Handys in Nordkorea Agenten fahnden nach Mobilfunkern
Mit moderner Spähtechnik wollen Nordkoreas Geheimdienste ihr Land ins Telekom-Mittelalter zurückzwingen: Ordnungskräfte sollen mit handlichen Handy-Detektoren in Städten und Dörfern der Grenzregion zu China Handy-Besitzer aufspüren. Das berichtet der US-Onlinedienst "Strategy Page". Grenzpatrouillen sollen schon länger Handy-Detektoren nutzen - darüber berichtete die "International Herald Tribune" vor zwei Jahren.
Einige in Nordkorea ertappte Handy-Besitzer sollen in letzter Zeit öffentlich erschossen worden sein, um Nachahmer abzuschrecken. Das berichtet die südkoreanische Organisation "Korea Institute for National Unification".
Diese drakonische Maßnahme scheint absurd, schließlich gibt es in Nordkorea offiziell gar kein Mobilfunknetz - jedenfalls nicht mehr: Im November 2002 hatte die Regierung offiziell ein Handy-Netz in Betrieb genommen, das nach Angaben der in Japan erscheinenden, Nordkorea-freundlichen Zeitung "Chosun Sinbo" rund 20.000 Nutzer hatte.
Der kurze Aufbruch ins Mobilfunkzeitalter währte unterdessen nur eineinhalb Jahre: Nach einer verheerenden Explosion in der Provinz Ryanggang, deren Hintergründe bis heute unklar sind, verbot das Regime kurzerhand die Nutzung von Mobiltelefonen wieder. Aber während von Regierungsvertretern bestätigt wurde, dass die Handys der 20.000 offiziellen Nutzer eingezogen wurden, gibt es keine Hinweise darauf, was mit der Netzinfrastruktur geschah.
Wo und in welchem Umfang es heute in Nordkorea Mobilfunkempfang gibt, kann nicht genau gesagt werden. Nach Informationen der "Asia Times" hat der Telekomausrüster Loxley Pacific allerdings ein Funknetz in der Sonderwirtschaftszone Rason im Norden des Landes aufgebaut.
Fest steht, dass chinesische Mobilnetze in der gesamten Grenzregion Handy-Empfang bieten. Und während diese grenzüberschreitende Netzabdeckung anfangs nur ein Nebeneffekt war, scheinen die chinesischen Provider inzwischen ihre Kapazitäten entlang der Grenze gezielt ausgebaut zu haben.
Die illegale Handy-Nutzung in Nordkorea wird vor allem durch Flüchtlinge und Schmuggler angetrieben, die ihren gewünschten Gesprächspartnern chinesische Prepaid-Telefone zukommen lassen. Zudem vermieten geschäftstüchtige Nordkoreaner ihre Handys gegen saftige Gebühren an Landsleute, die Kontakt mit Verwandten im Ausland aufnehmen wollen. Die dadurch mögliche, unzensierte Kommunikation ist dem Regime natürlich ein Dorn im Auge.
Sascha Koesch / Fee Magdanz / Robert Stadler