Filesharing BitTorrent auf dem Handy

Tauschbörsen sind nicht mehr auf die Nutzung per PC beschränkt. Stattdessen kann man sich mittlerweile auch per Mobiltelefon in die Filesharing-Netzwerke einwählen. Dem mobilen Datentausch stehen derzeit allerdings noch immense Kosten entgegen.

Vermutlich wird die aktuelle Periode der Zeitgeschichte einmal als diejenige in die Annalen der Mobilfunkgeschichte eingehen, in der schon alles möglich war, aber nichts wirklich Sinn ergab. Denn technisch steht der mobilen Netz-Welt nichts mehr im Weg. Allein die Kosten der Handy-Datendienste bremsen die Entwicklung aus.

Eines der herausragenden Beispiele für dieses Phänomen dürfte die Verfügbarkeit einer Tauschbörsensoftware für Mobiltelefone sein. Mithilfe des "SymTorrent"  genannten Programms kann man sich per Handy in das BitTorrent-Netz einklinken. So ließen sich beispielsweise Videos direkt aus dem Tauschnetz auf das Telefon laden. Den sonst üblichen Umweg über einen Computer könnte man sich sparen. Zwar ist die Software vergleichsweise funktionsarm, läuft aber ansonsten recht reibungslos.

Favorit der Piraten

BitTorrent  ist ein Filesharing-System, das speziell für die Verteilung großer Datenmengen konzipiert wurde. Vor allem Filme, aber auch Software und Musik werden darüber verteilt. Zweifelhafte Berühmtheit erlangte das System, da es sich bei Filmpiraten großer Beliebtheit erfreut. Seit einigen Jahren werden fast alle aktuellen Kinofilme illegal per BitTorrent verbreitet. Dabei sorgt der dezentrale Aufbau des Systems dafür, dass sich einmal in Umlauf gebrachte Streifen hartnäckig im Netz halten. da nützt es nichts, wenn Rechteinhaber gegen einzelne Verteiler vorgehen. Fällt ein Verteilerknoten aus, wird er automatisch durch einen anderen ersetzt.

Dem Ruf, der beste Vertriebsweg für Raubkopien zu sein, versucht BitTorrent mittlerweile durch Deals mit der Filmindustrie zu entgehen. Vor kurzem wurde sogar ein weitreichendes DRM-System eingeführt. Dennoch gibt es Schätzungen, nach denen 30 Prozent des gesamten Internetverkehrs auf BitTorrent-Transfers zurückzuführen sind - und in der Regel illegale Inhalte darüber verteilt werden. Als vor einigen Monaten in Schweden eine große Website mit Verweisen auf BitTorrent-Files vom Netz genommen wurde, ging der schwedische Internet-Traffic jedenfalls in genau dieser Größenordnung zurück.

Im WLAN bezahlbar

Doch was will man mit BitTorrent auf dem Telefon? Schließlich würde der Download eines mehrere Gigabyte großen Spielfilms per Handynetz so teuer werden, dass man auch gleich eine Privatvorstellung im Lieblingskino buchen könnte. Dies umso mehr, da Filesharing-Systeme dazu neigen, Datenmengen zu erzeugen, die kaum kalkulierbar sind?

Glücklicherweise verfügen viele Telefone der Symbian-Klasse nicht nur über einen Internet-Zugang via UMTS sondern können auch mit WLAN-Netzwerken Kontakt aufnehmen. Und damit kann es zumindest gelegentlich Sinn machen, BitTorrent auch auf dem Telefon zu betreiben. Beim Datentausch via WLAN-Hotspot im Cafe, oder auch im heimischen Drahtlos-Netz kann man davon ausgehen, dass große Downloads dank Flatrate zumindest kostenmäßig keine bösen Überraschungen nach sich ziehen.

Dennoch sind die Einsatzmöglichkeiten durch die horrenden Kosten des mobilen Datenverkehrs per GPRS oder UMTS stark begrenzt. BitTorrent auf dem Telefon, so schön es prinzipiell sein mag, gehört daher noch in die Sparte jener neuen mobilen Möglichkeiten, deren Sinn sich erst in einigen Jahren erschließen wird. Trotzdem: die Entwicklung ist angestoßen. Und mit jeder UMTS-Preissenkung dürften Tauschbörsen die mobilen Datenleitungen schneller auslasten, als es so manchem Netzbetreiber lieb sein mag.

Sascha Koesch / Fee Magdanz / Robert Stadler

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