekommen. Sie verbietet es Onlinehändlern, beim Verkauf von PC-Spielen auf physischen Medien die Nutzung geografisch zu beschränken. Angesichts je nach Land unterschiedlicher Preise kann ein Spielekauf im EU-Ausland für Verbraucher durchaus attraktiv sein.