Geldsegen für Steuerbehörden Künstliche Intelligenz entlarvt illegale Pools in Frankreich

Steuerbehörden haben mithilfe einer neuen Software nicht deklarierte Pools in französischen Gärten aufgespürt. Jetzt soll das System landesweit ausgedehnt werden und auch ungenehmigte Anbauten enttarnen.
Kühlendes Nass im Gartenpool (Symbolbild)

Kühlendes Nass im Gartenpool (Symbolbild)

Foto: Patrick Pleul/ picture alliance/ dpa

Die Entdeckung Tausender nicht deklarierter privater Schwimmbäder in Frankreich hat den französischen Steuerbehörden einen unerwarteten Geldsegen beschert. Nach einem Experiment mit künstlicher Intelligenz (KI) wurden mehr als 20.000 versteckte Pools entdeckt. Pools können zu höheren Grundsteuern führen, da sie den Immobilienwert steigern, und müssen nach französischem Recht deklariert werden. Durch die KI-Analyse haben die Steuerbehörden Extraeinnahmen von etwa zehn Millionen Euro kassiert, berichten französische Medien.

Die von Google und dem französischen Beratungsunternehmen Capgemini entwickelte Software entdeckte die Pools während eines Versuchs im Oktober 2021 auf Luftbildern von neun französischen Regionen. Nun, da die Tests so viel Geld in die Steuerkasse gespült haben, sollen sie auf das gesamte Land ausgeweitet werden.

Doch es geht den französischen Behörden nicht allein ums Geld. Angesichts einer gravierenden Dürre im Land ist eine Debatte über die Nutzung von Wasser entstanden. Mehr als hundert Gemeinden haben bereits kein Trinkwasser mehr. Der Juli war in Frankreich mit nur 9,7 mm Regen der trockenste Monat seit März 1961, stellte der nationale Wetterdienst Meteo-France fest. Die Bewässerung etwa von Gärten wurde in weiten Teilen des Nordwestens und Südostens Frankreichs verboten, um Wasser zu sparen.

Poolboom durch Coronazeit

Laut der Datenwebsite Statista gab es im Jahr 2020 in Frankreich mehr als 3,2 Millionen private Schwimmbäder, deren Verkäufe bereits vor der Covid-Pandemie boomten. Da jedoch immer mehr Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiteten, gab es einen weiteren Anstieg der Poolinstallationen. Laut der Zeitung »Le Parisien« wird ein durchschnittlicher Pool von 30 m² mit 200 € pro Jahr besteuert.

Die Steuerbehörden sagen, dass die Software obendrein nun auch verwendet werden könnte, um nicht deklarierte Anbauten, Terrassen oder Pavillons zu finden, die auch bei der Grundsteuer eine Rolle spielen.

Antoine Magnant, stellvertretender Generaldirektor für öffentliche Finanzen, sagte gegenüber Le Parisien: »Wir zielen besonders auf Hauserweiterungen wie Veranden ab. Aber wir müssen sicher sein, dass die Software Gebäude mit großer Grundfläche findet und nicht die Hundehütte oder das Kinderspielhaus.«

Julien Bayou von den französischen Grünen schloss ein Verbot neuer privater Pools nicht aus. Frankreich brauche eine »andere Beziehung zum Wasser« und das Verbot sei ein »letzter Ausweg«. Die Herausforderung bestehe nicht darin, Schwimmbäder zu verbieten, sondern darin, »unseren lebenswichtigen Wasserbedarf zu gewährleisten«, sagte er.

kig

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