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Fußball in der virtuellen Realität Ich bin Manuel Neuer - in Schlecht

Torwart-Paraden, Kopfbälle, Sprintduelle: All das gibt es nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch in Virtual-Reality-Spielen. Wir haben drei getestet. Taugen die was?

Virtueller Fußball wird bisher von der Couch aus gespielt: In Spielen wie "Fifa" und "Pro Evolution Soccer" wird das Schicksal der eigenen Elf per Gamepad bestimmt - es gilt, im richtigen Moment die richtigen Ideen zu haben und die passenden Tasten zu drücken.

Torwart-Rolle in "Final Soccer VR"

Torwart-Rolle in "Final Soccer VR"

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Fußballspiele für die virtuelle Realität (VR) strengen mehr an als diese Tasten-Akrobatik: Hier klappt vieles nicht ganz so leicht wie bei "Fifa" - und für manche Aktion braucht es echten Körpereinsatz. Im Torwart-Simulator "Final Soccer VR" zum Beispiel soll man durch Bewegungen mit den zwei Controllern in den Händen Bälle abwehren. Das Spiel "Headmaster" dagegen dreht sich nur um Kopfbälle. Die fürs Kopfballspiel nötige Bewegung muss der Spieler mit der VR-Brille auf dem Kopf nachahmen. In einem dritten Spiel, "VRFC", muss man fürs Laufen seine Hände auf und ab bewegen.

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Brillen-Bilanz: So steht es gerade um Virtual Reality

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Die Redakteure Markus Böhm und Danial Montazeri haben diese Besonderheiten nicht abgeschreckt. Sie spielen gerne Fußballspiele gegeneinander. Zur Fußball-WM haben die beiden nun die drei Games mit der Oculus Rift und der HTC Vive Pro getestet (einen Eindruck davon vermittelt das Video oben im Artikel). Im Chat ziehen sie Bilanz:

Markus: Eins muss man den Fußballgames lassen: Sie bringen einen ins Schwitzen, nicht nur unter der Brille. Ich könnte jetzt duschen gehen.

Danial: Gut sind die Spiele aber nicht. Von "virtuellem Fußball" habe ich mir deutlich mehr versprochen.

Markus: Ich hatte schon Spaß, vor allem mit "Final Soccer VR". Da habe ich mich wie Manuel Neuer gefühlt - nur in schlecht. Aber umso mehr habe ich mich gefreut, wenn ich den Ball mal wegfausten konnte. Und einmal hat es auch zu blitzen und donnern begonnen, als ich im Tor stand, das war cool gemacht.

Böhm als Keeper in "Final Soccer VR"

Böhm als Keeper in "Final Soccer VR"

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Danial: Fandest du das auch lustig, als du bei einer Parade den Controller gegen die Wand gehauen hast?

Markus: Geht so. Aber da fühlte es sich zumindest mal an, als hätte mein Tor wirklich einen Pfosten. Danach allerdings habe ich mich an die Bälle, die Richtung Pfosten kamen, kaum mehr rangetraut.

Danial: Ich fand bei "Final Soccer VR" die Idee gut, dass man sich den Controller der Vive an den Schuh kleben und dann per Fußbewegung schießen kann. Das hatte was von echtem Fußball. Klappte nur leider nicht zuverlässig.

Diese drei VR-Spiele wurden gestestet

left thumbbiga In diesem Spiel schlüpft man in die Rolle des Torwarts und soll mit den Handcontrollern Schüsse parieren. Die Steam-Version "Final Soccer" bietet auch einen "Stürmermodus", der es ermöglicht, selbst aufs Tor zu schießen. Dafür braucht man die sogenannten Vive-Tracker, die separat zum Vive-Headset vertrieben werden - oder man nimmt Klebeband und befestigt einen der zwei Standard-Handcontroller an seinem Schuh.

Markus: Du hast doch vor allem darüber gejammert, dass dein Schuh durch mein Klebeband Farbe verloren hat. Aber die Idee war nett, so musste man auch nicht durchgehend nur Torwart sein. Über den Platz laufen konnte man allerdings auch so nicht, anders als bei "VRFC".

Danial: Ja, in dem Spiel konnte man zwar immerhin mehr tun nur als Abwehren und Schießen. Aber die Umsetzung fand ich ehrlich gesagt grausam, von der Grafik bis zur Steuerung.

Markus: Da hast du einfach zu viel erwartet. Von den klassischen Fußballvideospielen sind die VR-Games eben weit entfernt. Und vielleicht haben wir auch beide falsche Vorstellungen von einem guten VR-Fußballgame: Vielleicht reicht auch eine Art "Fifa", bei dem man einfach eine VR-Brille trägt und in dem man per Kopfbewegung die Kamera steuert? Eine solche Idee hatten zum Beispiel die Macher des Spiels "Sociable Soccer ".

Danial: Mag sein, dass so etwas funktioniert. Die Vorstellung, selbst Tore zu schießen wie Messi und Pässe abzufangen wie Busquets und dann bejubelt zu werden, finde ich aber verlockender. Das wünsche ich mir und auf jeden Fall nicht so etwas wie "VRFC", diese Comicversion eines Stadtpark-Kicks.

Markus: Bis es so weit ist, wird es dauern. Bis dahin werde ich wohl daheim nochmal das Kopfballspiel "Headmaster" anschmeißen. Das Spiel simuliert zwar nur einen kleinen Teil des Fußballs, den aber richtig gut. Ich musste beim Kopfball instinktiv die Augen zusammenkneifen, wenn die Flanke kam.

Montazeri beim Kopfball in "Headmaster"

Montazeri beim Kopfball in "Headmaster"

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Danial: War witzig, stimmt. Nur: Länger als eine halbe Stunde wollte ich das auch nicht spielen. Auf lange Sicht langweilen mich alle drei dieser VR-Spiele - im Gegensatz zu "Fifa".

Markus: Länger als 30 Minuten solltest du "Headmaster" eh nicht spielen - es sei denn, du magst Nackenkrämpfe.

Danial: Keine Sorge, ich werde mir die Spiele wohl eh nicht zulegen. Schnäppchen sind sie mit jeweils um die 20 Euro alle nicht.

Markus: Da hast du Recht. Ich fände fünf bis zehn Euro fairer.

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